Spitzenspiel zweier Spitzenteams

Alon Abelski sorgte mit seinem Treffer zum 1:1 dafür, dass Trier seit zehn Spielen ungeschlagen ist. Foto: Daniel PredigerAuf dem Papier war es bereits ein Topspiel: Der Tabellendritte Eintracht Trier empfing am Freitagabend die um einen Rang besser platzierte SG Sonnenhof Großaspach. Und es wurde auch auf dem Rasen ein Spitzenspiel. 2749 Besucher – Saisonrekord! – sahen eine von der ersten bis zur letzten Minute enorm spannende, weil sehr temporeiche Partie. Beide Mannschaften trennten sich verdient mit 1:1. „Wir können gut damit leben“, sagte der SG-Trainer Rüdiger Rehm, der von dem Spiel und der Atmosphäre im Moselstadion schwärmte. „Der Kollege hat alles richtig gesagt“, so Roland Seitz. „Unterm Strich hätte es keiner verdient gehabt, heute Abend zu gewinnen.“

TRIER. So viele SVE-Fans wie noch nie in dieser Saison bekommen von Beginn an ein rassiges Spiel geboten. Beide Mannschaften spielen alles andere als abwartend, es geht hoch und runter. Echte Torchancen gibt es zunächst jedoch keine. Auf Trierer Seite liegt dies an ungenauen Zuspielen oder daran, dass in vielversprechenden Situationen die falschen Entscheidungen getroffen werden. Die beste Möglichkeit vergibt Alon Abelski, als er bei einem Konter in Überzahl zu lange mit dem Pass auf den freien Lars Bender zögert und dann den ins Abseits laufende Sylvano Comvalius bedient (14.).

Abspielfehler der Gäste wie der, der zu diesem Tempogegenstoß führte, sind jedoch selten. Dafür häufen sich jetzt die Patzer auf Trierer Seite. Zuerst verliert Marco Quotschalla, der insgesamt nicht seinen besten Tag erwischte, den Ball nach einer kurz ausgeführten Ecke, dann vertändelt er ihn wenig später im Strafraum.
Großaspach ist eine Mannschaft, die solche Fehler oft bestraft. Das Umschaltspiel der SG sucht seinesgleichen in der Liga. Blitzschnell, punktgenau und über wenige Stationen laufen die Angriffe nach Ballverlusten des Gegners.

Das wird auch dem SVE zum Verhängnis. Der Ex-Trierer Sahr Senesie fängt einen Pass von Steven Kröner ab, stürmt in den Strafraum und schiebt die Kugel rechts vorbei an Christoph Keilmann in lange Eck (29.).

Am Gegentor hat die Heimmannschaft bis zur Pause zu knabbern. Fünf Minuten nach der Führung klärt Keilmann in höchster Not gegen Tobias Rühle (34.), dann hat Trier Glück, dass Denis Berger nach einer Flanke von Rühle am Fünfer zu Fall kommt (43.). Er hätte goldrichtig gestanden.

Die Eintracht kann sich in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit kaum noch aus der eigenen Hälfte befreien. Der Gegner, der zu den technisch besten Mannschaften der Liga gehört, ist aufmerksamer und aggressiver.

Mit der Führung im Rücken ändert Großaspachs Trainer Rüdiger Rehm die Taktik. Seine Elf steht jetzt tiefer und lauert auf Konter. Denn: Trier muss jetzt kommen. Und das tut der SVE auch: Lars Bender passt durch die Gasse auf Abelski, der einen Abwehrspeiler aussteigen lässt, dann aber am SG-Schlussmann Christopher Gäng scheitert (48.).

Weil die Gäste hinten sehr gut und dicht stehen, gibt es kaum ein Durchkommen für die Eintracht. Wenn es gefährlich wird, dann ist Abelski daran beteiligt. Wie in der 57. Minute, als er nach einem Pass von Fouad Brighache von rechts außen in die Mitte flankt. Comvalius ist einen Schritt zu weit vorne und kann den Ball nicht verwerten, dafür aber Quotschalla. Der 25-Jährige – es war wirklich nicht sein Tag – semmelt die Kugel jedoch aus zwölf Metern über das Gehäuse.

Dadurch, dass sich Brighache jetzt ins Spiel nach vorne miteinschaltet, ist die Trierer Abwehr anfälliger. Ein Fehlpass im Mittelfeld, Rühle passt umso schöner auf Senesie, der den in der zweiten Halbzeit für den gelbgefährdeten Christoph Buchner eingewechselten Torge Hollmann stehenlässt, diesmal aber am exzellent reagierenden Keilmann scheitert (61.).

Der Torschütze lässt sich feiern. Foto: Daniel PredigerDer SVE riskiert viel – und wird dafür belohnt. Abelski rennt – flankiert vom ebenfalls eingewechselten Fahrudin Kuduzovic und Comvalius – 30 Meter aufs gegnerische Tor zu, lässt sich dabei auch nicht von zwei Großaspachern aufhalten, spielt einen Doppelpass mit „Faz“ und – als alle denken, er schickt jetzt Comvalius – zieht er aus 18 Metern ab und der Ball landet links unten im Eck: 1:1 (67.). Mit fünf Toren ist der Spielmacher nun der erfolgreichste Knipser der Eintracht.

Trier dreht – angepeitscht von den knapp 3000 Fans – jetzt noch mehr auf. Das Publikum erlebt eine extrem spannende Schlussphase, in der Comvalius mehrmals den Sack hätte zumachen können. Seine beste Gelegenheit hat er, als er allein auf Gäng zuläuft, dann aber die Kugel nicht richtig erwischt und nur ein Kullerball dabei herauskommt (87.). Großaspachs Konterspiel ist immer noch eine Augenweide, doch die Torgefahr geht nun vor allem durch Standardsituationen aus. Es bleibt jedoch beim 1:1, mit dem sich offenbar jeder arrangieren kann. Schließlich hat man ein großartiges Fußballspiel gesehen.

Die Möglichkeiten für Sylvano Comvalius, Eintracht Trier in Führung zu schießen, waren da. Allein diesmal hat es nicht sollen sein. Foto: Daniel Prediger„Ich darf das Publikum beglückwünschen. Es hat sich heute gelohnt, hierhin zu kommen“, eröffnete der SG-Trainer seine Analyse nach dem Spiel. „Es hat richtig Spaß gemacht.“ Mit dem Unentschieden könne er gut leben. „Ich freue mich, wieder hierhin zu kommen.“

Auch sein Trainerkollege war voll des Lobes. Sogar fürs Publikum. „Wenn ich auch immer sehr kritisch mit dem Publikum bin: Heute war richtig geile Stimmung hier“, sagte Seitz. „Danke an die Fans. Es war ein toller Abend.“

Eintracht Trier: Keilmann – Brighache, Buchner (46. Hollmann), Dingels, Zittlau – Kröner, Cuntz (62. Kuduzovic) – Bender, Abelski, Quotschalla – Comvalius

Sonnenhof Großaspach: Gäng – Kuhn, Gehring, Schuster, Kienast (75. Veccione) – Hägele – Binakaj, Rizzi, Berger (84. Skarlatidis) – Senesie, Rühle (72. Fischer)

Tore: 0:1 Senesie (29.), 1:1 Abelski (67.)

Schiedsrichter: Patrick Alt

Zuschauer: 2749

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