„Das war kein Zufall“
TRIER. Zuwachs für die Trierer Grünen: Nach Jahren parteilosen politischen Engagements traten Anja Reinermann-Matatko und Dominik Heinrich der Partei nun bei. Gegenüber 16vor erklären die beiden Ratsmitglieder, was sie zu diesem Schritt veranlasste.
Seit 15 Jahren gehört Heinrich dem Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld an, seit 2009 ist er Triers erster Ortsvorsteher, der auf dem Ticket der Grünen in dieses Amt kam. Im Stadtrat sitzt der Architekt seit zehn Jahren, und wie Anja Reinermann-Matatko, die ebenfalls 2004 erstmals in den Rat einzog, will auch er in diesem Jahr wieder kandidieren. „Dass ich über die Liste der Grünen kandidierte, war kein Zufall. Zu keiner anderen Partei war und ist die Schnittmenge – insbesondere – auf lokaler Ebene so groß. In den 80er und 90er Jahren habe ich mich intensiv in den Bürgerinitiativen zum Viehmarkt und Palais Walderdorff engagiert – unabhängig und parteilos.“ Diese Einstellung habe er sich bis vor wenigen Tagen auch bewahrt, doch rechne er „den Grünen hoch an, dass Parteilose ohne Vorbehalte aufgenommen und gleichberechtigt eingebunden werden“. Immer wieder habe er deshalb in den letzten Jahren damit „geliebäugelt, Bündnis 90/Die Grünen beizutreten“.
Heinrich nennt Brand und Maximini „beleidigte Leberwürste“
Dass er das Stadium des Liebäugeln nun hinter sich gelassen hat, begründet er ausgerechnet mit den Parteiaustritten anderer: „Ausschlaggebend waren für mich Medienberichte über das Verhalten beleidigter Leberwürste in jüngster und älterer Zeit, sprich: Felix Brand und Manfred Maximini, denen persönliche Empfindlichkeiten wichtiger als politische Inhalte und Ziele waren“. Er gehe nun „bewusst den umgekehrten Weg“ und wolle bei parteiinternen Diskussionen „nicht nur meine Argumente vorbringen, sondern auch das nun gewonnene Stimmrecht nutzen.“ Heinrich weiter: „Selbstverständlich möchte ich bei der Kommunalwahl wieder antreten – und bin mir sicher, dass die Mitgliederversammlung der Grünen auch diesmal ihre Kandidaten nicht nach ‚Parteibuch‘, sondern Kompetenz wählt.“
Bei der Kommunalwahl 2009 reichte die Offenheit der Grünen so weit, mit der damals noch parteilosen Spitzenkandidatin Reinermann-Matatko anzutreten. „Einzelne Mitglieder aus dem Parteivorstand haben immer wieder mal bei mir angefragt, wie es mit einer Mitgliedschaft aussehe. Die letzte Anfrage ist aber schon etwas länger her“, berichtet sie und kündigt selbstbewusst an, auch dieses Mal wieder „für einen vorderen Listenplatz kandidieren“ zu wollen. Es habe viele Gründe gegeben, sich nach beinahe zehn Jahren parteiloser Ratsmitgliedschaft nun doch den Grünen anzuschließen. „Ich will mit entscheiden, wer für Grüne als Kandidat oder Kandidatin ins Rennen geht, egal auf welcher Ebene!“ Zudem sei sie Fraktionschefin, da würden Formulierungen wie „parteiloses Mitglied der Grünen-Fraktion“ der Aufgabe „nicht gerecht, die ich derzeit für die Grünen übernehme“. Als sie 2004 zu den Grünen gekommen sei, habe es zudem „immer wieder Ärger zwischen Fraktion und Parteivorstand“ gegeben. Seit einiger Zeit arbeite man aber „nun sehr gut zusammen, die Zusammensetzung des Vorstands ist nicht mehr die von 2004, und mit der Wahl von Petra Kewes als Sprecherin bin ich auch überzeugt, dass die Zusammenarbeit auch weiterhin gut sein wird“. Ihr Parteieintritt „zu Zeiten, wo die Partei aufgrund von Entwicklungen auf anderen politischen Ebenen auch Austritte zu verzeichnen hat, war somit auch ein Antrittsgeschenk für Petra“.
2004 amtierte Corinna Rüffer als Kreisvorstandssprecherin. Rüffer wurde dank ihrer guter Platzierung auf der Landesliste ihrer Partei im vergangenen September in den Bundestag gewählt. Auch Reinermann-Matatko hatte Ambitionen auf ein Bundestagsmandat angemeldet, im Herbst 2012 spekulierte sie auf einen der vorderen Plätze der Partei, der sie damals noch nicht angehörte. Doch gegen die auf Landesebene innerhalb ihrer Partei bestens vernetzte Corinna Rüffer zog sie klar den Kürzeren. Derweil führt Reinermann-Matatko für ihren Parteieintritt noch einen weiteren Grund an: „Ich war jetzt mehrere Jahre Promotionsstipendatin der Heinrich-Böll-Stiftung, und das war eine echt tolle Zeit. Ohne die Grünen, die mich 2004 auf ihre Liste zur Kommunalwahl aufgenommen haben, wäre ich dort wohl nicht gelandet.“
Einen Vorteil hat der doppelte Parteieintritt, zumindest für Triers Journalisten: Auf die etwas umständliche Formulierung „parteiloses Mitglied der Grünen-Ratsfraktion“ können sie künftig verzichten.
von Marcus Stölb