Geburtstagskind sorgt für Feierlaune
Gänsehautatmosphäre in der Arena Trier: Beim 75:71-Sieg gegen den alten Rivalen aus Bonn avancierte gestern Abend der tags zuvor 27 Jahre alt gewordene Trevon Hughes zum Matchwinner. Nach Anfangsschwierigkeiten führte der Amerikaner mit 16 Punkten und acht Assists die Trierer Mannschaft an und sorgte an beiden Enden des Feldes in der Schlusssequenz für die Entscheidung. Da halfen auch die 21 Punkte von Ryan Brooks nicht. „Das Spiel hatte Derbycharakter und war sehr intensiv“, so Henrik Rödl. „Alle Zuschauer sind sicher auf ihre Kosten gekommen. Es musste am Ende nun mal einen Verlierer geben.“
TRIER. Sie kam einem ungewöhnlich lange vor, die Pause zwischen dem letzten und dem gestrigen Spiel. Durch das Pokalwochenende hat die Mehrzahl der Bundesligamannschaften eine zweiwöchige Unterbrechung gehabt, nachdem zuvor gleich mehrere Partien innerhalb kürzerer Zeit absolviert worden waren.
Die TBB Trier nutzte das für ein kurzes Trainingslager, um noch mal an Feinheiten des Spiels zu arbeiten. Das kam zu einer angemessenen Zeit, denn die kommenden Heimspielgegner haben es in sich. Da ergibt sich die Möglichkeit, sich wieder die Gunst der Trierer Sportfans zu erarbeiten, denn die Zuschauerzahlen sind rückläufig. Das soll sich bei den illustren Namen der nächsten Teams wieder ändern.
Es beginnt am Samstagabend mit dem Aufeinandertreffen – gerne als „Klassiker“ bezeichnet – gegen die Telekom Baskets Bonn. Mit der Mannschaft von Trainer Mathias Fischer verbindet man eine der schönsten Erinnerungen der Hinrunde, als man in Bonn in einer Art und Weise mit 20 Punkten gewann, wie es keiner erahnt hätte. Da möchten die Baskets noch einiges an Wiedergutmachung leisten.
Das muss ohne den langjährigen Star der Mannschaft, Jared Jordan, geschehen. Der Point Guard wechselte vor wenigen Wochen auf umstrittene Weise zu Bamberg und wurde durch Eugene Lawrence ersetzt, der die großen Fußstapfen mit fast sieben Assists im Durchschnitt aber durchaus füllen kann. Der Qualität des restlichen Kaders hat der Transfer natürlich auch nicht geschadet. Mit Tabellenplatz sechs beweisen die Herren in Magenta, dass mit ihnen nach wie vor zu rechnen ist, auch wenn sie nicht mehr wie vor einigen Jahren zur Spitzengruppe gehören.
Auf der Gegenseite freut sich Trainer Henrik Rödl, endlich wieder auf Jermaine Bucknor zurückgreifen zu können. Dieser nimmt zunächst aber auf der Bank Platz. Starten werden Trevon Hughes, Laurynas Samenas, Mathis Mönninghoff, Vitalis Chikoko und Kapitän Andreas Seiferth.
Das Spiel verläuft, wie es im Dezember aufhörte: Nach drei Minuten unterbricht Fischer die Partie durch eine Auszeit, da seine Mannen mit 7:0 hinten liegen. Hinten langen die Trierer hart zu, aus Gästesicht deutlich zu hart. Doch auch vorne läuft es für die Hausherren bestens: In den ersten fünf Minuten werden nur zwei Versuche danebengesetzt. Einen vorläufigen Höhepunkt setzt Samenas, der durch ein Vier-Punkte-Spiel die 16:4-Führung herstellt.
Auch als Vorlagengeber zeigt er sein ganzes Können und bedient Seiferth kurz darauf. Als er ausgewechselt wird, hat der Litauer bereits neun Punkte auf dem Konto. Den Schlusspunkt setzt Jermaine Anderson, der unorthodox mit einem Buzzer Beater für die 23:15-Viertelführung sorgt.
Die Bonner können in den nächsten zehn Minuten allerdings wieder herankommen, da offensiv bei der TBB nicht mehr viel geht. Nur Stefan Schmidt liefert immer wieder Punkte, wird intelligent in Szene gesetzt (zum Beispiel von Hughes, der aber nur zwei Zähler auf die Anzeige bringt). Schmidt macht bis zur Halbzeit 13 Punkte, verschenkt dabei aber auch einige von der Freiwurflinie (1 von 5).
Ryan Brooks führt die Gäste mit 14 Punkten an. Sein Trainer muss sich aber über elf hergeschenkte Offensivrebounds ärgern – die TBB hat sage und schreibe elf Wurfversuche mehr als der Kontrahent. Zur Halbzeit steht es in einem ansehnlichen Spiel schließlich 38:37.
Im dritten Abschnitt verflacht die Partie: Zahlreiche Ballverluste auf beiden Seiten und eine Phase von dreieinhalb Minuten ohne jeglichen Korberfolg sehen die 4.271 Zuschauer. Doch zum Ende hin kommt Feuer ins Spiel, als die Anhänger der Grün-Weißen ein unsportliches Foul von Andrej Mangold fordern und ein umstrittenes Offensivfoul gegen Samenas gepfiffen wird. Die ohnehin schon laute Arena wird zu einem Hexenkessel.
Das letzte Viertel hat es dann in sich. Nach dem 56:51-Zwischenstand nach 30 Minuten halten die Moselstädter zunächst den Abstand. Als etwa 2:30 Minuten gespielt sind, vergrößert Warren Ward durch ein spektakuläres „And One“ samt unsportlichen Foul die Führung auf acht Punkte. Nach einem Schrittfehler der Bonner sieht sich Fischer wieder zu einem Time-Out gezwungen. Die Zeit wird von den Zuschauern für eine Laola genutzt.
Doch wieder ist es Brooks, der eine Antwort findet: Er netzt gegen Chikoko mit Foul ein und erhöht dadurch auf 67:64. Lawrence kann von der Freiwurflinie sogar auf einen Punkt knapp zwei Minuten vor Schluss verkürzen und Tony Gaffney durch einen freien Dreier zum 71:71 ausgleichen.
In der letzten Minute zeigen Trevon Hughes und Jermaine Bucknor ihre Kaltschnäuzigkeit: Nachdem Bucknor per Freiwürfe vorlegt und sich den folgenden Defensivrebound sichert, zieht Hughes in die Zone, wird aber nur einen schlechten Wurf los, der nicht mal den Ring berührt. Glücklich bekommt er den Ball erneut und trifft einen absoluten Notwurf aus der Ecke. Dies bedeutet wieder vier Punkte Führung.
Im folgenden Angriff der Riesen vom Rhein blockt zunächst Bucknor Eugene Lawrence und Hughes klaut Benas Veikalas zudem den Ball. Der Endstand lautet 75:71 und Hughes bekommt ein Geburtstagsständchen, nachdem er noch die Humba anstimmen musste. Für Spiele wie solche wurde er verpflichtet.
Viertelstände: 23:15; 38:37; 56:51; 75:71
TBB Trier: Petric 0; Ward 8; Hughes 16; Seiferth 12; Schmidt 13; Mönninghoff 3; Samenas 13; Fritzen nicht eingesetzt; Chikoko 4; Bucknor 4; Anderson 2
Telekom Baskets Bonn: McCray 9; Looby 0; Veikalas 12; Brooks 21; Mangold 5; Lawrence 9; Koch nicht eingesetzt; Gaffney 7; Wachalski 0; McLean 8
von Manuel Maus