Ein Stück Protest
TRIER. Nach „Stadt in Aufruhr“ vor drei Monaten feiert die „Gruppe International“ um den Regisseur Roman Schmitz bereits an diesem Dienstag um 20 Uhr mit ihrem nächsten Stück „Die Gegenwart dauert drei Sekunden“ Premiere in der Tufa.
Der Fortschritt läuft schief. Wir kommunizieren schneller als früher und wissen oft nicht mehr, worüber. Es lohnt sich erst gar nicht, darüber nachzudenken, dass das, was wir Gegenwart nennen, drei Sekunden dauert. Denn die nächste Deadline ist nicht weit.
Komplexitätsgewäsch, Beschleunigungsthesen und Fortschrittsangst auf allen Kanälen. Wie wäre es mal wieder mit einer Utopie zwischen all den Negativschlagzeilen? Die Zahl der prekär Lebenden steigt stetig an, und ab jetzt werden sie überwacht. Die NSA hat die globale Überwachung der Bürger angeschaltet. 2013 wird das Geld nicht mehr durch Arbeit, sondern durch Finanztransaktionen generiert und das führt zu vollkommen neuen Formen des Miteinanders.
In Frankfurt, New York, Istanbul und Kairo die Menschen auf die Straße. Sie fordern Mitbestimmung, Gerechtigkeit und waschechte Demokratie. „Gruppe International“ schließt sich dem weltweiten Protest an und geht dahin, wo die Eliten dieser Welt sich aufhalten, um endlich Maßnahmen zu ergreifen. Und wo ginge das besser als im Transitbereich des Flughafens. Genau hier gilt es, die Überzeugungsarbeit zu leisten: Was versteht man eigentlich unter Postdemokratie? Was ist die Refeudalisierungsthese? Und was hat das Urheberrecht mit Otto Schily zu tun?
„Die Gegenwart dauert drei Sekunden“ ist ein Protestspektakel, das freimütig den Finger in die Wunde der bundesdeutschen Zufriedenheit legt. Till Reiners (ehemals „Karussell“) und Niels Wehr (ehemals „TheaterUmriss“) machen die Bühne zu einem Ort transnationaler Statements, die endlich mal gesagt werden müssen.
Weitere Aufführungen im Kleinen Saal der Tufa gibt es am Mittwoch und am Freitag jeweils um 20 Uhr.
von 16vor
