„Einer der schönsten Orte in Trier“

Musik, Kunst, ein bisschen Gastronomie - mit einfachen Mitteln locken die "Moselfreunde 191" Menschen jeden Alters ans Flussufer vor der Jugendherberge. Foto: Der BelichtaMit einfachen Mitteln, aber viel Engagement ist es dem Moselfreunde 191 Trier e.V. gelungen, das Moselufer zu beleben. Mit DJ-Musik, Ausstellungen und Konzerten ziehen die Organisatoren mit Unterstützung der Jugendherberge seit wenigen Jahren bei schönem Wetter Dutzende Menschen auf die Wiese am Schiffskilometer 191 – auf einer Länge von der Rudergesellschaft bis zum Cusanushaus. Wie es zu diesem Projekt kam und warum man sich für diesen Ort entschied, erzählen Benedikt „Benne“ Roth, Steve Trappen und Der Belichta im Interview mit 16 VOR.

Was habt ihr sonntags bei schönem Wetter gemacht, bevor es euren Verein gab?

Der Belichta: Dies, das. Einfach so verschiedene Dinge.

Benne: Ich war frischer Daddy und hab‘ die Sonntage zuhause verbracht. Und davor: Samstags lange feiern, um sonntags k.o. zu sein und diesen Nullrundentag irgendwie zu überstehen.

Steve Trappen: Vorher war ich eine verlorene Kneipenseele. 191 hat mein Leben verändert. Also man war dann eher mal im Palastgarten oder hat Ziele außerhalb angefahren wie Losheim. Aber da hat das Feeling einfach gefehlt, was es nur so an der 191 gibt.

Wie ist euer Bezug zur Mosel? In einem OK54-Fernsehbeitrag habe ich gehört, dass Benedikt in der Nähe aufwuchs und dort seinen ersten Kuss erlebte.

Benne: Bin am unteren Ende der Maarstraße geboren, aufgewachsen und war immer schon am Ufer 191. Kanuverein, Hund Gassi gehen, mit der Clique treffen… Wasser ist doch Grundvoraussetzung fürs Leben überhaupt. Und gibts etwas Schöneres als eine Stadt am Wasser?

Wie kamt ihr auf die Wiese am Kilometerstand 191? Was zeichnet sie aus?

Der Belichta: Dadurch, dass Benne eben direkt um die Ecke gewohnt hat, kam er darauf, da was zu starten. Also gab‘s erst 191 als Ort und dann 191 als Idee. Ich und dieser Steve kamen dann ziemlich am Anfang dazu. Haben quasi die 191 vor dem Benne gekannt. Ich hab‘ da Fotos gemacht, so für mich, und der Benne kam dann via Facebook auf mich zu, als er die hochgeladenen Fotos gesehen hat. Und der Steve… Naja, der Steve ist halt immer überall.

Trappen: Was die 191 als Ort auszeichnet: Sie ist auf jeden Fall die am nächsten gelegene Wiese an der Mosel und auch einer der schönsten Orte in Trier. Der Blick auf die Felsen, der Fluss mit dem Steg, die große Wiesenfläche… Komisch, dass die Mosel, außer an Zurlauben, nie wirklich im alltäglichen Stadtbild war, obwohl es da ja viel Potenzial gibt – trotz Umgehungsstraße und schlechte öffentliche Verkehrsanbindung.

Ein paar Leute stellen eine Musikanlage auf und schon strömen dutzende Menschen an die Mosel – ist es so einfach?

Der Belichta: Nein, erst postet man eine Veranstaltung bei Facebook, stellt dann eine Musikanlage auf und dann strömen dutzende Menschen an die Mosel. Also ernsthaft: Die 191 ist eine Sache, die ohne Facebook vermutlich so nicht möglich gewesen wäre. Liebe an Marc Zuckerberg. Wir zahlen trotzdem nicht, um Werbung zu schalten. Letztendlich geht‘s ja auch immer um das Wie und da zeigt sich auch, dass wir das, was man wohl als PR bezeichnen würde, ganz gut hinbekommen. Das fängt allein schon mit der Namensgebung der Veranstaltungen an, geht dann weiter mit den Texten, die man postet. Wohl auch nicht zuletzt dadurch, dass ich sämtliche 191-Tage fotografisch dokumentier‘, und da sogar einen eigenen 191-Stil in der Bearbeitung entwickelt hab‘, denk‘ ich, dass dieses digital transportierte Gefühl auch immer weiter Menschen dazu animiert, sich das auch mal in echt anzusehen.

