Beten und skaten in Dodoma

Der Trierer Profi-Skater Axel Reichertz war diesen Sommer vier Wochen lang in Tansania und hat dort für das Projekt „Skate Aid“ geholfen, einen 500 Quadratmeter großen Skateplatz in der Hauptstadt Dodoma zu bauen. Morgen um 19 Uhr stellt er in der Skatehalle Trier zusammen mit Torben Oberhellmann von „Skate Aid“ das Projekt vor, das auch von der Don-Bosco-Mission unterstützt wird. Sachspenden in Form von ausrangiertem Skateboard-Equipment werden dabei gerne entgegengenommen. 16vor hat bei Axel Reichertz nachgehört.

16vor: Herr Reichertz, worum geht es bei Ihrem Bauprojekt in Tansania?

Axel Reichertz: Es gibt in Münster eine Stiftung namens „Skate Aid“, die sich weltweit dafür einsetzt, dass Skateparks entstehen. Das folgt ein bisschen dem Streetball-Prinzip, einfach formuliert: „Kinder in schwierigen Gegenden, die skaten können, machen nicht mehr so viel Unsinn und haben eine Perspektive“. Ein ganz wichtiges Projekt von „Skate Aid“ war ein Platz in Afghanistan, und jetzt eben der in Tansania in Ostafrika. Ich selbst setze mich schon seit Jahren für solche Plätze ein, wie zum Beispiel hier in Trier auf der Landesgartenschau oder jetzt in der Skatehalle in Trier-West. So kam ich dann dazu, vom 15. Juni bis zum 15. Juli in Tansania Baustellenleiter für einen Skatepark zu sein, der sogar rechtzeitig fertig geworden ist – eine große Herausforderung. Der Park ist mit 500 Quadratmetern nur ein bisschen kleiner als der in Trier.

16vor: Und was passiert dort jetzt?

Reichertz: Der Park wurde zum Großteil mit Mitteln der Don-Bosco-Mission finanziert, die dort in Dodoma auch ein Projekt für 3000 Kinder und Jugendliche betreibt. Die kriegen jetzt von uns mit diesem Platz nicht nur die reine Infrastruktur zum Skaten sondern auch noch professionelle Anleitung – wir haben einen Skateboard-Lehrer aus Uganda namens Douglas in Dodoma eingestellt, der morgen auch in Trier zu Gast sein wird, um davon zu erzählen. Das war eine Bedingung, die wir uns gestellt haben, dass es nicht nur die Bahn, sondern auch noch Unterricht gibt – alles andere wäre viel zu gefährlich und nicht sinnvoll. Die Kids finden das natürlich toll, dass sie jetzt außer beten auch unter Anleitung skaten dürfen. Den Platz haben wir übrigens so konstruiert, dass die Plateaus auf der Skatebahn auch als Zuschauertribüne für den benachbarten Sportplatz nutzbar sind, das war ein Wunsch der Don-Bosco-Mission. Und ein Klohäuschen haben wir auch noch gebaut, als wir schon mal dran waren.

16vor: Was genau war Ihre Motivation, vier Wochen ehrenamtlich Beton zu gießen?

Reichertz: Ich glaube, jeder Mensch hat ein persönliches Interesse, sein Wissen und seine Wertvorstellungen weiterzutragen – das ist eine von vielen Motivationen, die hinter Entwicklungshilfe stehen, und die auch die Don-Bosco-Leute antreibt. Mein Wissen ist nun mal schon seit Jahren Beton für Skatebahnen. Ich bin kein Brunnenbauer, ich bin kein Ofenbauer, aber ich kann Skateboard-Rampen bauen – und hatte dadurch die Möglichkeit, bei so einem spannenden Projekt mitzuwirken.

16vor: Was passiert morgen Abend in der Skatehalle?

Reichertz: Wir werden ab 18 Uhr die Türen öffnen und wohl erstmal skaten – das versteht sich von selbst. Ab 19 Uhr werden wir dann unsere Anlage in Dodoma vorstellen, den Leuten erklären, was wir dort gemacht haben. Ganz wichtig dabei ist, dass wir um Sachspenden bitten: Die Kids in Dodoma haben wirklich nichts und freuen sich über alles, was noch zum Skaten taugt. Wer also ausrangierte Bretter, Schuhe, sonstiges Zubehör hat, was er ansonsten wegschmeißen würde, kann das gerne bei uns abgeben. Wir werden das sortieren, und die DHL verschifft das Ganze als Spendenfracht zollfrei nach Tansania, wo sich wiederum die Don-Bosco-Stiftung um die Abwicklung kümmert. Denn man kann da ja nicht einfach einen Container hinstellen und sagen: „Das war’s“. Das komplette Dodoma-Projekt wird dann Ende des Monats nochmal ganz groß in Münster auf der Skate-Aid-Night vorgestellt – unser Abend in Trier ist quasi nur die Vorpremiere.

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