„Entschiedene Solidarität“

TRIER. Mehr als 100 Menschen haben am Samstagabend an der Stele am Zuckerberg den Opfern der Pogromnacht vor 75 Jahren gedacht. „Erinnern ist ein Ausdruck von Verantwortung“, erklärte Oberbürgermeister Klaus Jensen in seiner Ansprache.

Gedenken1-kleinJeder Mensch trage Verantwortung, so Jensen weiter, „nicht für das Geschehen selbst, sondern dafür, dass sich so etwas nie wiederholen kann“. Der OB verwies darauf, dass die Zahl der antisemitischen Straftaten im vergangenen und in diesem Jahr wieder deutlich angestiegen sei. Zudem erinnerte er an die Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds. Mit Blick auf die NPD erklärte der Stadtchef, dass er bedaure, dass eine „Partei, deren verfassungswidriges Denken und Handeln längst auch ohne V-Leute bewiesen ist“, erneut am 9. November in Trier eine Kundgebung abhalten durfte. Mit dem Gedenken an die Opfer der Pogromnacht zeige man auch „entschiedene Solidarität mit allen Diskriminierten und Bedrängten“ der Gegenwart.

Für die Jüdische Kultusgemeinde sprach Joram Moyal. Aus heutiger Sicht seien die Verbrechen des November 38 und der Shoa „unvorstellbar“, weshalb Menschen seiner Generation auch kaum glauben könnten, dass sich derartiges hierzulande zugetragen hat – „auch wenn wir wissen, dass es so geschehen ist“. Er sei indes auch „vorsichtig zu sagen, dass so etwas nie wieder geschehen kann“, warnte Moyal und erinnerte unter anderem an die Ausschreitungen gegen Asylbewerber Anfang der 1990er Jahre in Rostock-Lichtenhagen und in Hoyerswerda. Zudem wisse er, dass bis heute auf manchem Schulhof „Jude“ mitunter noch als Schimpfwort genutzt werde. Vor diesem Hintergrund forderte Moyal, dass gerade in Schulen die Aufklärung über die Shoa und die Hintergründe nationalsozialistischer Verbrechen weiterhin einen hohen Stellenwert haben müsste.

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