Blamage gegen Abstiegskandidaten
Eintracht Trier leistet sich im Kampf um die Relegationsplätze einen peinlichen Rückschlag. Gegen den Außenseiter SC 07 Idar-Oberstein hat die Seitz-Elf am Samstagnachmittag mit 0:3 verloren. Über eine Stunde spielte sie in Unterzahl, weil Steven Lewerenz nach einer Tätlichkeit die Rote Karte sah und nun seinem Team in den folgenden Partien fehlen wird. „Das war unlogisch. Gegen Freiburg zeigen wir eine gute Leistung, in Worms nehmen wir das Spiel an und heute das“, sagte ein sichtlich resignierter Roland Seitz, der ein Jubiläum auf der Trainerbank feierte.
TRIER. Das 100. Ligaspiel von Roland Seitz in seiner zweiten Amtszeit als Trainer beim SVE war ein Offenbarungseid seiner Mannschaft. Trotz eines Mittelhandbruchs stand Steven Lewerenz in der Startelf – allerdings nur 23. Minuten lang. Dann musste der Flügelspieler nach einer Tätlichkeit das Feld räumen. Dies war besonders ärgerlich, weil Trier seit der 14. Minute 0:1 zurücklag. „Er hat heute Fans, Spielern und allen Beteiligten das Messer in den Rücken gerammt“, wurde Seitz deutlich. Dass es am Ende 0:3 stand, lag aber nicht allein am Platzverweis. „Ich muss mich heute für die Leistung meiner Mannschaft entschuldigen“, so der Trainer.
Bereits in der ersten Hälfte zeigten die Gäste aus Idar-Oberstein, dass sie drei Punkte mit an die Nahe nehmen wollten. Gleich bei ihrer ersten Chance gingen sie in Führung: In der 14. Minute segelte eine Flanke in den SVE-Strafraum, Ferhart Gündüz war mit dem Kopf zur Stelle und lieferte dem von Thomas Konrad nur rudimentär gedeckten Jan-Marlon Stutz die rechte Vorlage. Dessen Ball schlug im langen Eck im Tor von Andreas Lengsfeld ein, der den verletzten Stephan Loboué vertrat. Dieser erste Nackenschlag für die Seitz-Elf bedeutete gleichzeitig die verdiente Halbzeitführung für die Gäste.
Ein Trierer war jedoch schon längst in der Kabine. Steven Lewerenz war in der 23. Minute im Strafraum nach einen Zweikampf mit Tim Schwartz zu Fall gekommen. Der Elfmeterpfiff blieb aus, Triers Nummer 7 beschwerte sich und Schwartz nutzte die aufgeladene Stimmung seines Gegenübers zu weiteren Provokationen. Lewerenz reagierte wie beim WM-Finale 2006 Zinédine Zidane auf Marco Materazzis Beschimpfungen und sah dafür die Rote Karte. Wegen der höchst laienhaft einzustufenden Schauspieleinlage von Schwartz, der sich nach dem Kontakt mit Lewerenz theatralisch auf dem Boden wälzte, gab es die Gelbe Karte für den SC-Verteidiger.
Motiviert ging Trir in die zweiten 45 Minuten. Den ersten Warnschuss gab Alon Abelski in der 48. Minute ab. Den Ball parierte Martin Michel zur Ecke, die allerdings nichts einbrachte. In der 50. Minute eine weitere Chance für Trieres Mittelfeldwühler, doch auch dieser Schuss war nicht von Erfolg gekrönt. „Trotz der Gelegenheiten in der zweiten Hälfte hatten wir heute nicht die Möglichkeiten, das Spiel zu drehen“, sagte Seitz im Rückblick.
Idar-Oberstein nutzte in der Folge die Lücken im Verbund der Eintracht. In der 72. Minute parierte Lengsfeld – der beste SVE-Spieler an diesem Nachmittag – zwei Mal souverän, aber der Ball blieb in der Gefahrenzone. Dann war der eingewechselte Christoph Schmell zur Stelle und erhöhte die Führung für Idar-Oberstein auf 2:0. Kurze Zeit später die Vorentscheidung für die Gäste: Der ebenfalls eingewechselte Eugen Vetter flankte von der rechten Seite, und in der Mitte war Gündüz per Kopf zur Stelle, markierte das 3:0 (75.). Anschließend verließen die Trierer Fans scharenweise das Stadion, in dem fortan Totenstille herrschte.
„Wir hatten einen Plan für dieses Spiel“, erzählte Sascha Hildmann, Trainer des SC Idar-Oberstein, in der Pressekonferenz. „Das Umschalten der Eintracht zu unterbinden und so die Heimmannschaft nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.“ Das Auftreten seines Teams nahm Seitz persönlich: „Ich habe sehr lange die Hand über die Mannschaft gehalten. Aber jetzt bin ich geknickt und enttäuscht.“
Am kommenden Mittwoch hat der SVE die Gelegenheit zu einer Wiedergutmachung. Um 19 Uhr trifft er im Moselstadion auf den FC 08 Homburg.
Eintracht Trier: Lengsfeld – Brighache, Konrad, Hollmann, Zittlau – Klinger, Kröner (70. Yesilyurt) – Lewerenz, Abelski, Anton (79. Kuduzovic) – Pagenburg (79. Sözen)
SC Idar-Oberstein: Michel – Maurer (35. Vetter), Schunck, Garlinski, Schug – Lawnik, Schwartz (65. Schmell) – Knartz, Stutz, Wischang – Gündüz (79. Jorrin)
Tore: 0:1 Stutz (14.), 0:2 Schmell (72.), 0:3 Gündüz (75.)
Schiedsrichter: Boris Reisert (Rödermark)
Zuschauer: 1315
Rote Karte: Lewerenz (23., Tätlichkeit)
von Jörg Rossler