Tarforster Großprojekt im Zeitplan?
Der „Augustinus Campus“ steht, laut Projektentwickler sind 90 Prozent der 121 Apartements verkauft. Vergleichbar gut laufe auch die Vermarktung der Wohnungen im benachbarten „Augustinus Wohnpark“. Dabei hatte es dort in den vergangenen Wochen bisweilen den Anschein, als seien die Arbeiten nahezu zum Erliegen gekommen. Das sei mitnichten der Fall, widerspricht die Select Development GmbH, eine Tochter der luxemburgischen Tracol Immobilier S.A. in Sandweiler. Im September, spätestens Oktober seien die ersten 42 Wohneinheiten des Wohnparks fertiggestellt, noch im Sommer beginne der dritte Bauabschnitt für eines der aktuell größten Immobilienprojekte auf der Tarforster Höhe. Doch völlig reibungslos läuft dessen Realisierung offenbar nicht, denn bald schon könnte sich ein Gericht mit dem Vorhaben beschäftigen. Manfred Müller, der für die Planung der „Augustinus“-Komplexe verantwortliche Architekt, ist nicht mehr im Auftrag der Select Development tätig. Er habe den Projektentwickler verklagt, erklärte Müller am Montag auf Nachfrage gegenüber 16vor.
TRIER. Die Rohbauten stehen, doch das tun sie schon seit etlichen Monaten. Ansonsten scheint der weitere Baufortschritt auf sich warten zu lassen, ist es nach außen hin auffallend ruhig geworden auf dem Areal an der Karl-Carstens-Straße. Von Stillstand könne aber nicht die Rede sein, versichert Marco Raskob, vielmehr sei das Gegenteil der Fall: Der Innenausbau schreite zügig voran, kommende Woche würden die Fenster geliefert und eingebaut, dann folge die Dämmung der Außenwände, berichtete der Mitarbeiter der Select Development GmbH am Montag. Die Baufortschritte seien lediglich von außen nicht auf Anhieb zu sehen, gibt er zu bedenken.“Im September oder Oktober werden wir fertig sein“, verspricht Raskob und kündigt weiter an, dass man noch im Sommer den dritten und letzten Bauabschnitt in Angriff nehmen werden. Bis spätestens 2017 muss das gesamte Projekt realisiert sein, so sieht es der städtebauliche Vertrag vor.
Während im „Augustinus Campus“ längst Leben herrscht und man bei einem Blick durch die völlig verglaste Südwestfassade eine ungefähre Vorstellung davon bekommt, wie viel – oder wenig – Raum den Bewohnern hinter den Scheiben zur Verfügung steht, stehen zwei der insgesamt vier Wohngebäude, die der Entwurf für den „Augustinus Wohnpark“ vorsieht, im Rohbau. Von den Studentenbuden seien fast alle 121 Wohneinheiten veräußert, so Raskob. Die übrig gebliebenen sechs Einheiten würden nunmehr vermietet und dann im vermieteten Zustand zum Verkauf angeboten. Ein 49 Quadratmeter zählendes Ein-Zimmer-Apartment kostet aktuell knapp 150.000 Euro .
Der Verkauf laufe „hervorragend“, sagt Raskob, das gelte auch für den zweiten Bauabschnitt des gegenüber liegenden „Wohnparks“. Dort entstehen derzeit 42 Eigentumswohnungen. „90 Prozent sind verkauft, und für den dritten Bauabschnitt haben wir schon Wartelisten“, heißt es vonseiten des Projektentwicklers. Die 115 Quadratmeter große 4-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss schlägt hier mit fast 368.000 Euro Kaufpreis zu Buche. Wer zudem noch einen Tiefgaragen-Stellplatz wünscht, muss zusätzliche 19.000 Euro berappen. Offenbar gibt es auf dem Trierer Markt noch ausreichend Nachfrager, die bereit und auch in der Lage sind, derartige Preise zu bezahlen. Denn Raskob ist zuversichtlich, dass sich auch für die 39 Wohneinheiten im weiteren Teil des „Augustinus Parks“ rasch Käufer finden werden . Ein Café soll es auch geben, die entsprechenden Räumlichkeiten seien ebenfalls bereits veräußert.
Weniger auskunftsfreudig zeigt sich der Projektentwickler derweil in anderer Hinsicht. So gehen die Select Development GmbH und das renommierte Trierer Architekturbüro Manfred Müller & Partner schon seit längerem getrennte Wege. Über die Gründe schweigt Raskob sich aus. Dass man sich von einem Architekten trenne, sei im Übrigen „nicht so außergewöhnlich“. Doch es geht hier nicht um irgendein Projekt, sondern um die Bebauung eines gut 1,4 Hektar großen Areals in einer der gefragteren Wohnlagen Triers. Von einem Investitionsvolumen von rund 35 Millionen Euro war beim obligatorischen Spatenstich im August 2012 die Rede. Da hatten Manfred Müller & Partner sich mit ihrem Entwurf in einem von der Stadt ausgeschriebenen Architektenwettbewerb gegen vier Mitbewerber durchgesetzt. Bei gleich drei Trierer Realisierungswettbewerben räumte das Büro in den vergangenen Jahren ab. Während der Entwurf für die Bebauung des Geländes des früheren Herz-Jesu-Krankenhauses schon umgesetzt wurde, entstehen in Tarforst nun die von Müller & Partner entworfenen „Augustinus“-Projekte. Und das nächste Großprojekt, bei dem das Büro mit im Boot sitzt, steht bereits in den Startlöchern: die Bebauung des „Feuvrier“-Areals am nördlichen Moselufer.
Wie Raskob will sich auch Manfred Müller nicht näher dazu äußern, weshalb sich die einstigen Partner offenkundig zerstritten haben. Der Architekt erklärt lediglich, den Projektentwickler verklagt zu haben. Weitere Einzelheiten wolle er „im laufenden Verfahren“ nicht mitteilen. Gut möglich, dass der Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Partnern bald öffentlich ausgetragen wird – vor Gericht.
von Marcus Stölb