Die Brückenbauer

Mitorganisator Bernd Bleffert präsentiert beim "Opening"-Festival sein "musikalisches Planspiel" "Ludus Globuli". Foto: privatDas „Opening“-Festival gehört bundesweit (noch) nicht zu den größten seiner Art. Bernd Bleffert und Thomas Rath, die 2010 die Organisation von Katharina Bihler und Stefan Scheib übernommen und die Veranstaltung neu ausgerichtet haben, sind jedoch auf einem guten Weg, es überregional bekannt zu machen. Die höchst abwechslungsreiche Programmgestaltung und die unterschiedlichen Darstellungsformen ziehen längst nicht mehr nur Besucher aus Trier und dem Umland an. Durch die Zusammenarbeit mit der Mainzer Hochschule für Musik bei der Klangkunstausstellung „Open-Expo“, mit der das 14. „Opening“ am Freitag, 7. Februar, um 18 Uhr in der Tufa eröffnet wird, schlagen die Veranstalter erstmals eine Brücke nach Mainz. Gewiss auch deshalb, aber vor allem wegen steigender Zuschauerzahlen und den zunehmenden Angeboten für Kinder und Jugendliche hat die Landesregierung ihren Zuschuss in diesem Jahr erhöht. Dies kann man auch als Anerkennung der Qualität des Festivals verstehen.

TRIER. Das „Opening“ ist eine Veranstaltung, mit der sich die Stadt, die es finanziell auch unterstützt, schmücken, ja, brüsten kann. Denn bei dem „Internationalen Festival für aktuelle Klangkunst“ treten nicht nur internationale Künstler auf, alle Künstler haben auch internationale Klasse. Zudem ist das „Opening“ eine moderne Veranstaltung fernab des Mainstreams. „Die Unterstützung der Stadt ist ein Zeichen dafür, dass es ihr nicht nur um ihr kulturelles Erbe geht“, sagt Tufa-Geschäftsführerin Teneka Beckers.

Von Freitag, 7. Februar, bis Sonntag, 9. Februar, bekommt das Publikum neun Konzerte geboten, die es auf unterschiedlichste Weise bewegen werden. Dies verspricht schon der Titel des Eröffnungskonzertes um 19 Uhr in der Tufa. Bei „Stimmung“ von Karlheinz Stockhausen werden die Zuhörer Wirkungen von Obertongesang erfahren. Sechs Sänger konnten gefunden werden, die bereit und in der Lage waren, dieses Stück einzustudieren.

Lucia Mense mit ihrer Kontrabassblockflöte. Foto: privat„Counterpoint“ heißt das Programm von Lucia Mense nicht nur wegen Steve Reichs „Vermont Counterpoint“. Denn dazu gehören auch noch Bachs „Allemande“ aus der Partita a-moll, Telemanns Fantasie Nr. 3 in h-moll, Jakob van Eycks „Engels Nachtegaeltje“ und Stücke von Kotoka Suzuki, Ned McGowan – Blockflöte trifft auf Elektronik, Barock auf Moderne. Bei Fausto Romitellis „Seascape“ kommt eine neu entwickelte Kontrabassblockflöte zum Einsatz.

Während Lucia Mense einem neuem Instrument neue Töne entlockt, nutzte John Cage ein traditionelles dafür. Den modernen Klassiker „Sonatas and Interludes“ wird Roland Techet im letzten Konzert am Freitagabend an einem präparierten Flügel spielen – zwischen den Saiten stecken Schrauben und Bolzen, Radiergummis und Plastikteilchen. „Es wird nicht mehr wie ein Klavier klingen“, kündigt Mitorganisator Bernd Bleffert an.

Zwar vermittelt schon der ein oder andere Programmpunkt am ersten Festivaltag besinnliche Stimmung, geballte Kontemplation verspricht jedoch der Kammerchor „Anima Mundi“ am Samstag um 18 Uhr im Angela-Merici-Gymnasium. Zu seinem Repertoire gehören sakrale Werke des Mittelalters und der Renaissance sowie Chorstücke des 20. und 21. Jahrhunderts, die in dieser Tradition stehen.

