Debüt der Jugendvertretung droht Fehlstart

Mitte November sollen knapp 6.000 Trierer Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren erstmals eine eigene Vertretung wählen. So sieht es der aktuelle Zeitplan vor. Doch dem Debüt droht ein Debakel: Bislang haben sich nur zehn Kandidaten gemeldet, benötigt werden mindestens 22. Dass der Endspurt für die Bewerbungsphase in die Herbstferien fällt, macht die Sache nicht leichter. Gut möglich, dass die Wahl abgesagt werden muss. Jörg Drekopf vom Verein Mobile Spielaktion e.V. hofft, dass sich noch ausreichend Interessenten melden. Doch Drekopf lässt auch durchblicken, dass er Zweifel am Erfolg der Mission hegt. Wenig Erfolg versprechend ist bislang die Öffentlichkeitsarbeit, die vom Flyer-Design bis zum Facebook-Auftritt Schwächen aufweist. 

TRIER. Wenn Jörg Drekopf über die geplante neue Jugendvertretung spricht, klingt Skepsis durch: Von einem „Bedürfnis der Erwachsenenkultur“ spricht er dann und gibt zu bedenken: „Jugendliche orientieren sich aber nicht an Parlamenten, sondern an Cliquen“. Ihm sei es wichtig, dass eine zentrale Jugendvertretung auch dezentral in die Stadtteile hinein vernetzt werde und die Jugendlichen nicht das Gefühl bekämen, dass es künftig eine Instanz gebe, die über sie hinweg entscheide.

Eine Entscheidung müssen die Verantwortlichen im Erwachsenenalter schon bald treffen, und das über die Köpfe der Kinder und Jugendlichen hinweg. Finden sich bis zum 19. Oktober nicht noch mindestens ein Dutzend weitere Kandidaten, deren Bewerbungen auch zugelassen werden, muss die für Mitte nächsten Monats angesetzte Wahl der ersten Trierer Jugendvertretung abgesagt werden, so Drekopf. Denn sämtliche Kandidaten gehörten dann automatisch dem Gremium an, eine Wahl sei nicht mehr erforderlich.

Das allerdings wäre nicht im Sinne des Erfinders, und für den Start eines Angebots, mit dem der Stadtrat die Mitwirkungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen stärken möchte, wäre es ein schwerer Rückschlag. Offenbar läuft das Projekt Jugendvertretung bislang alles andere als rund. Dass die Verantwortlichen den Endspurt der Bewerbungsphase in die Herbstferien legten, ist nur eines der Probleme, mit denen man in der Geschäftsstelle der Jugendvertretung zu kämpfen hat. „Das Timing ist etwas unglücklich“, räumt Drekopf ein, denn die Mitwirkung der Schulen sei entscheidend für die Resonanz des Angebots.

Doch offenbar ist an vielen Schulen die Bereitschaft, das für Trier neuartige Angebot zu unterstützen, begrenzt: Rund die Hälfte aller weiterführenden Schulen habe bislang nicht einmal zugesagt, ein Wahlbüro einzurichten. Nötig wären hierfür an jeder der Schulen neun freiwillige Wahlhelfer. Die bekommt man vielerorts nicht zusammen. „Der Kommunikationsfluss innerhalb einiger Schulen ist katastrophal“, beklagt Drekopf.

Suboptimal läuft aber auch die Öffentlichkeitsarbeit vonseiten der Wahlvorbereiter. Zwar wurden zwischenzeitlich rund 10.000 Flyer verteilt, doch deren Layout wie überhaupt das gesamte Erscheinungsbild der Kampagne wirken so zeitgemäß wie eine Knax-Sparbuch-Werbung aus den 80ern. Auf der eigens geschalteten Homepage gibt es nur alle paar Wochen einen neuen Eintrag. Seit Mittwoch appelliert nun Bürgermeisterin Angelika Birk (B90/Die Grünen) in einer Videobotschaft auf der Startseite für eine Beteiligung an der ersten Jugendvertretung.   Auf Facebook exitsiert zwar eine offene Gruppe „Jugendvertretung Trier – es ist eure Stadt und euer Parlament“, doch die zählte bis gestern gerade mal 29 Mitglieder; darunter in der Mehrzahl offenbar solche, die weder wählen noch kandidieren dürfen. Der offizielle Facebook-Auftritt hat bislang nur 30 Mitglieder, von denen die meisten ebenfalls nicht wählen dürfen.

Unterdessen räumt der Geschäftsführer des mit der Vorbereitung der Wahl betrauten Vereins Mobile Spielaktion e.V. ein, dass das Bewerbungsverfahren einigermaßen kompliziert ist. Potenzielle Kandidaten müssen zehn Unterstützerunterschriften vorweisen können, die allesamt von Schülern stammen, die in ihrer Altersklasse wählen dürfen und in Trier leben. Will ein Bewerber beispielsweise in der Gruppe der 10- bis 13-Jährigen antreten, hilft ihm die Unterstützung eines 14-jährigen Mitschülers aus Korlingen nicht weiter. Laut Drekopf ist es einigermaßen aufwändig, die Unterlagen formal korrekt zusammen zu bekommen. Allerdings sei auch noch kein Bewerber an den Formalien gescheitert, sagt er auf Nachfrage.

Sonst wären es noch weniger als ohnehin: Bislang hätten sich insgesamt nur zehn Kandidaten gemeldet, die sich auf die beiden Altersklassen (10 bis 13 und 14 bis 17 Jahre) verteilen, berichtet Drekopf und ergänzt: „fast alles nur Jungs“. Insgesamt werden je elf Kandidaten pro Altersgruppe benötigt. Drekopf hofft, dass sich trotz der Herbstferien noch genügend Kinder und Jugendliche melden, die ihren Hut in den Ring werfen. Die Chancen, bei einer geringen Bewerberzahl gewählt zu werden, seien schließlich riesig. Er meint es nicht sarkastisch, und versichert, dass es in jedem Fall eine Jugendvertretung geben werde. Dann würden bereits zehn Unterschriften für den Einzug in das Gremium ausreichen.

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