Aber das läuft natürlich auch dadurch, dass wir auch sonst so viele talentierte Leute kennen, die beispielsweise bei uns – sogar für umme – auflegen, wie Mike Default oder Kurtis Jackson, um mal nur ein paar zu nennen. Das zeigt, dass man Erfolg haben kann und was bewegen kann, ohne auf die Kommerzschiene zu gehen. Wahrscheinlich sogar gerade deshalb und weil wir‘s authentisch machen. Dementsprechend haben wir auch sehr entspanntes, angenehmes Publikum.

An den Wochenenden ist bei schönem Wetter am Schiffskilometer 191 Feiern angesagt. Foto: Der BelichtaWelche Rolle spielt Herbergsvater Georgios Tsanis bei dem Projekt?

Benne: George ist der Babba der 191. Hätten wir diesen verrückten Kerl nicht auf unserer Seite, wäre das alles nie zustandegekommen. Bevor die Sache ins Rollen kam, hatte er die Idee auch nur belächelt… ist aber dann schnell vom Potenzial überzeugt gewesen. Ohne zu wissen, wofür das eigentlich gut sein sollte, hatte Georgi der 191 eine Chance gegeben, die Sache mit Infrastruktur versorgt und sich mitreißen lassen. Danke an dieser Stelle… Wobei: Ein „Elevator-Pitch“ war das nicht! Manchmal braucht es nur eine Chance von der Person am richtigen Ort zur richtigen Zeit!

Was könnte noch besser laufen?

Benne: Naja, wir sind ja alle keine Lobby-, sondern eher Hobbyisten! Aber wir 191er steigern uns und lernen von Jahr zu Jahr dazu. Dies bedarf aber eben Zeit und vor allem einer Menge Arbeit, die jeder von uns in seiner Freizeit aufbringt – für umme! Insgesamt könnten wir bestimmt schon viel weiter sein, wenn sich mehr Leute finden würden, die auf unserer Welle sind und ganz aufopferungsvoll für den Zweck der Gemeinschaft ihr Herzblut in das Projekt stecken.

Der Belichta: Das ganze Projekt könnte, zumindest im Sommer, schon fast ein Full-Time-Job sein. Andere machen Ähnliches ja tatsächlich hauptberuflich, während wir das alles nebenbei machen. Und ich glaub‘, mit den Ergebnissen müssen wir uns nicht verstecken. Was man alles noch machen könnte, wenn man so was tatsächlich beruflich machen würde… Als Sache, die ohne Eintritt oder sonstige Kosten funktioniert – und das hat für uns auch höchste Priorität, dass das so bleibt -, läuft das schon verhältnismäßig optimal.

Benedikt lebt nicht mehr in Trier. Wie stellt ihr sicher, dass das Projekt nicht eingeht, wenn noch zwei, drei andere die Stadt verlassen?

Der Belichta: Also tatsächlich stellen wir das gar nicht sicher. Wir suchen nicht zwanghaft nach Helfern. Ich glaub, das würde so auch gar nicht funktionieren. Es ergibt sich eher, dass man mal welche kennenlernt oder dass man durch eine lose Zusammenarbeit erkennt, dass da jemand wirklich Interesse an der 191 hat, ohne die 191, als das, was sie ist und auch was sie sein kann, zu verfälschen. So wird dann ab und zu mal jemand ein Moselfreund.

Benne: Inkognito casten wir jeden Gast, bei jeder Veranstaltung.

Trappen: Also irgendwie denk‘ ich, geht die Sache immer weiter. Es ist halt die Frage wie… Es steckt echt von jedem, der bei uns im Team ist – sei es von Frank Klasen, den Stadtfelds, Kurtis Jackson, dem George natürlich und uns – eine Menge Persönlichkeit drin und das ist es auch, was die 191 so besonders gemacht hat.