Weniger tradionsreich wird es beim anschließenden Auftritt von Melvyn Poore in der Tufa. Wenn der Engländer seine Tuba umhängt, muss man nicht befürchten, dass er die für dieses Instrument typische Musik darauf spielt. „Er behandelt das Instrument so, wie man es nicht kennt“, sagt Bleffert. Poore hat nach eigenen Angaben bereits als Student am liebsten Stücke gespielt, die gar nicht für die Tuba geschrieben waren.

Sunhwa Lee und Insoo Kim spielen traditionelle und Neue Musik aus Korea. Foto: privatExperimentell klingt die Musik von Sunhwa Lee und Insoo Kim für unsere Ohren nur, weil sie aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt. Nach Japan, China und Taiwan sind beim „Opening“ in diesem Jahr Musiker aus Korea zu Gast, die traditionelle und Neue Musik aus ihrem Land vorstellen. Auf der Zither und einer „Sanduhrtrommel“ präsentiert das Duo ab 21.30 Uhr auch eine Uraufführung, ehe sich um 23 Uhr Festivalteilnehmer zu einem improvisierten Konzert zusammentun.

Bernd Blefferts „Ludus Globuli“, das auf einem Kugelspiel von Nikolaus von Kues basiert, wurde bereits im vergangenen August im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz im Museum am Dom uraufgeführt. In seiner Komposition, die am Sonntag, 9. Februar, um 18 Uhr im AMG zu hören ist, hat er das Konstrukt – eine vorgegebene Spielfläche mit konzentrischen Kreisen und einem Zentrum – durch eine zusätzliche Teilung in zwölf Segmente zu einer Partitur mit verschiedenen musikalischen Parametern erweitert. Der Wurf der konkav eingeschnittenen Kugel sorgt so immer wieder für neue musikalische Kombinationen, die von den Instrumentalisten aufgenommen und an die drei Chorgruppen weitergeleitet werden.  Hier ist also größte Aufmerksamkeit, Spontaneität und Improvisationstalent der Musiker gefragt.

Ähnliches gilt für die Teilnehmer des Tanzprojektes „Telemusik“, das bereits um 12 Uhr in der Tufa stattfindet. Unter der Leitung von Hannah Ma zeigen sechs Jugendliche, wie sie Stockhausens Komposition, eine Art elektronische Weltmusik, tänzerisch interpretieren.

Während dieser Workshop schon abgeschlossen ist, gibt es am Festivalwochenende noch eine weitere Veranstaltung, die sich speziell an Jugendliche richtet: Lucia Mense bietet für Oberstufenschüler am Freitag, 7. Februar, um 12.30 eine Musikstunde moderner Musik an. Schon um 11 Uhr gibt sie unter dem Titel „Dschungelfieber oder: Was haben ein Gorilla und eine Blockflöte gemeinsam?“ eine Musikstunde und ein Konzert für Grundschüler.

Für diese Altersgruppe ist auch Ute Völkers Workshop „Kitchenmusic“ gedacht. Samstag und Sonntag dürfen Kinder musikalisch mit Küchenutensilien experimentieren. Für alle Schülerangebote ist eine Anmeldung erforderlich (0651/718-2412).

Begleitend zum Festival und darüber hinausgehend (bis zum 27. Februar) findet auch wieder die Klangkunstausstellung „Open-Expo“ statt. „Wir haben einen langgehegten Traum verwirklicht, Hochschulen miteinzubeziehen“, sagt Thomas Rath. Die Klangkunst-Klasse der Mainzer Hochschule für Musik entwickelt eigens für die Tufa Klangkunst-Installationen. „Es sind Leute dabei, die in zehn, fünfzehn Jahren zur Spitze gehören werden.“

Mit dieser Kooperation bekommt die Veranstaltung einen Bezug zur Landeshauptstadt. Es ist aber längst nicht die einzige Verbindung, die das Festival herstellt. Es schlägt auch Brücken zwischen alter und neuer sowie westlicher und östlicher Musik. Berührungsängste braucht es – wie bei einem klassischen Konzert – nicht zu geben. Denn mit dem Festival wollen die Organisatoren nur eins: „Die Seele berühren.“

Weitere Infos finden Sie hier.

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