„Der Fußball-Gott wollte nicht, dass wir gewinnen“

90 intensive Minuten, Spannung bis zur letzten Sekunde, und das alles mit einem Happy-End für den SSV Ulm. Mit seinem 2:1-Erfolg machte er die letzten Trierer Aufstiegshoffnungen zunichte. „Das ist ein ganz bitterer Spielausgang“, sagte Roland Seitz. Angesichts von nun wieder sechs Punkten Rückstand auf den zweitplatzierten SV Elversberg und dessen klar besseres Torverhältnis macht sich der Trierer Trainer keine Illusionen mehr. „Wir müssen drei Spieltage vor Saisonsschluss realistisch sein. Die höchste Konzentration gilt nun dem Pokalfinale gegen den FSV Salmrohr.“

ULM. Für Eintracht Trier stand gestern im Donaustadion einiges auf dem Spiel: Es ging um die letzte Chance auf einen der beiden ersten Plätze und damit um die Möglichkeit, in die dritte Liga aufzusteigen. Entsprechend engagiert trat der Gast auch auf.

Für den SSV Ulm 1846 hingegen ging es im Grunde genommen um nicht mehr viel. Als Tabellen-Achter haben die Spatzen mit dem Abstieg rein rechnerisch nichts mehr zu tun, und Platz zwei, der für zwei Relegationsspiele um den Aufstieg berechtigt, ist nur noch in allergrauester Theorie erreichbar.

Das Erstaunliche an der gestrigen Begegnung war, dass beide Mannschaften spielten, als könnten sie allein in diesen 90 Minuten Meister werden. Und so wurde es zur Verblüffung der 1200 Zuschauer eine Begegnung, die eigentlich alles hatte, was man vom Fußball erwarten darf: Da war Tempo drin, viel Kampf, mitunter spielerisch starke Szenen, gleich zwei Elfmeter. Und jede Menge Spannung. Es dauerte bis zur letzten Sekunde der Nachspielzeit, bis die Trierer 1:2-Auswärtsniederlage feststand.

Yannick Agro mit einem verwandelten Foulelfmeter (47.) und Ugur Kiral (61.) mit einem technischen Schmankerl hatten für die Spatzen getroffen. Und trafen ganz nebenbei noch die Trierer – die in der 53. Minute den vorübergehenden Ausgleich durch Steven Kröner erzielt hatten – mitten ins Herz. In den letzten Sekunden hatten die Gäste, die alles samt ihrem Torhüter nach vorne warfen, gleich vier hochkarätige Chancen zum Ausgleich. Nervenkitzel pur. Doch der Ausgleich wollte nicht gelingen. Erst brachte Steve Lewerenz den Ball nicht im Ulmer Tor unter, dann wehrte Ulms Torhüter Holger Betz prächtig ab, einmal rettete ein Ulmer auf der Torlinie.

Und so gab es bei den Eintracht-Spielern nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Moritz Kühlmeyer viele hängende Köpfe und leere Gesichter. Einen Vorwurf wollte und konnte niemand den Trierern machen. „Meine Mannschaft wusste, um was es geht. Sie hat gegen eine heimstarke Mannschaft, die eine gute Rückrunde hingelegt hat, alles gegeben. Aber der Fußball-Gott wollte wohl nicht, dass wir gewinnen“, sagte Trainer Roland Seitz.

„Das ist der Charakter unserer Mannschaft: Wir geben einfach alles“, begründete Ulms Innenverteidiger Johannes Reichert das Engagement des SSV 46. Er selbst hätte sein Team (11.) in Führung bringen können, nachdem der agile Angreifer Moussa Touré im Strafraum von Gästetorhüter Andreas Lengsfeld von den Beinen gerissen worden war. Doch Lengsfeld hielt Reicherts zwar platziert, aber zu schwach geschossenen Foulelfmeter. Auf der Gegenseite landete ein Kopfball von Marco Quotschalla am Pfosten (18.).

Diese ereignisreiche Ouvertüre war nur ein Vorspiel auf all das, was noch kommen sollte. Die spielentscheidenden Akzente in dieser aufregenden Begegnung setzte dann Ugur Kiral, der zum ersten Mal im Donaustadion in der Startformation stand. Erst holte der Offensivmann den zweiten Foulelfmeter für Ulm heraus, den Agro verwandelte. In der 61. Minute gelang ihm dann sein erstes Regionalliga-Tor, das den Spatzen den 15. Saisonsieg einbrachte. „Ich habe noch nie ein Spiel mit so viel Tempo bestritten“, staunte der 20-Jährige über sich und sein Team.

„Wir haben gefightet bis zum Schluss. Daher ist unser Sieg nicht ganz unverdient“, kommentierte SSV-Coach Paul Sauter die spannenden 90 Minuten. Kollege Seitz erkannte die Berechtigung des ersten Strafstoßes für Ulm an, zweifelte aber an der Rechtmäßigkeit des zweiten Elfmeters, der die Vorentscheidung zu Gunsten der Gastgeber brachte. Zumal kurz danach auch noch Kapitän Fouad Brighache wegen einer Verletzung ausgewechselt werden musste.

„Das ist ein ganz bitterer Spielausgang“, kommentierte Seitz das Ende aller Aufstiegshoffnungen. Angesichts von nun wieder sechs Punkten Rückstand auf den zweitplatzierten SV Elversberg und dessen klar besseres Torverhältnis macht sich Seitz keine Illusionen mehr. „Wir müssen drei Spieltage vor Saisonsschluss realistisch sein. Die höchste Konzentration gilt nun dem Pokalfinale gegen den FSV Salmrohr“, so Seitz.

Für einige der 100 mitgereisten Trierer Fans war dies offenbar zu viel. Schon vor dem Anpfiff hatten einige Hitzköpfe versucht, den Platz zu stürmen. Während des Spiels kam es zu Rangeleien, die ein verstärktes Polizeiaufgebot jedoch im Griff hatte.

Ulm: Betz – Ludmann, Reichert, Reith (83. Bachl-Staudinger), Olow – Kiral, Seddiki (87. Trkulja), Griesbeck, Rodriguez – Toure, Agro (63. Kaufmann).

Trier: Lengsfeld – Brighache (51. Spang), Dingels, Hollmann, Zittlau – Lewerenz, Abelski, Kröner, Kudozovic – Quotschalla, Anton

Tore: 1:0 Agro (47./Foulelfmeter), 1:1 Kröner (53.), 2:1 Kiral (61.)

Besondere Vorkommnisse: Andreas Lengsfeld hält Foulelfmeter von Reichert (11.)

Schiedsrichter: Kühlmeyer (Hohenstein)

Zuschauer: 1200.

Gerold Knehr

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