Domäne Trier stellt auf Bio-Wein um

Betriebsleiterin Ingrid Steiner, ADD-Präsidentin Dagmar Barzen und Umweltministerin Ulrike Höfken beim Schaulesen. Foto: Julia OlkVor allem wegen der hohen Nachfrage stellt die Staatliche Weinbaudomäne Trier im kommenden Jahr ihre komplette Produktion auf Bio-Wein um. Dies soll auch der eigenen wirtschaftlichen Konsolidierung dienen. Um sich für Trierer und Touristen zu öffnen, ist im Zuge der Neuausrichtung zudem ein neues Marketingkonzept geplant. Umwelt- und Weinbauministerin Ulrike Höfken und ADD-Präsidentin Dagmar Barzen stellten am vergangenen Donnerstag die Zukunftspläne für das über einhundert Jahre alte Weingut vor.

TRIER. In bester Lage zur Innenstadt, idyllisch gelegen im Avelertal, am Wanderweg zwischen Kürenz und Tarforst und mit weitem Blick auf die Uni und die dort entstehenden Betonriesen befindet sich die Staatliche Weinbaudomäne Trier. Im Gegensatz zu den zahlreichen privaten Weingütern in Trier und der Region ist sie Eigentum des Landes und wird geführt von der ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) und dem DLR (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum). Neben Bernkastel-Kues, Bad-Kreuznach, Oppenheim und Neustadt ist sie eines der fünf Staatsweingüter in Rheinland-Pfalz.

Die Weinbaudomäne wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Musterbetrieb gegründet, um Winzern des Landes fortschrittliche Methoden im Weinbau und in der Kellerwirtschaft zu vermitteln. 2009 begann im Avelertal der Neubau einer modernen Kellerei, die im August 2010 in Betrieb genommen wurde. Heute zeigt sich die Domäne als ein Vorzeige- und Leitbetrieb für modernen und nachhaltigen Steillagenanbau, in dessen Lagen vorwiegend Riesling und Burgunder wachsen.

Doch so rosig wie es nach außen scheint, ging es dem Weingut nicht immer. Vor einigen Jahren stand es wegen roter Zahlen auf der Kippe und sollte sogar privatisiert werden. Hubert Friedrich, Leiter der DLR, weist jedoch darauf hin, dass die Domäne ein Lehr- und Musterbetrieb sei, der aufgrund seiner Versuche nicht immer ökonomisch arbeiten könne und müsse.

Werbung„Die Umstellung der staatlichen Domäne in Trier ist auch ein Schritt zur eigenen wirtschaftlichen Konsolidierung“, erläutert ADD-Präsidentin Dagmar Barzen. „Die besondere Situation der Staatsdomäne wie der Steillagenbau, Innenstadtbereich sowie die besondere Ausrichtung auf Biodiversität und genetische Vielfalt, prädestiniert zur Ausrichtung auf ökologische Bewirtschaftung.“ Zudem sei die Nachfrage hoch, ergänzt Umweltministerin Ulrike Höfken. „Der Bio-Wein boomt. Das bestätigt uns darin, dass es auch in der Region einen Markt für ökologischen Weinbau gibt. Unser Ziel ist es, diese große Nachfrage mit Weinen aus der Region zu decken.“

Rheinland-Pfalz ist nicht nur das größte Weinanbauland Deutschlands, sondern mit 70 Prozent der deutschlandweiten Öko-Flächen, auch das größte Öko-Wein-Anbauland des Bundesgebietes. Trotzdem kann das heimische Angebot die steigende Nachfrage bei weitem nicht mehr decken, weshalb Deutschland heute mit über 30 Millionen Flaschen zu den Importweltmeistern von Öko-Wein gehört.

Die am Donnerstag vorgestellte Neuausrichtung der Domäne stützt sich auf mehrere Säulen: Ökologie, Tourismus und Kultur sollen gleichermaßen gefördert werden. Schon heute bewirtschaftet die Domäne ökologisch, die offizielle Umstellung folgt allerdings erst zu Beginn des nächsten Jahres. Drei Jahre soll diese insgesamt dauern, sodass der erste Trierer Öko-Wein Jahrgang 2016 sein wird und ab 2017 die Gläser füllt.

Die Weinbaudomäne Trier ist eines der fünf Staatsweingüter in Rheinland-Pfalz. Foto: Julia OlkAuch wenn Ingrid Steiner, Leiterin der Domäne, und ihr Team heute noch keine schwarzen Zahlen schreiben, ist sie sich sicher, dass das neue Bio-Weinkonzept der Weg in die richtige Richtung ist. Mit wesentlich mehr Erträgen rechne sie in den Anfangsjahren nicht, denn „Bio“ bedeute auch erst einmal höhere Kosten, da zum Beispiel mehr Arbeiten im Unterstockbereich durchgeführt und höhere Auflagen in der Bodenpflege eingehalten werden müssten. Außerdem besteht die Gefahr von Ernteeinbrüchen, Fehlentwicklungen und Krankheiten. „Trotz der größeren wirtschaftlichen Herausforderung für die Domäne, werden wir den Öko-Weinanbau aber ohne Qualitätseinbußen einführen können“, sagt Friedrich.

Zur Sicherung der Zukunft der Weinbaudomäne sollen die entstehenden Mehrkosten unter anderem mit einer „Neuausrichtung der Preise“ und einem neuen Marketingkonzept ausgeglichen werden, das sich an Trierer und Touristen gleichermaßen richtet. So planen die Betreiber ab 2014, neben einer Anbindung an den Saar-Mosel-Steig eine kleine, in Eigenregie geführte, Straußwirtschaft mit Terrasse zu errichten. Auch regelmäßige Projekte sind geplant wie die Kunstaktion „Kunst und Kultur für alle Sinne“, die schon einmal im vergangenen Juni stattfand.

Die Universität Trier bleibt ein wichtiger Kooperationspartner. In Zusammenarbeit mit der Domäne bewirtschaften Studenten und Mitarbeiter aller Fachbereiche zwei Weinbergsparzellen in der Lage Avelsbach, die den sogenannten Uni-Wein hervorbringen.

Um die Kunden besser zu leiten, tritt das Weingut außerdem dem Bundesverband ökologischer Weinbau Eco-Vin bei. Lotte Pfeffer-Müller, Vorstandsvorsitzende des Verbandes, weist darauf hin, dass die Umstellung auf Bio-Weine mit der Einhaltung einer Reihe von Kriterien und Standards, unter anderem in Bezug auf Düngung und Bodenbearbeitung, verbunden sei. „Betriebe, die sich für den ökologischen Weinbau entscheiden, werden einmal jährlich auf Einhaltung dieser Standards kontrolliert.“

Bleibt zu wünschen, dass die Weinbaudomäne Avelsbach langfristig an der ökologischen Bewirtschaftung festhalten kann. Das Projekt „Ökologischer Weinbau“ auf Burg Wildeck in Baden-Württemberg wurde nach knapp zehnjähriger Laufzeit im Jahr 2002 beendet. Die Gründe hierfür waren nicht mehr vertretbare Ausfälle durch Pilzbefall und mangelnde Nachfrage.

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