„Ich bin kein Moralapostel“

Mickie Krause ist am Samstag in der Messehalle bei "Trier feiert" mit dabei. Foto: ElectrolaFreunde anspruchsvoller Unterhaltung sollten am Samstag den Messepark meiden. Zwölf Disco-Schlager- und Partystars wie Michael Wendler („Sie liebt den DJ“), Olaf Henning („Cowboy und Indianer“), DJ Ötzi („Ein Stern“) und Jürgen Drews („König von Mallorca“) sorgen ab 14 Uhr bei „Trier feiert“ zwölf Stunden lang für „Ballermann“-Atmosphäre. Wo der „König von Mallorca“ auftritt, ist auch der Thronfolger nicht weit entfernt: Mickie Krause („Zehn nackte Friseusen“) geht ebenfalls bei diesem Party-Marathon an den Start. 16vor sprach mit dem 43-Jährigen über alkoholisiertes Publikum, seinen und den Musikgeschmack seiner Töchter und darüber, warum er noch in seinem Heimatort lebt.

16vor: Ich erreiche Sie gerade auf Mallorca. Die Saison ist doch vorbei, oder nicht?

Mickie Krause: Ich bin privat hier. Ich mache mein Ferienhäuschen winterfest.

16vor: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Auftritte vor?

Krause: Aufgrund der Tatsache, dass ich mittlerweile seit 15 Jahren hauptberuflich unterwegs bin, bedarf es keiner großen Vorbereitung. Vor dem Auftritt gucke ich lediglich, was für ein Publikum da ist. Dann bekommen sie die Songs, die sie hören wollen.

16vor: Gehen Sie nüchtern auf die Bühne?

Krause: Wenn ich Irgendetwas nicht brauche, ist das Alkohol. Das heißt nicht, dass ich privat keinen Alkohol trinke. Mit mir kann man unheimlich gut einen trinken. Aber Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Wenn ich zwei oder drei Auftritte am Tag habe, kann ich mir nicht erlauben, Alkohol zu trinken. Das funktioniert nicht. Das würde auch zu sehr auf meine Laune gehen.

16vor: Aber es ist doch unangenehm, nüchtern unter Betrunkenen zu sein.

Krause: Das finde ich nicht, weil ich mich auch daran gewöhnt habe. Ich gehe respektvoll mit den Leuten um, die Alkohol getrunken haben. Sie wollen mit Partymusik unterhalten werden, und da spricht nichts dagegen, wenn sie ein bisschen was getrunken haben. Wenn die Leute gar nicht mehr ansprechbar sind und am nächsten Tag nicht mehr wissen, welcher Künstler auf der Bühne gestanden hat, ist das nicht nur schade für den Künstler, sondern auch für den Gast, der Eintritt bezahlt hat. Ich bin aber kein Moralapostel.

16vor: Ist es schon mal vorgekommen, dass sie ein Konzert abbrechen mussten, weil jemand über die Stränge geschlagen hat?

Krause: Nein. Es ist aber auch oft so, dass man das gar nicht mitbekommt. Im „Riu Palace“ (Disco auf Mallorca, wo Krause seit 1999 regelmäßig auftritt) stehen jeden Dienstag 3000 Leute vor der Bühne. Man ist dann sehr auf seine Show konzentriert.

16vor: Wie geht Ihre Frau damit um, wenn Sie auf der Bühne Stücke wie „Zeig doch mal die Möpse“ singen und dieser Aufforderung dann auch noch Frauen im Publikum nachkommen?

Krause: Dazu äußere ich mich nicht. Meine Frau hat nichts damit zu tun, was ich beruflich mache.

16vor: Hat sich Ihre Arbeit auf den Musikgeschmack Ihrer Töchter ausgewirkt?

Krause: Meine Kinder sind ganz normal, gutbürgerlich groß geworden. Sie hören die „Bravo-Hits 83“ und alles Mögliche. Sicherlich auch mal Mickie Krause. Es hat für sie aber keine Bedeutung, dass der Papa Musik macht. Es ist für sie genauso, wie wenn ein Maurer zu seinen Kindern sagt: „Guckt mal, das Haus habe ich gebaut.“ Das ist für sie wahrscheinlich ähnlich uninteressant.

16vor: Welche Musik läuft auf Ihrem MP3-Player oder CD-Spieler?

Krause: Ich bin ein Kind der 80er Jahre. Ich bin mit Bands wie U2, Depeche Mode, The Cure, The Police und Peter Gabriel groß geworden. Ich sehe mir auch gerne live Bands an. Alanis Morissette habe ich vor einiger Zeit gesehen, Peter Gabriel habe ich gesehen, Bruce Springsteen habe ich gesehen… Das ist schon eine völlig andere Musik.

16vor: Sie verbringen die meiste Zeit des Jahres auf Bühnen in Ferienorten. Wo machen Sie Urlaub mit Ihrer Familie?

Krause: Ostern sind wir immer auf Fuerteventura. Das Wetter im April ist auf Mallorca dann noch sehr unbeständig. Im Sommer sind wir natürlich auf Mallorca, weil ich in den Sommerferien meine Auftritte dort habe. In diesem Jahr haben wir eine tolle, fünftägige Katamaran-Tour gemacht. Urlaub mache ich nicht in der Schinkenstraße und in den Hochburgen.

16vor: Auf welchen Ihrer Kollegen freuen Sie sich am Samstag am meisten?

Krause: Ich weiß gar nicht genau, wer da ist. Auf Jürgen Drews freue ich mich aber immer. Ich habe auch kein Problem mit Michael Wendler. Die Leute denken das immer. Ich sage aber auch ganz klar: Im Popschlagerbereich brauchen wir solche Geschichten wie „Sängerkriege“, damit die Medien auf uns aufmerksam werden. Ich komme auch mit Tim Toupet super klar. Es geht nicht darum, anderen Künstlerkollegen das Leben zur Hölle zu machen. Dafür ist unsere Musik zu bedeutungslos.

16vor: Jürgen Drews ist 68. Möchten Sie in dem Alter auch noch auf Mallorca Partymusik machen?

Krause: Wenn ich ganz ehrlich bin: Mit 68 werde ich das definitiv nicht mehr machen. Mein Ziel ist es, bis vielleicht 50 so wie bisher 200 bis 250 Auftritte im Jahr zu absolvieren, danach dann die Rosinen rauszupicken und ein bisschen mehr mein Leben zu genießen. Ich habe so viel in den letzten Jahren gearbeitet, dass ich irgendwann mal die Welt entdecken, auf Reisen gehen und mich weiterbilden möchte. Das sind Dinge, die in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben sind.

16vor: Sie leben in einem Dorf bei Münster. Ist das aus Verbundenheit zu Ihrem Geburtsort oder brauchen sie wegen Ihres Berufes die Ruhe und Abgeschiedenheit dort?

Krause: Es ist im Grunde beides. Es ist die Verbundenheit zu meiner Heimat, wo ich auch noch meinen Freundeskreis habe. Das sind die Leute, auf die ich mich immer verlassen und die ich immer treffen kann. Da muss ich nicht irgendeine Figur sein. Dort fühle ich mich wohl. Dort bin ich groß geworden und dort werden auch meine Kinder groß.

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