Die Grünen präsentieren eigenes Schulkonzept

In der Debatte um die künftige Gestaltung der Trierer Schullandschaft haben sich die Grünen mit einem eigenen Konzept eingeschaltet. Anders als die FWG, die Schließungen von Grundschulen kategorisch ablehnt, führt aus Sicht der Grünen an der Aufgabe einzelner Standorte kein Weg mehr vorbei. Doch die drittstärkste Ratsfraktion will andere Akzente setzen als der von der Stadt beauftragte Gutachter und beispielsweise die Grundschulen Olewig und Egbert zusammenlegen. Fusionieren sollen auch die Grundschulen Reichertsberg und Pallien, die nach den Vorstellungen der Grünen in der ehemaligen Jägerkaserne eine gemeinsame Bleibe finden könnten. Noch mehr Stoff für heftige Debatten dürfte indes ein anderer Vorschlag liefern: die IGS nach Ehrang zu verlagern und im Gegenzug die Nelson-Mandela-Realschule plus auf dem Wolfsberg zu installieren.

TRIER. Eltern, Schüler und Lehrer der Martin-Grundschule zogen am Donnerstagabend lautstark vor das Rathaus. Auch im Innern des Gebäudes machten sie ihrem Unmut Luft und warfen der Stadt Planungsfehler vor. Der von Bürgermeisterin Angelika Birk (B90/Die Grünen) beauftragte Gutachter habe bei der Erstellung des Schulentwicklungsplans mit falschen Zahlen operiert und dementsprechend auch falsche Prognosen angestellt, so die Kritik. „Schulschließung? Nicht mit uns!“, forderten die kleinen und großen Demonstranten auf Flyern und Plakaten.

Geht es nach den Grünen, dann bleibt die Martin-Grundschule erhalten. Das fordern auch die Freien Wähler, die Schulschließungen generell ablehnen und nach sechs Jahren Diskussion keinerlei Bedarf für Veränderungen in der Trierer Schullandschaft sehen; die CDU hält sich noch alle Optionen offen und will zunächst über Kriterien diskutieren, bevor man sich zu konkreten Standorten positioniert. Anders die drittstärkste Kraft am Augustinerhof: Kurzfristig hatten die Grünen ein Pressegespräch anberaumt, um ihr Konzept für die mittelfristige Schulentwicklungsplanung vorzulegen. Man habe vor der Alternative gestanden, sich „konstruktiv zu beteiligen, oder der Debatte zu verweigern“, erklärte der schulpolitische Sprecher Gerd Dahm am Donnerstag. Seine Fraktion sehe sich auch deshalb in der Pflicht, eigene Vorschläge zu machen, weil ansonsten über kurz oder lang die Kommunalaufsicht Schulschließungen verfüge.

Geht es nach den Grünen, dann werden dauerhaft nur solche Grundschulen erhalten, die eine Zweizügigkeit garantieren können. Zudem sollten bei der Planung die sozialpolitischen Bedingungen und Wirkungen möglicher Entscheidungen stärker berücksichtigt werden. Eine weitere Prämisse, die dem Konzept zugrunde liegt: „Es sollten zukünftig keine zusätzlichen Kapazitäten mehr für Landkreisschüler aufgebaut werden“, außerdem seien die Gymnasien „bei der Versorgung der Schüler mit besonderem Förderbedarf in der Sekundarstufe I stärker in die Pflicht zu nehmen“. Mit Blick auf frühere Positionen seiner Fraktion erklärte Dahm: „Für die Grünen ist das ein gewaltiger Schritt“.

Für die Betroffenen und die politischen Mitbewerber ist es erst einmal nur ein Katalog von Vorschlägen, welche die Diskussion über die Schulpolitik jedoch kräftig befeuern dürfte. Denn was die Grünen fordern, wird vielen nicht gefallen. Beispielsweise den Olewigern nicht: Das Gebäude der dortigen Grundschule solle veräußert und die Kinder künftig in der Egbert-Grundschule unterrichtet werden. „Die Zukunft der Grundschule Olewig ist mit der Aufnahme von Tarforster Schülern nur kurzfristig sicherer“, argumentieren die Grünen. Eine Aufwertung des Standorts der Egbert-Grundschule ergebe hingegen mehr Sinn. Eine klare Absage wird einer möglichen Verlagerung der Egbert-Grundschule in die Kaiserstraße erteilt: Der vorgesehene Standort sei „für eine Grundschule völlig ungeignet“, das Gebäude der ehemaligen Robert-Schuman-Realschule befinde sich schließlich eingekeilt zwischen drei mehrspurigen Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen.

Die Egbert-Grundschule könnte nach dem Willen der Grünen auch von einer Aufgabe der Kürenzer Grundschule profitieren. Deren Gebäude solle veräußert werden, wenn die bestehende Egbert-Schule so ausgebaut sei, dass sie die Schüler aus dem Nachbarstadtteil aufnehmen könne. Auch die Grundschulen Pfalzel und Quint sollten veräußert werden, ebenso die in Trier-West (Reichertsberg und Pallien). Für den Westen der Stadt wird ein Neubau oder die Umnutzung der ehemaligen Jägerkaserne empfohlen. Im Fall von Pfalzel und Quint folgen die Grünen weitgehend dem Vorschlag des Gutachters, der Fusionen mit Biewer und Ehrang vorgeschlagen hat.

Die Grünen sprechen sich klar für den Erhalt der Kurfürst-Balduin-Realschule plus aus: „Die aufgebauten Strukturen und das Konzept der Schule werden einen Standortwechsel nach Ehrang nicht oder nur in Teilen überleben“, warnt Dahm, um dann einen ziemlich kühnen Vorschlag zu unterbreiten: Die bestehende IGS soll zum Ehranger Mäusheckerweg umziehen, im Gegenzug die Nelson-Mandela-Realschule plus auf den Wolfsberg wandern. Während das Gebäude der alten Schuman-Schule in der Kaiserstraße ebenso veräußert werden müsse wie das Deutschherrengebäude der staatlichen Erzieherfachschule, könne letztere ja dann in die Speestraße wechseln.

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