Freiräume nicht genutzt

Autsch! Das war gar nichts, was die Korbjäger des TBB Trier beim BBC Bayreuth zeigten: Am Ende unterlagen sie den Schützlingen von Trainer Marco van den Bergh mit 49:68 (23:29). Im Gegensatz zum letzten Gastspiel in Oberfranken versuchten die Trierer zumindest, den Schaden in Grenzen zu halten. In Bamberg war die Rödl-Truppe bekanntermaßen bitterböse unter die Räder gekommen. „Wir haben es heute einfach nicht geschafft, unsere Freiräume auch zu nutzen“, sagte Henrik Rödl nach Spielende.

BAYREUTH. Wohl wahr. Es war kein basketballerischer Leckerbissen, den 3500 Zuschauer zu sehen bekamen. Beide Mannschaften waren offensichtlich richtig gut auf den Gegner eingestellt. Bayreuth versuchte, Aufbauspieler Dru Joyce mit ständig wechselnden Gegenspielern den Zahn zu ziehen, Trier probierte das gegnerische Aufbau-Duo Danny Gibson und Osvaldo Jeanty aus dem Spiel zu nehmen. Das Ergebnis sprach anfangs eher für die Trierer, die besser aus den Katakomben kamen und eine 8:2-Führung (4.) vorlegten.

Doch schnell zeigte sich, was die Partie prägen sollte. Individuelle Fehler, unnötige Ballverluste und vor allem die miserable Wurfquote auf beiden Seiten. Bayreuth konnte kurzzeitig überzeugen und legte binnen kürzester Zeit mit einem 15:0-Run eine scheinbar komfortable 21:10-Führung vor (12.). Die Anhänger des Hausherren, die sich anscheinend schon recht früh ziemlich sicher wähnten, wurden allerdings eines Besseren belehrt. Bis zur Halbzeit konnten die Trierer noch einmal verkürzen, kamen trotz miserabler Wurfquote auf 29:23 heran. Die deprimierende Erkenntnis: Von 33 Würfen fanden nur magere acht (24 Prozent) den Weg in die Reuse, und gleichzeitig holten die langen Jungs um den konstant punktenden Philip Zwiener (acht Punkte) „nur“ 21 Rebounds – bezeichnenderweise war John Bynum mit deren fünf Toprebounder.

Der Blick auf die gegnerische Statistik verrät, wo der große Schwachpunkt war: Die TBBler holten am eigenen Brett gerade einmal neun abspringende Bälle, die Hausherren ergatterten dagegen gleich 13 Rebounds (28 gesamt). „Die gute Reboundarbeit war heute einer von zwei Schlüsseln zum Sieg“, sagte Heimtrainer Marco van den Berg. Seine lange Garde um Brandon Hunter, Ekene Ibekwe und den unter den Körben bärenstarken Tyler Smith zog Maik Zirbes und Co. regelmäßig den Nerv. „Die haben sehr gut gerebounded“, erkannte Henrik Rödl neidlos an.

Trotz aller Defizite wurde es direkt nach dem Halbzeitbreak noch einmal eng. Die zuletzt auf heimischem Parkett nicht überzeugenden Wagnerstädter fielen zurück in alte Verhaltensmuster und schienen die Partie aus der Hand zu geben. Bis zum 34:33 verkürzten die Trierer nach einem 8:0-Run und hatten das Momentum mehrmals in Händen. Einzig der Turnaround sollte nicht gelingen. Nach vier Joyce-Zählern und einem Slamdunk des ansonsten auf ganzer Linie enttäuschenden Linhart verzeichnete Ibekwe einen seiner insgesamt fünf Ballverluste: Postwendend landete das orange Leder allerdings wieder in Bayreuther Händen. Und nur zwei Minuten später waren die Hausherren wieder mit acht Zählern in Front. Als Philip Zwiener erneut verkürzen konnte, zeigte sich der zweite große Unterschied neben dem am Ende klar verlorenen Reboundduell. Die Bayreuther hatten ihr Visier von aussen weit besser eingestellt, als es die Rödl-Truppe hatte.

Am Ende trafen die Gastgeber bei 23 Versuchen insgesamt zwölf Mal von jenseits der Dreierlinie (Jeanty 4/5), während Trier bei 14 Versuchen nur ein einziges Mal einnetzen konnte. In einem auf zeitweise grottenschlechten vierten Viertel verstanden es die Trierer nicht, die Bayreuther Schwächen auszunutzen. Nach sechs gespielten Minuten im finalen Durchgang standen auf beiden Scoreboards gerade einmal vier Zähler zu Buche – schöner Basketball sieht definitiv anders aus.

„Es war heute ein harter Kampf“, so Rödl. „Bayreuth hat die Situationen in einem von großer Hektik geprägten Spiel besser gelöst.“ Sein Gegenüber Marco van den Berg dagegen fand den Schlüssel zum Sieg in der eigenen Defensive: „Wir haben es geschafft, Joyce müde zu spielen.“ Da machte sich der vielleicht größte Bayreuther Vorteil bemerkbar: Während mit Joyce, Zirbes und Zwiener drei Trierer Starter 30 Minuten auf dem Parkett standen, konnte Bayreuth trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Beckham Wyrich aufgrund seiner tiefen Bank weit mehr rotieren, und nur Tyler Smith musste mehr als 30 Minuten auf dem Feld stehen. „Da hat sich einfach bemerkbar gemacht, dass Simon Schmitz wieder fit ist, und auch Maksym Shtein wieder ein echter Faktor ist“, so van den Berg, der zudem mit Rain Veideman eine weitere Alternative hat, und auch Tom Spöler mit steigenden Einsatzzeiten bedenkt.

Doch hätte, wäre, wenn: Am Ende scheiterte Trier nicht an der Stärke des Gegners, sondern an seinen eigenen Schwächen. Wie schon im Vorjahr ließen sich die Rödl-Schützlinge über den Kampf die Butter vom Brot nehmen und verloren im Endeffekt auch noch den direkten Vergleich. Der aber wohl am Ende keine große Rolle spielen wird. Schließlich sollten die TBBler über ihre Heimstärke den Klassenerhalt am Ende mühelos eintüten können – zwei Siege dürften dazu aus den finalen Spielen reichen. Und der Kampf um die Playoff-Plätze dürfte sich mit der Bayreuth-Niederlage von alleine erledigt haben.

Andreas Bär

TBB Trier: Zwiener (14), Joyce (10), Zirbes (7), Bynum (5), Seifert (4), Washington (3), Linhart (3), Faßler (2), Dojcin (1).

BBC Bayreuth: Jeanty (12), Hunter (11), Gibson (10), Schmitz (9), Veideman (8), Ibekwe (7), Spöler (5,), Smith (4), Shtein (2).

Rebounds: Bayreuth (45/17 offensiv) – Smith 11, Hunter 10, Ibekwe 10. Trier (28/11 offensiv) – Zirbes 7.

Turnovers: Bayreuth 20 (Ibekwe 5) – Trier 17 (joyce 4)

Trefferquote: Bayreuth 24/59 (41%, davon 12/23 Dreier), 8/11 Freiwürfe.

Trier 20/58 (34% , davon 1/14 Dreier), 8/14 Freiwürfe.

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