Den Sieg in den Schluss-Sekunden verschenkt

Die TBB Trier verpasst gegen das BBL-Spitzenteam Alba Berlin vor 5914 Zuschauern die Überraschung und verliert das zweite Heimspiel in dieser Saison. Seit acht Jahren warten die Trierer nun auf einen Sieg gegen die Albatrosse. Der letzte Erfolg resultiert aus dem Jahr 2004. Die Hauptstädter beenden mit diesem Sieg an der Mosel eine Durststrecke von vier Niederlagen in Folge. In einem wahnsinnig intensiven Spiel sprühten von Beginn an die Funken. In der Halbzeit wurde Albas Sportdirektor und der Trainer der Gäste des Feldes verwiesen. Kurz vor der Schlusssirene schien der Sieg für Trier greifbar, doch Alba lavierte sich in die Verlängerung und besiegelte in der fünfminütigen Overtime die 80:88-Niederlage für die Gastgeber. „Alba hat in der Verlängerung verdient gewonnen“, sagte Henrik Rödl. Zuvor hatte sein Team seiner Meinung nach das Spiel schon fast sicher in der Tasche gehabt.

TRIER. Mit dem Sprungball war Feuer in dieser Partie: Die TBB hatte geladen und Alba Berlin kam, um zu gewinnen. „Gegen Trier fordere ich einen Sieg ein“, hatte Berlins- Coach Sasâ Obradovic vor der Partie gesagt. Und dieses Aufeinandertreffen bot weitere Brisanz: Zum einen an der Seitenlinie, denn gemeinsam gewannen die beiden Freunde Henrik Rödl und Obradovic mit Alba den Korac Cup 1995 und die Meisterschaft 1997. Zum anderen auf dem Feld, da aktuellen TBB-Korbjäger Andi Seiferth und Joshiko Saibou in Berlin ausgebildet wurden.

Bereits das erste Viertel war hart umkämpft. Immer wieder wechselte die Führung. Nach einem Zwischensprint kurz vor Schluss des Viertels, der vor allem Jermaine Bucknor zu verdanken war, lag die TBB zweitweise mit sechs Punkten in Front (17:11). Ein Jubelsturm ging da durch die Arena. Der verebbte allerdings, denn Freiwürfe für Alb und ausgelassene Versuche auf Trierer Seite brachten die Hauptstädter wieder heran. 19:19 endete das erste Viertel. Eine hundsmiserable Wurfquote verhinderte eine TBB-Führung. Das Rödl-Team traf nur 33 Prozent der Bälle aus dem Feld.

Lange hatte es gedauert, bis die TBB im zweiten Viertel die Führung übernahm. Das lag nicht nur am engen Spielverlauf, sondern auch an den erhitzten Gemütern, die sich nach einem Foul von Nationalspieler Heiko Schaffartzik an Jarrett Howell entluden. Berlins serbischer Coach hatte eine unsportliche Aktion von Howell gesehen, echauffierte sich lauthals und steckte so die ganze Alba-Bank an. Konsequenz daraus waren minutenlange Diskussionen der Schiedsrichter. Die entschieden acht Sekunden vor der Halbzeitsirene auf Foul von Schaffartzik an Howell. Der Trierer Guard bekam seinerseits ein unsportliches Foul, weil er Schaffartzik auf den Hosenboden beförderte. Oberalbatross Obradovic und der Bank der Berliner wurde jeweils ein technisches Foul zugesprochen.

Diese Strafenorgie hatte zur Folge, dass der TBB zwei Freiwürfe zugesprochen wurden und der anschließende Ballbesitz. Der brachte nichts ein und weil nur einer von zwei Freiwürfen saß, gingen die Gastgeber quasi mit der Schlusssirene erstmals im zweiten Viertel in Führung. Die Pause fiel für Albas Sportdirektor Mithat Demirel recht kurz aus, er kassierte in der Pause ein technisches Foul. Weil es das dritte für die Gäste war, mussten Sportdirektor und Chefcoach die Halle verlassen und das Spiel von anderswo verfolgen.

Als wollten sich die Alba-Werfer für ihren Coach rächen, spielten sie unter Anleitung ihres Co-Trainers zu Beginn des dritten Viertels eine äußert aggressive Verteidigung. Doch Trier konterte und erspielte sich teils sieben Punkte Vorsprung. Aber die Gäste kämpften sich zurück und erzielten insgesamt 15 Punkte. Dank eines Korblegers von Howell kurz vor der Sirene blieb es bei der Führung für den TBB. Mit 53:50 wurde das letzte Viertel des Abends angepfiffen.

TBB-Guard Howell hatte Geschmack am Punkten gefunden – orientierte sich hinter die Drei-Punktlinie und eröffnete das Viertel mit einem Dreier, der die Führung auf sechs Punkte hochschraubte. Punkt um Punkt setzten sich die Rödl-Fünf ab, waren bis zu zehn Punkten in Front. Jetzt sah alles nach einem weiteren Heimsieg aus, doch die Routiniers aus der Hauptstadt kamen wieder zurück. 23 Sekunden vor Schluss und beim Stand von 70:66 nahm Schaffartzik einen Dreier und verschoss. Doch weil sich Trier länger als fünf Sekunden Zeit beim Einwurf ließ und deshalb den Ball verlor, nutzten die Berliner diesen Lapsus aus, und mit der Schlusssirene stand 72:72 auf der Anzeigetafel in der Arena. „Berlin hat das heute im Stile einer Spitzenmannschaft gemacht“, sagte Rödl später in der Pressekonferenz. Ihm steckte dieser unnötige Ballverlust beim eigenen Einwurf in den Knochen: „Das muss ich mir nochmal im Video anschauen.“

In der Verlängerung ging Berlin schnell mit vier Punkten in Führung und gab diesen Vorsprung in der fünf Minuten währenden Nachspielzeit nicht mehr ab. Am Ende steht eine 80:88-Niederlage zu Buche. Es ist die zweite Niederlage in dieser Saison in der Arena. Kommenden Samstag geht es nach München. Auswärts hat die TBB diese Spielzeit noch nicht verloren.

TBB: Linhart (6), Howell (5), Seiferth (12), Harper (21), Stewart (13), Bucknor (8), Saibou (3), Doreth (4)

Alba: Thompson (18), Djedovic (13), Wood (16), Idbihi (9), Morley (12), Avdalovic (4), Schaffartzik (10), Miralles (6),

Viertelstände: 19:19, 17:16, 17:15, 19:22, OT 8:16

Endstand: 80:88

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