Die Bubble-Blase

Eine knallbunte Flüssigkeit und darin kleine gummiartige Perlen, serviert in einem Plastikbecher mit überdimensional dickem Strohhalm – das ist Bubble Tea. 2009 eröffnete BoboQ, heute mit rund 70 Filialen der bundesweit größte Anbieter des Trendgetränks aus Asien, die erste deutsche Bubble-Tea- Bar in Berlin. Drei Jahre später hat die Euphorie nun auch Trier erfasst, ist der zuckersüße Tee inzwischen an allen Ecken und Enden der Moselstadt zu haben. Doch schon mehren sich die Anzeichen für ein Überangebot auf dem lokalen Markt. Ob der Hype noch lange anhält oder die Nachfrage wie eine Luftblase zerplatzt, wird sich zeigen.

TRIER. Bubble Tea ist ein süßliches Getränk auf der Basis von schwarzem oder grünem Tee, das je nach Wunsch zusätzlich mit Milch und Fruchtsaftkonzentrat versetzt und wie ein Milchshake zubereitet wird. Was den Tee ausmacht, sind die vielen bunten Kügelchen aus Speisestärke, die im Nachhinein hinzugefügt werden und zunächst einmal an bunte Bewässerungskugeln für Topfpflanzen erinnern. 25 Minuten werden diese gekocht, bis sie eine kaugummiartige Konsistenz haben. Wählen kann der Kunde schließlich zwischen schwarzen, mit Ahornsirup gefüllten Tapiokaperlen, die aus der Stärke der Maniokwurzel hergestellt werden, oder den sogenannten Popping Bobas. Dabei handelt es sich um mit Fruchtsaft gefüllte Kügelchen, die beim Zerbeißen platzen. Erstmals serviert wurde Bubble Tea Mitte der Achtziger in Taiwan als Tee für Kinder, von wo aus er seinen Siegeszug über Südostasien nach Amerika antrat; vor zwei Jahren schwappte die Bubble-Welle dann auch auf Deutschland über – nur dass der Tee nicht mehr viel mit dem taiwanesischen Original gemein hat.

Fans der knallbunten Kügelchen kommen nicht nur in der Fahrstraße, am Pferdemarkt, in der „Treviris-Passage“, im „Alleencenter“ und im „Mc Café“ in der Zurmaiener Straße auf ihre Kosten. Auch so manches Eiscafé in der Innenstadt wirbt mit den glitschigen Perlen. Vor wenigen Wochen eröffnete Ting Yuen das „pearly tea“ in der „Treviris-Passage“. Der Hongkong-Chinese, der bereits ein Chinarestaurant in Heiligkreuz betreibt, hat sich mit der Unterzeichnung des Franchise-Vertrags einen kleinen Traum erfüllt: „Bubble Tea ist einfach lecker und besonders für die Deutschen ein ganz neues Geschmackserlebnis. Die Konkurrenz ist groß, doch das Besondere an unseren Tees sind die frischen Früchte und die Marmelade, die wir hinzufügen. Dadurch wird das Getränk noch erfrischender.“ Nur ein paar Schritte weiter betreibt Daniel Trinh das „FantASIAz Bubble Tea“ am Pferdemarkt. Im Gegensatz zu Yuen und der Mehrzahl der Trierer Bubble-Tea-Anbieter ist er kein Franchisenehmer, sondern hat die kleine Bar gemeinsam mit seiner Schwester selbst aufgebaut. Seit März können Kunden bei den Beiden aus bis zu 10.000 Bubble-Tea-Kombinationen wählen. „Am Anfang hatten wir Schlangen bis vor die Tür, auch während der Heilig Rock Tage. Der Sommer war allerdings wegen dem Wetter nicht so berauschend“, berichtet Trinh. Überhaupt halte sich die Resonanz in Trier bislang noch eher in Grenzen, glaubt der Unternehmer. Vielen Leuten sei das neue Getränk wohl noch nicht bekannt, mutmaßt er.

Generell ist Bubble Tea in Deutschland aber längst ein großer Hype. Laut Trinh kamen allein im vergangenen Frühjahr über 2000 neue Bubble-Verkaufsstellen hinzu. Es drohe schon ein Überangebot, warnt er. Ob Bubble Tea wirklich nur eine große Blase ist, die über soziale Netzwerke wie facebook verbreitet wurde und hierzulande bereits wieder im Abschwung ist, oder ein Getränk, das sich dauerhaft auf dem deutschen Markt etablieren kann, wird sich vielleicht schon im kommenden Jahr zeigen.

Ein Blick auf die Kundschaft der Tee-Bars zeigt jedenfalls, dass das Getränk aus Fernost besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt ist. „Es gibt so viele Kombinationsmöglichkeiten. Das ist toll“, erzählt Michaela Günther, die regelmäßig im „BoboQ“ in der Fahrstraße vorbeischaut. „Gerade habe ich mir einen Caramel-Milk-Tea mit Yoghurt-Popping-Bobas bestellt. Ich bin sowieso eine Teetrinkerin, deshalb ist Bubble Tea genau das Richtige für mich“, fügt die 16-Jährige hinzu.

Dass das Teegemisch kein Gesundheitstrink ist, sondern je nach Zubereitungsart eine echte Kalorienbombe, liegt bei der Rezeptur auf der Hand. Laut Stiftung Warentest können schon 0,2 Liter des Tees aufgrund von fett-und zuckerhaltigen Zutaten wie Kondensmilch, Fruchtsirup oder Zucker, bis zu 500 Kalorien enthalten. Anders als sein Name vermuten lässt, ist der Tee denn auch keine gesundheitsfördernde Alternative zu Limo und Cola. Professor Enrico Careglio vom Fachbereich Lebensmitteltechnik der Fachhochschule Trier warnt jedoch nicht nur vor dem hohem Zuckerhalt und den künstlichen Inhaltsstoffen, sondern auch vor den bunten Popping Bobas: „Kinder können leicht daran ersticken und sollten das Getränk deshalb nicht ohne Aufsicht eines Erwachsenen zu sich nehmen“, empfiehlt der Experte.

Ein Bubble-Tea-Fan ist auch Larissa Horn. Die 19-jährige bestellt einen „Honeydew Black Tea“ mit Tapiokaperlen, also einen schwarzen Tee mit Honigmelonensirup. „Der hohe Kaloriengehalt der Tees wird ja gerade überall diskutiert. Trotzdem gönne ich mir immer mal wieder einen Becher. Man muss eben darauf achten, welche Sorten man trinkt, und sollte in Maßen genießen. Ein Burger hat auch viele Kalorien, und da meckert ja auch keiner.“ Auf die Frage, ob sie mal probieren möchte, lehnt ihre Freundin lächelnd ab und zeigt auf ihren Coffee-To-Go-Becher: „Nein danke, ich finde das irgendwie eklig. Ich bleibe lieber bei meinem Kaffee.“

Julia Olk

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