„Ein mutiger Schritt“

Am Montag kommender Woche treffen sich in Trier die annähernd 70 deutschen Weih- und Diözesanbischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Im Mittelpunkt der Beratungen soll die Rolle der Frau in der katholischen Kirche stehen, zudem wurde kurzfristig das Thema „Pille danach“ auf die Tagesordnung gesetzt. Nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI., dürfte nun aber eine andere Frage die Diskussionen beherrschen – zumindest die am Rande: Wer wird der neue Pontifex? Niemand weiß es, doch unter den Teilnehmern des Trierer Treffens werden gleich mehrere Kardinäle sein, die in dem im März startenden Konklave passives und aktives Wahlrecht genießen, darunter Reinhard Marx. Dessen Nachfolger Stephan Ackermann sprach von einem „mutigen Schritt“ des Papstes.

TRIER. Der Bischof befand sich auf Wanderschaft, privat war er unterwegs, als sich am Montagmittag die Meldungen aus Rom überschlugen. So dauerte es bis zum Nachmittag, bis sich Stephan Ackermann zu dem kirchenhistorischen Ereignis äußerte. Zurück in Trier erklärte der 49-Jährige: „In innerer Freiheit und in Klarheit ist der Heilige Vater zu dem Entschluss gekommen, dass er angesichts schwindender körperlicher Kräfte in seinem Alter den Anforderungen des Amtes nicht mehr so entsprechen kann, wie es die Aufgabe erfordert. In dieser Entscheidung drückt sich noch einmal sein Verständnis vom Amt aus, das über die Person hinausweist“.

Benedikts Schritt verdiene Respekt, denn er zeuge von einer hohen Sensibilität sowohl für die eigene Person wie für das Amt und sei „ein Zeichen innerer Stärke“. Ackermann weiter: „Dies ist ein mich persönlich bewegender und zugleich ein historischer Augenblick für die Kirchengeschichte“. Er nannte Papst Benedikt XVI. einen brillanten und leidenschaftlichen Theologen. Der Papst habe durch die „verständliche Vermittlung auch komplizierter theologischer Sachverhalte das Evangelium nach vorn gebracht und dabei einen überragenden Verstand mit großer Herzenswärme“ kombiniert. „Benedikt war und ist ein bedeutender Verkünder des Evangeliums.“ Der Papst habe eine enge Verbindung zum Bistum Trier, betonte Ackermann. So ist Joseph Ratzinger bereits bei der Heilig-Rock Wallfahrt 1959 in Trier gewesen. Ackermann ist dem späteren Papst als Student in Rom begegnet. In bleibender Erinnerung an den deutschen Papst werden für den Trierer Bischof vor allem der Weltjugendtag in Köln und der Deutschland-Besuch 2011 bleiben. „In meiner Biographie spielt der Papst insofern eine besondere Rolle, als er mich 2006 zum Weihbischof im Bistum Trier und 2009 zum Diözesan-Bischof ernannt hat“, sagte Ackermann.

Der wird in der kommenden Woche als Gastgeber der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe fungieren. Wenn diese sich in Trier treffen werden, dürfte die im März anstehende Wahl eines neuen Papstes eines der spannendsten Themen sein, wenn wohl auch nur bei informellen Treffen und Gesprächen am Rande der offiziellen Veranstaltungen. Zwei der jüngsten Wahlmänner im nächsten Konklave werden ebenfalls erwartet: der frühere Trierer Bischof und heutige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, sowie sein Berliner Kollege Rainer Maria Woelki. Beide könnten theoretisch auch zum Pontifex gewählt werden, doch dürfte dies unwahrscheinlicher sein als es ein Papst-Rücktritt noch bis Montagmorgen war.

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