Keim-Fund bei Frühgeborenen im Mutterhaus

MutterhausAuf der Kinder-Intensivstation des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen werden derzeit sechs Frühgeborene behandelt, bei denen eine Besiedlung mit dem Keim „Serratia marcescens“ festgestellt wurde. Das teilte Triers größtes Krankenhaus am Montagvormittag mit. Ein weiteres „besiedeltes Kind“ habe man zwischenzeitlich gesund entlassen können. Keines der Kinder sei zurzeit an einer Infektion mit dem Keim erkrankt, versichert das Mutterhaus. In enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt würden nun wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht. So wurden sowohl die Kinder-Intensiv- als auch die Frühgeborenen-Station bis auf Weiteres für Neuaufnahmen geschlossen. Das Neugeborenenzimmer der Wöchnerinnenstation ist nicht betroffen.

TRIER.  „Alle Kinder, die derzeit auf den beiden Stationen versorgt sind, werden von uns selbstverständlich bis zu ihrer Entlassung weiter dort behandelt. Hierbei sind die betroffenen Kinder in den Räumen der Intensivstation zusammengelegt und werden isoliert betreut. Wir sind im ständigen Austausch mit den Eltern“, erklärte Dr. Wolfgang Thomas, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums am Montag. Der medizinische Geschäftsführer Dr. Oliver Kunitz ergänzte in einer Mitteilung: „Für die Versorgung von Frühgeborenen, die nicht mehr ohne Risiko vor Geburt in ein anderes Perinatalzentrum verlegt werden können, richtet das Klinikum eine räumlich und personell komplett getrennte Ausweichstation ein. Das gilt genauso für Neugeborene und Säuglinge mit unvorhersehbar auftretenden medizinischen Problemen. Hierfür werden auch Mitarbeiter, die sich im Urlaub befinden oder in Teilzeit arbeiten, um zusätzliche Unterstützung gebeten.“

Die bei den besiedelten Kindern nachgewiesenen Serratien zeichneten sich nicht durch eine problematische Resistenzlage aus, heißt es weiter. Das bedeute: In der Versorgung von kranken Früh- und Neugeborenen gängige Antibiotika könnten im Infektionsfall zur Behandlung eingesetzt werden. Eine vorsorgliche antibiotische Behandlung der besiedelten Kinder sei hingegen nicht sinnvoll, sondern könne im Gegenteil eine Resistenzentwicklung auslösen, erläutert das Klinikum. „Der Keim, der überall in der Umwelt vorkommen kann – und vor allem im Darmtrakt von Menschen und Tieren zu finden ist – kann bei Patienten mit schweren Grunderkrankungen oder geschwächter Infektabwehr zu Infektionen führen, die schwer verlaufen können“, erläutert Dr. Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes, der in die zu erfolgenden Maßnahmen eingebunden ist.

Ihren Ursprung habe die Besiedlung der sechs Kinder mit dem Keim nach jetzigem Kenntnisstand in der Infektion eines extrem früh geborenen Kindes am dritten Lebenstag, von der es sich zwischenzeitlich erholt habe. „Strenge Isolations- und verschärfte Hygienemaßnahmen, die in Absprache mit dem Beratungszentrum für Hygiene und dem Gesundheitsamt Trier erfolgten, konnten jedoch nur vorübergehend eine Weiterverbreitung des Keimes verhindern“, so Wolfgang Thomas. „Der Keim zeichnet sich durch eine hohe Überlebensfähigkeit außerhalb von Lebewesen aus. Umfangreiche mikrobiologische Untersuchungen ergaben bislang keinen Hinweis dafür, dass die Verbreitung des Keims über eine andere Quelle als unvermeidlichen, direkten Kontakt in Notfallsituationen auf der Station erfolgte“, berichtet der Chefarzt. Per Kaiserschnitt geborene Frühgeborene würden die bakterielle Flora ihrer unmittelbaren Umgebung übernehmen, um die für das Leben notwendige, körpereigene Flora im Darm und auf der Haut aufzubauen, erläutert das Klinikum. Aus diesem Grund habe die Klinikleitung in Absprache mit dem Gesundheitsamt und dem Deutschen Beratungszentrum für Hygiene in Freiburg beschlossen, die Intensivstation und eine benachbarte Früh- und Neugeborenenstation vorsorglich für Neuaufnahmen zu schließen, um weitere Fehlbesiedlungen zu verhindern.

Die vorsorglich beschlossene Maßnahme stelle einen vorübergehenden Engpass für die Versorgung von Schwangeren sowie Früh- und Risikoneugeborenen in der Region dar, da das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen als sogenanntes Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe im Umkreis von zirka 100 Kilometern die einzige Klinik ist, die auch extrem Frühgeborene und schwerstkranke Neugeborene medizinisch versorgen kann.

Das Mutterhaus will am Nachmittag über weitere Details informieren.

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