Auf gutem Kurs
„Die Kochprofis“ haben am vergangenen Wochenende im Trierer Restaurant „Delicia“ das gemacht, wofür ihre TV-Sendung bekannt ist: Sie haben „Einsatz am Herd“ gezeigt. Doch die Küche war nicht das eigentliche Problem. Frank Oehler, Mike Süsser und Andreas Schweiger mussten Restaurantbesitzer und Koch Peter Hammerschmid in seiner Position als Chef stärken und Streitigkeiten zwischen Küche und Service schlichten. Zurückgelassen haben die Sterneköche neben gestärktem Selbstbewusstsein im Team und neuen Kochideen die neue Spezialität des Hauses: einen „Halben Meter Biergarten“.
TRIER. Die gemütlichen Holztische sind schon mit Weingläsern, Besteck und Servietten gedeckt, der Kellner spült die letzten Gläser, während die Bedienung das Menü des Abends mit Kreide auf eine deckenhohe Tafel schreibt. Aus der Küche rumort es, der Geruch von Gebratenem wabert durch den Raum. „Wo sind denn die Bio-Eier? Hat jemand die Eier gesehen?“, Sternekoch Frank Oehler streckt den Kopf aus der Küchentür, läuft dann mit einem Netz Orangen in der Hand hektisch nach draußen zum Auto, um dort nachzusehen. Die letzten Vorbereitungen für den Abend sind in Gange, im Trierer Restaurant „Delicia“ herrscht emsiges Treiben. Immer mittendrin: Peter Hammerschmid, Koch und Besitzer des Restaurants in der Kalenfelsstraße.
Drei Tage lang haben die „Kochprofis“ Frank Oehler, Mike Süsser und Andreas Schweiger aus der gleichnamigen TV-Sendung dem 26 Jahre alten Österreicher gezeigt, wie er sein Restaurant und die Speisen besser in Szene setzen kann – an diesem Abend endet ihre kulinarsche Mission. „Das Probeessen war gut, da erleben wir manchmal wirklich Katastrophen“, sagt Frank Oehler nach dem ersten Nachmittag im „Delicia“. Die Tapasplatte, Steaks in allen Garstufen, das Kartoffel-Fenchel-Gratin und das Ragout hätten ihm und seinen Kollegen gut geschmeckt.
Wo also liegt das Problem? „Der Peter konnte sich als Chef nicht durchsetzen, für den Preis der Speisen hat er zu teuer eingekauft und es gab Streit zwischen dem Service- und dem Küchenteam“, sagt Oehler. Die vier Aushilfen, die zwei Auszubildenen und die „Kochprofis“ sind daraufhin in einem Drachenboot über die Mosel gefahren – mit Hammerschmid als Steuermann. Dadurch sollte er für die Zukunft lernen, selbstbewusst mit den Gästen umzugehen und auch in der Küche eindeutig das Ruder zu übernehmen.
„Wir haben natürlich auch sehr viel gekocht, die Speisen bis ins Detail verfeinert. Die ‚Kochprofis‘ sind unglaublich energisch“, sagt Hammerschmid. In den drei Jahren, die er das Restaurant nun führt, sei Routine in sein Kochen gekehrt. Oehler, Süsser und Schweiger hätten ihm gezeigt, wie man etwa mit Zitronengras und schwarzem Kümmel jedes Gericht besonders machen kann. „Es geht nicht darum, was man kocht, sondern wie“, findet Oehler, der selbst gerne Leberkäse oder ein gut zubereitetes Schnitzel isst.
Dennoch ist das Was nicht ganz unwichtig: War das Restaurant mit kalten und warmen Tapas, Steaks vom Lavastein und Creme Catalán bisher eher auf die spanische Küche ausgerichtet, wird nun der Fokus erweitert: Spanisches gibt es weiterhin, aber die Speisen werden internationaler. Außerdem soll der herrliche Biergarten hinter dem Haus mehr genutzt werden.
Wie man dort sitzt, zeigt der Restaurantbesitzer noch am Abend, denn fester Bestandteil der Fernsehsendung mit den „Kochprofis“ ist das Abschluss-Essen am dritten Tag. Mehr als 30 Trierer warten ungeduldig vor dem Biergarten und möchten das Fünf-Gänge-Menü, das Hammerschmid zusammen mit Oehler, Süsser und Schweiger schon seit dem Nachmittag vorbereitet hat, probieren.
Nun also öffnen sich die Holztore, der Chef begrüßt jeden Gast einzeln, die weiße Kochweste noch fleckenfrei, und wünscht mit ruhiger Stimme einen schönen Abend. Er habe neue Ideen erhalten, sei selbstbewusster und er freue sich nun, das Gelernte zu präsentieren.
Gesagt, getan. Zusammen mit Mike Süsser grillt er Rinderrücken, um die kleinen Portionen mit Marinade und gehackten Nüssen zu panieren. Dann wird das Fleisch aufgespießt, jeder Gast darf kosten. Während einige noch die Reste vom Spieß „Tataki“ nagen, haben sich andere derweil mit einem „Halben Meter Biergarten“ versorgt. Diese Neuheit sind Obatzda mit einer Salzbrezel, Sülze und ein Wurstsalat mit Käse und Gurke. Jede der Speisen ist in ein kleines Glas gefüllt, angereiht auf einem Holzbrett.
Als die Sonne untergeht, wandern die Gäste hinein ins Restaurant. Dort folgen Seeteufel, Geflügelragout und Sachertorte mit Erdbeerlassi. Über dem Schlemmen dürften die meisten Gäste vergessen haben, dass sie den ganzen Abend gefilmt werden.
Wenn die Dessertteller abgeräumt und die letzten Autogrammkarten geschrieben sind, werden die „Kochprofis“ Peter Hammerschmid und sein Team wieder verlassen. Ob der „Halbe Meter Biergarten“ ein Erfolg wird, und wie die internationalen Speisen bei den Gästen ankommen, wird die Zeit zeigen. Normal schafften es circa drei von zehn Restaurants, die die „Kochprofis“ besuchen, zurück auf die Erfolgsspur. „Hier gehen wir“, sagt Mike Süsser, „mit einem wirklich guten Gefühl.“
Wann genau die Sendung ausgestrahlt wird, ist noch unklar. Vermutlich werden „Die Kochprofis – Einsatz am Herd“ aus Trier im September oder Oktober auf RTL II zu sehen sein.
Gianna Niewel
von 16vor