Herber Rückschlag für Triers Waldpänz

Anfang Juli soll der erste Trierer Waldkindergarten seine Arbeit aufnehmen. Doch kurz vor dem Start erreichte den Trägerverein nun eine Hiobsbotschaft aus dem Rathaus: Der vorgesehene Standort im Weißhauswald sei nicht geeignet, aufgrund erheblicher Bedenken des Forstamts werde man keine Baugenehmigung erteilen. „Das ist für uns schon einigermaßen katastrophal“, kommentierte Katja Siebert-Schmitt vom „Waldpänz e.V.“ gegenüber 16vor den herben Rückschlag für ihre Initiative. Die Verwaltung versichert, man werde gemeinsam nach Alternativen Ausschau halten, das Projekt sei „nicht gefährdet“. Dass dem Baudezernat der Fallstrick im Genehmigungsverfahren erst jetzt auffiel, dürfte noch für politische Diskussionen sorgen. Trotz der erneuten Verzögerungen sollen die ersten Waldpänz ab Juli betreut werden – allerdings halb- statt ganztags, und auch vorerst ohne überdachten Rückzugsort.

TRIER. Das Votum war überwältigend, eine wichtige Hürde genommen, die Initiatoren wähnten sich nun fast am Ziel: Im vergangenen März beschloss der Stadtrat gegen die Stimmen der Freidemokraten, dem Verein „Waldpänz“ einen städtischen Zuschuss von rund 22.000 Euro zu gewähren. Gemeinsam mit einem fast zehnmal so hohen Betrag aus dem Bundesprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2013/14“ schien die Finanzierung für den Bau des Waldkindergartens damit so gut wie gesichert. Beim Sportjugendheim am Wildfreigehege, unweit des Hochseilgartens gelegen, sollte ein Flachdachgebäude in Holz-Modulbauweise entstehen. Dieses würde den Kindern als Schutz- und Ruheraum dienen und auch einen Sanitärbereich umfassen. Ein aufgehübschter Zirkuswagen werde ebenfalls Teil des Konzepts. Anfang Juni, so der Plan, könnte die für Trier neuartige Kita nach mehr als zwei Jahren Vorlauf endlich ihren Betrieb aufnehmen.

Anfang Juni ist jetzt, und der Zeitplan ist Makulatur. Denn seit vergangener Woche steht fest: Die Trierer Waldpänz werden kommen, allein die stationäre Kita wird noch Monate auf sich warten lassen. Sowohl die Verwaltung als auch der Trägerverein bestätigten jetzt Informationen von 16vor, wonach der Plan, einen festen Standort zu errichten, vorerst gescheitert ist. „Die Forstverwaltung hat in einer Stellungnahme vom 16. April Bedenken gegen das Vorhaben, also die Aufstellung eines Zirkuswagens als Lager und Umkleide sowie den Neubau eines Schutz- und Ruheraums für die Neugründung eines Waldkindergartens, erhoben“, erklärte ein Sprecher der Stadt am Mittwoch auf Anfrage. Als Begründung habe die Behörde angeführt, „dass die beabsichtigten baulichen Anlagen die nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts vom 9. Juni 1993 erforderlichen Abstände zum Wald nicht einhalten, um die gemäß Paragraph 3 Absatz. 1 Satz 1 Landesbauordnung erforderliche Sicherheit zu gewährleisten“. Somit könne sich daraus „eine potentielle Gefahrenlage zwischen dem Waldrand und der vorgesehenen Bebauung ergeben“, sagte der Rathaussprecher weiter.

Diese Bewertung sei dann durch eine ergänzende Aussage des Forstamtes vom 28. Mai noch einmal bekräftigt worden, heißt es. Die Behörde habe darauf hingewiesen, „dass aus forstfachlicher Sicht auch bei bester Kontrolle und Pflege des Baumbestandes nicht ausgeschlossen werden kann, dass Bäume auch ohne Fäulnis und Windbruch – etwa durch Nachgeben der Bodenhaftigkeit -bei Starkregen umfallen“. Der Bauantrag des Vereins ging laut Verwaltung am 25. Januar diesen Jahres bei der Bauaufsicht ein. Zunächst habe man die städtische Revierförsterei konsultiert, dann sei das Forstamt Trier um eine Stellungnahme gebeten worden. Das habe seine Bedenken geäußert und diese vergangene Woche erneut unterstrichen. Daraufhin entschied man sich im Baudezernat, keine Genehmigung zu erteilen. Zwar ist ein förmlicher Ablehnungsbescheid für den Bauantrag noch nicht ergangen, doch für die Verwaltung ist der Standort im Weißhauswald damit vom Tisch. Sowohl das Bau- als auch das Sozialdezernat wollten nun „in enger Abstimmung mit dem Waldpänz e.V. gemeinsam nach einer Lösung“ suchen, verspricht der Sprecher des Rathauses. Der Kita-Beginn am 1. Juli und das Projekt als solches seien „nicht gefährdet“, versichert er.

Das bestätigt auch Katja Siebert-Schmitt. Seit Juni sind fünf pädagogische Fachkräfte auf Teilzeitbasis beim Verein beschäftigt. Man werde auf jeden Fall am 1. Juli starten, zunächst mit fünf Waldpänz, erklärt sie. Dann werde schrittweise aufgestockt. Im Kita-Bedarfsplan der Stadt sind für den Waldkindergarten 18 Plätze vorgesehen, pro Woche erhalte sie ein bis zwei Anfragen, berichtet Siebert-Schmitt. Man sei deshalb sehr zuversichtlich, die 18 Plätze besetzen zu können, doch hänge dies sehr stark davon ab, wie schnell das Ganztagsangebot komme. Vorerst könne man nur in einer deutlich abgespeckten Form beginnen. Statt des eigentlich vorgesehenen Ganztags- werde es nur einen Halbtagsbetrieb geben, kündigt die junge Mutter an. „Für den Ganztagsbetrieb bräuchten wir die Hütte“.

Die Kinder und ihre Betreuer werden sich nun allmorgendlich im Weißhauswald treffen und dann dort die Hälfte des Tages in der Natur verbringen. „In der jetzigen Jahreszeit ist das ja noch nicht so schlimm“, so Katja Siebert-Schmitt, aber als Dauerlösung komme das nicht in Betracht. „Für uns ist das schon einigermaßen katastrophal“, wird sie nun deutlicher. Und auch wenn die Waldpänz-Initiatorin betont, keine Schuldzuweisungen vornehmen zu wollen, verhehlt sie dennoch nicht ihren Frust über einen Teil der Verwaltung. „Das war so nicht zu erwarten, und wir erfahren von allen Seiten Unterstützung. Nur vom Baudezernat kommt nichts, was uns einer Lösung näher bringt“. Zwar sei in der Diskussion der Vorschlag gemacht worden, nach Quint auszuweichen, „aber dieser Standort ist für uns außer Diskussion“. Man habe weiterhin das Ziel, mit dem Waldkindergarten in den Weißhauswald zu gehen, so Siebert-Schmitt, an diesem werde man festhalten.

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