Drei der Moselfreunde: Der Belichta, Steve Trappen und Benedikt Roth. Fotos: Der BelichtaWelche Folgen hätte ein verregneter oder kalter Sommer für die Moselfreunde?

Benne: Ääähm… wahrscheinlich würden wir den ganzen Sommer weinen. Wir wären doch nicht die Moselfreunde 191 wenn wir nicht für unsere „Just in time“-Aktionen berühmt geworden wären. Außerdem schmieren wir regelmäßig unseren Petrus mit ein wenig Liebe.

Der Belichta: Wenn‘s regnet, bespaß‘ ich die Leute dann digital mit normalen Memes, wobei ich Fotos von diesem Steve und authentischerweise ein schlechtes Englisch benutz‘. Das kapieren dann aber nicht so viele.

Trappen: Also Ideen sind genug da. Ich denke auch, dass wir Alternativen finden würden, um zu versuchen, die Leute auch bei Weltuntergangswetter zusammenzubringen. Vielleicht bekommen wir ja von der Stadt eine ordentliche Räumlichkeit in der Nähe der 191 gesponsert – einfach, weil wir so verdammt dope sind -, um dort dann eine Indoor-Sache umzusetzen.

Wie sind die Reaktionen der Stadt auf euer Projekt? Schließlich möchte sie seit Jahrzehnten die Bürger näher an den Fluss bringen.

Benne: Da haben wir die Masterfrage! Wir haben die Stadt ja nicht direkt gefragt, sondern die Initiative ergriffen und die Gelegenheit volley genommen, da wir finden, dass die Studentenstadt Trier, die Kulturhauptstadt Trier und – nicht zu verachten – die Hauptstadt von Europa ja nun in der Bringpflicht steht, ihrem Namen alle Ehre zu erweisen. An der Stelle dann einen Riesendank an die Stadt für die bislang anstandslose Toleranz gegenüber unserer Gruppierung!

Trappen: Uns ist zu Ohren gekommen, dass wir wohl auch vereinzelt als der „Ballermann von Trier“ bezeichnet worden sind, was überhaupt nicht unser Konzept ist. Da wir verstärkt auf familienfreundliches Ambiente setzen, sind die Reaktionen seitens Stadt aber schon positiv.

Der Belichta: Nach dem, was man so hört. Also was Offizielles kam da auch nie. Primär find‘ ich‘s aber auch super, dass die uns machen lassen. Trotzdem spricht auch nichts dagegen, da mal Kontakt zu haben und sich auszutauschen. Man zieht ja an einem Strang. Wenn sich also mal jemand mit uns auf’n Kaffee treffen will, kann der sich gern mal melden!

Es gibt Partys, Konzerte, Ausstellungen und mit den „Moselschätzen“ sogar einen Design-Markt. Was würdet ihr gerne am Moselufer noch umsetzen – auch gestalterisch?

Trappen: Man träumt halt auch von ein paar Hütten oder einem Holzsteg direkt von der Wiese zum Wasser. Aber das sind Zukunftsvisionen. Generell suchen wir trotzdem ständig Innovationen, damit es unseren Besuchern nie langweilig wird. Solche Sachen müssen halt vom Aufbau her immer gut durchdacht sein, weil wir ja keine 08/15-Sachen veranstalten wollen. Deshalb kostet so was halt auch Unmengen an Zeit.

Benne: Wie schon angesprochen… diese Freidenkerei… möglich ist doch wirklich alles, was ethisch und mit einem schmalen Taler zu verwirklichen ist. Ideen sind da wie Grashalme auf der Wiese. Leider sind die mitteleuropäischen Sommer so verdammt kurz, um alle Ideen umzusetzen. Wir sind immer darauf bedacht, das Ganze so familientauglich wie möglich zu halten. Lasst euch überraschen, was noch kommt und da kommt noch was! Wir bleiben am Wasser aktiv und freuen uns auf die Zukunft.

Informationen zu Veranstaltungen der Moselfreunde 191 finden Sie hier.

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