Barry Stewart und die richtigen Antworten

Die gut 3000 Besucher in der Hagener „enervie-Arena“ erlebten gestern Abend eine packende Partie zwischen Phoenix Hagen und der TBB. Sie wurde dominiert von zwei Shooting-Guards in Galaform und fand am Ende einen verdienten Sieger. 40 Minuten lang lieferten sich beide Mannschaften ein Duell auf Augenhöhe, am Ende gewann Trier mit 83:78. Für die Gäste von der Mosel war es der dritte Sieg im vierten Spiel, der sie zumindest vorübergehend auf Platz 4 klettern ließ. „Es war ein unglaublich enges Spiel“, sagte TBB-Coach Henrik Rödl, „aber darauf waren wir vorbereitet.“

HAGEN. Noch Minuten nach dem Abpfiff feierten rund 100 mitgereiste Gästefans gemeinsam mit Spielern und Trainer Henrik Rödl einen Auswärtserfolg, der die Trierer in der Tabelle vorübergehend auf einen sensationellen vierten Rang spülte. „Wir sind stolz auf unser Team“, skandierten die TBB-Anhänger, die 40 Minuten lang genau wie die Mannschaft alles gegeben hatten und für eine prickelnde Atmosphäre in Hagen sorgten. Ganz besonders gefeiert wurde ein Mann, der entscheidend am Erfolg der Gäste beteiligt war: Barry Stewart.

Immer wenn es eng wurde, hatte der Go-to-Guy die richtige Antwort parat, rettete die TBB mehrfach in engen Situation mit einer traumwandlerischen Sicherheit von jenseits der Drei-Punkte-Linie, aus dem Feld und von der Freiwurflinie. 28 Punkte und ein Sonderlob von Coach Rödl standen am Ende auf der Habenseite des Matchwinners, der auch defensiv hervorragende Arbeit leistete. „Das Spiel war geprägt von zwei unglaublichen Shooting-Guards“, war Rödl ebenso beeindruckt von Stewart wie vom Hagener David Bell.

Doch der Reihe nach. Die Trierer begannen gut, Andreas Seiferth und Brian Harper sorgten für eine schnelle 8:5-Führung, für Hagen hielt in der Anfangsphase vor allem Center-Routinier Bernd Kruel dagegen. Als Seiferth früh sein zweites Foul kassierte, reagierte Rödl und brachte Vitalis Chikoko. Dieser führte sich glänzend ein, binnen kürzester Zeit gelangen ihm drei blitzsaubere Blocked-Shots. Die Hagener Guards waren fortan gewarnt.

Auch Jermaine Bucknor war direkt hellwach, ein Dreier und ein erfolgreicher Korbleger brachten die Trierer mit 18:12 in Front, Phoenix-Coach Ingo Freyer reagierte mit einer Auszeit. Auch mit der zweiten Fünf auf dem Parkett blieb das Spiel der Gäste flüssig, U20-Nationalspieler Mathis Mönninghoff attackierte energisch den Korb und wurde mit zwei Freiwürfen belohnt, Bastian Doreth verteidigte aggressiv, Joshiko Saibou erhöhte nach einem Ballgewinn auf 24:16 (12.).

Die Rödl-Fünf hatte die Partie fest im Griff, wirkte hochkonzentriert und gewillt, den dritten Saisonsieg einzufahren. Dann jedoch folgte der große Auftritt von Hagens Scharfschützen David Bell: Drei Dreier binnen 120 Sekunden. Plötzlich führte Hagen mit 38:36, die Halle stand kopf. Rödl nahm eine Auszeit, um den Hagener Rhythmus zu brechen. Der Coach fand die richtigen Worte, Jarrett Howell und Barry Stewart trafen aus der Distanz. Zur Pause führte Trier mit 41:40.

Auch in Durchgang zwei schenkten sich die Kontrahenten nichts. Weder Hagen noch Trier gelang es, sich entscheidend abzusetzen. Auf Hagener Seite übernahm nun US-Boy Larry Gordon die Verantwortung, traf einige wichtige Würfe und hielt seine Farben im Spiel. Auf der Gegenseite verwandelte Barry Stewart zwei Freiwürfe zum 60:57 für die TBB. Der letzte Angriff des dritten Viertels gehörte dann ganz alleine Mathis Mönninghoff. Der Youngster traf mit Ablauf der Schlusssirene einen Wahnsinnsdreier aus gut acht Metern zum 63:57, das Momentum auf Seiten der Gäste.

Mit viel Selbstvertrauen ging Trier ins letzte Viertel, Nate Linhart traf einen „Floater“ zum 65:59, die TBB hielt ihren knappen Vorsprung. Angetrieben von einem immer lauter werdenden Publikum erwischte Phoenix ausgerechnet jetzt seine stärkste Phase. Davin White traf einen Korbleger plus Foul, Bernd Kruel legte nach, Larry Gordon sorgte für eine 66:65-Führung der Gastgeber – Trier wankte. Barry Stewart übernahm die Verantwortung, traf per Dreier zum 68:66 und legte mit Ablauf der Shot-Clock zum 70:66 nach (38.).

Hagen antwortete prompt, Larry Gordons Dreier brachte die Freyer-Fünf wieder in Schlagdistanz. Jermaine Bucknor traf im folgenden Angriff nur einen von zwei Freiwürfen, die Hausherren hatten die Chance auszugleichen. Diesmal übertrieb es Gordon jedoch, sein Offensivfoul gegen Bucknor war eine Art Vorentscheidung. Andreas Seiferth erhöhte nach tollem Zuspiel von Stewart auf 73:69, Nate Linhart legte nach zum 75:69. Die Uhr zeigte 30 Sekunden Restspielzeit. Da Barry Stewart und Jarrett Howell in der Schlussphase von der Linie die Nerven behielten, brachte Trier den knappen Vorsprung sicher über die Zeit, der Rest war Jubel pur.

„Wir haben nicht schlecht gespielt“, sagte der Hagener Coach Ingo Freyer. „Wir hatten defensiv drei, vier Blackouts, die Trier ausgenutzt hat. Stewart war zunächst nicht in der Partie, dann haben wir ihm zwei freie Dreier gelassen. Das war entscheidend. Ich ärgere mich auch über ein paar verpasste Chancen und zu viele zweite Gelegenheiten für Trier. Wenn wir das unterbinden, steht es zur Halbzeit anders. Insgesamt kann ich meinem Team keinen Vorwurf machen. Alle haben gekämpft. Am Ende haben wir leider auch Freiwürfe liegen lassen.“

Trier gegen Hagen ist immer ein besonderes Spiel, meinte Rödl. Man wisse nie, was passiere. „Es war ein besonderer Sieg für uns, Hut ab vor meinem Team. Wir haben zwar am Ende ein wenig geschwommen, aber die Freiwürfe gemacht.“

TOBIAS MÖNNINGHOFF

TTB Trier: Stewart (28/4), Linhart (10), Seifert (10), Bucknor (10/1), Harper (9), Howell (7/1), Mönninghoff (5/1), Chikoko (2), Saibou (2), Doreth.

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