Auf den Stil kam es an

Trotz langjähriger, schwerer Krankheit ist Professor Ulrich Püschel (hier 2008) nie das Lachen vergangen. Archiv-Foto: Christian JörickeAb 1973 prägte er über 35 Jahre lang die Germanistik an der Universität Trier. Nicht nur wegen seiner fachlichen Qualitäten, sondern auch wegen seiner menschlichen Art. Humor und Liebenswürdigkeit zeichneten ihn aus. Im Alter von 71 Jahren ist Professor Ulrich Püschel, der viele Jahre an einer schweren Krankheit litt, vergangene Woche gestorben. 16vor erinnert an den Mitbegründer der Trierer Medienwissenschaft mit einem überarbeiteten Beitrag unseres ehemaligen Mitarbeiter Christian Weigand anlässlich dessen Versetzung in den Ruhestand vor sechs Jahren.

TRIER. Bei Haus- und Abschlussarbeiten gab Professor Ulrich Püschel den Verfassern gerne zu verstehen, dass er nicht nur Wert auf den wissenschaftlichen Gehalt und die äußere Form lege, sondern auch auf den sprachlichen Reiz. Das verwunderte wenig, denn das Spezialgebiet des Linguisten war Stilistik.

„Wie schreibt man gutes Deutsch?“ lautet nicht nur der Titel eines seiner Bücher, sondern war auch eine Frage, mit der sich seine letzte Vorlesung „Stilistik des Deutschen“ im Wintersemester 2007/2008 auseinandersetzte. Aufgaben und Probleme der Gestaltung von Texten waren der Kernbereich in Püschels Lehre und Forschung. Seine praxisnahen Lehrveranstaltungen über Stilistik und sein persönlicher, äußerst liebenswürdiger Stil und sein feiner Humor prägten die Germanistik und Studierende über Jahrzehnte.

Ulrich Püschel (*1943) studierte nach dem Abitur an den Universitäten Freiburg und Marburg. Von 1971 bis 1972 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Mainz. Nach seinem Wechsel an die Trierer Uni wurde er dort 1973 – als zweiter Doktorand nach der Neugründung der Hochschule – promoviert. Bis Ende der Nuller Jahre hatte er sich als Mitarbeiter der germanistischen Linguistik besonders den Themen „Zeitungssprache“, „Lexikologie und Lexikographie“, „Fernsehsprache und Fernsehrezeption“ sowie der Stilistik in seinen wissenschaftlichen Publikationen und seinen Lehrveranstaltungen gewidmet. 1996 wurde er habilitiert und einige Jahre später zum außerplanmäßigen Professor ernannt.

Püschels Schriften beeinflussten lange Zeit Beiträge zur linguistischen Forschung, fanden Eingang in wesentliche Publikationen und bildeten das Fundament von Doktorarbeiten. Besonders im Fachgebiet der Stilistik stellten seine Forschungsergebnisse die Grundlage der linguistischen Stilforschung dar. Sein Engagement für die Öffnung der Sprachwissenschaft hin zu neuen Themen wie der Analyse der Fernsehsprache sind besonders in Trier stark zu spüren, schließlich wirkte er nachhaltig bei der Planung und Entstehung des Fachs Medienwissenschaft an der Uni mit.

Wer als Studierender der Germanistik dem Teilbereich „Sprachwissenschaft“ – vom gymnasialen Grammatikunterricht abgeschreckt – anfangs noch skeptisch gegenüberstand, dem wurde in Püschels Seminaren und Vorlesungen schnell klar, dass es sich bei der Linguistik um ein lebensnahes und äußerst vielfältiges Fachgebiet handelt. So zeichneten sich seine Lehrveranstaltungen durch ihren diskursiven Charakter und ein praxisorientiertes Themenspektrum aus. Zudem lag ihm selbst in Vorlesungen viel daran, die Zuhörer zum Beispiel durch Fragen einzubeziehen.

In seiner Funktion als Fachstudienberater stand Püschel Studenten, Examenskandidaten und Doktoranden immer wieder – man verzeihe den hier angebrachten Phraseologismus – mit Rat und Tat zur Seite. Studierende auf der Suche nach Antworten auf Dauerbrenner-Fragen bezüglich Studien- und Prüfungsordnungen fanden in ihm einen kompetenten Ansprechpartner. Das Besondere an seinem Umgang mit den Studierenden lag in der großen Ruhe und der besonderen Freundlichkeit, die er seinen Gesprächspartnern entgegenbrachte.

„Das Gestalten als zentrales Stilmuster“ – dieser Satz wurde durch Püschel geprägt. Er hat durch seinen Stil gestaltet, und zwar im besten Sinne: sowohl wissenschaftlich als auch didaktisch. Und vor allem menschlich.

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