Achterbahn in der Arena
Zuhause erfolgreicher als auswärts: Die TBB hat gestern Abend vor 3487 Zuschauern in der Arena gegen die Neckar Riesen Ludwigsburg mit 79:73 (44:39) gewonnen und damit ihren wenig rühmlichen Auftritt bei der 60:71-Niederlage vor vier Wochen bei den Schwaben vergessen gemacht. Die Trierer hatten bei ihrem siebten Heimsieg allerdings ihre liebe Last gegen den Tabellenvorletzten. Keine leichte Aufgabe wartet auch in der Qualifikationsrunde des Pokalwettbewerbs auf die TBB. In der Halbzeitpause des gestrigen Spiels loste Ruder-Olympiasieger Richard Schmidt den Trierern ein Auswärtsspiel beim Vizemeister Ulm zu.
TRIER. Vor vier Wochen erst verlor die TBB in Ludwigsburg verdient gegen die Neckar Riesen mit 60:71. Gestern Abend wollte sich das Team von Cheftrainer Henrik Rödl in der heimischen Arena revanchieren. Doch gegenüber dem letzten Aufeinandertreffen hatte sich einiges geändert. Zum Beispiel saß auf der Bank der Gäste ein neuer Cheftrainer: Nach der Derby-Niederlage gegen Tübingen und dem Sturz auf Tabellenrang siebzehn wurde Steven Key beurlaubt. Sein Nachfolger John Patrick, der in der BBL bereits in Göttingen und Würzburg tätig war, stand gegen die TBB zum ersten Mal für seinen neuen Arbeitgeber an der Seitenlinie.
Trier wollte sich nach der Niederlage in Bonn mit einem positiven Gefühl in die rund zwei Wochen währende Liga-Pause verabschieden. Rödl forderte vor dem Spiel: „Konzentriert auftreten, dem Gegner nichts erlauben und möglichst schnell zum eigenen Spiel finden, anstatt sich das der Gäste aufzwingen zu lassen.“ Dies konnte seine Mannschaft zunächst nicht umsetzen.
Vom Sprungball weg war Ludwigsburg besser. Erst nach einem Lauf von 8:0-Punkten besorgte Brian Harper die ersten Punkte für die TBB. Doch zunächst blieben die Gäste das bestimmende Team in der Arena. Die Neckar Riesen waren aggressiver, spritziger und trafen besser von draußen. Mitte des ersten Viertels und nach einer Auszeit von Rödl besannen sich die Gastgeber auf ihre Tugenden. Aggressiv in der Defensive provozierten sie Ballverluste und vergoldeten diese durch schnelle Punkte. Zum Ende des Spielabschnitts hin war es eine ausgeglichene Partie, mit einem schönen Schlusspunkt durch Vitalis Chikokos Dunking, der eine Vier-Punkte-Führung bedeutete (25:21).
Immer wenn es im zweiten Viertel drohte, spannend zu werden, legte die TBB den Ludwigsburgern die Daumenschrauben an. Resultat der Tempoverschärfungen war die erste zweistellige Führung für die Hausherren. Doch deren Halbwertzeit war nicht von langer Dauer. Das Rödl-Team zeigte ähnliche Unzulänglichkeiten wie zu Beginn der Partie: Es war nicht aggressiv genug in der Zonenverteidigung – rettete aber eine 44:39-Führung in die Pause.
Den Auftritt der Trierer im dritten Viertel hatten die 3487 Zuschauern so ähnlich bereits zu Beginn gesehen. Doch im Gegensatz zu den ersten zehn Minuten gelang der TBB nun kein Comeback mehr. Die Korbjäger von der Mosel kassierten 18 Punkte und kamen selbst nur auf 13 Zähler.
Vor dem letzten Spielabschnitt war die Partie unentschieden – 57:57 stand auf der Anzeigetafel. Allerdings hatten die Gäste in den vorangegangenen zehn Minuten einen wesentlich stärkeren Eindruck hinterlassen. „Wir mussten erst unseren Rhythmus finden“, sagte Rödl über die mangelnde Balance seiner Mannschaft.
Dank Nate Linhart, Barry Stewart und Jermaine Bucknor kam Trier noch rechtzeitig wieder in die Spur. Die drei waren nicht nur die Topscorer auf Seiten der Gastgeber, sondern im letzten Viertel auch das Zünglein an der Waage. Den Schlusspunkt zum Endstand von 79:73 setzte erneut Chikoko mit einem weiteren Dunk. Der 21-Jährige steuerte acht Punkte zum Sieg bei, sorgte stets für spektakuläre Momente und brachte somit auch in der entscheidenden Phase Selbstbewusstsein in sein Team. „Wir haben uns heute in einem schwierigen Spiel Selbstvertrauen erarbeitet“, sagte Rödl und attestierte seiner Mannschaft einen weiteren Reifeprozess.
Für den TBB-Coach war das Aufeinandertreffen ein Schlüsselspiel. Nach der Partie war der 44-Jährige sichtlich erleichtert. „Es war ein ganz wichtiger Sieg gegen eine Mannschaft, vor der wir großen Respekt haben.“ Sein Gegenüber, John Patrick, gratulierte Rödl zum Sieg und beschrieb den Spielverlauf wie die Fahrt auf einer Achterbahn. „Trier war heute einfach besser als wir“, sagte Patrick, der mit seinem neuen Team nur zwei Tage Vorbereitungszeit hatte.
Nach dem Sieg gegen Ludwigsburg kann sich die TBB bald für eine weitere Niederlage revanchieren. In der Qualifikationsrunde des Pokal-Wettbewerbs, die gestern in der Arena ausgelost wurde, tritt sie Anfang Februar auswärts gegen ratiopharm Ulm an. „Im Pokal haben wir uns natürlich ein Heimspiel gewünscht“, so Rödl. „Aber gegen Ulm haben wir nun die Chance auf Wiedergutmachung. Dort waren wir in der Liga schwach. Das wollen wir nun besser machen.“
Ruder-Olympiasieger Richard Schmidt loste in der Halbzeitpause folgende weitere Partien aus: Der Deutsche Meister und Pokalsieger Brose Baskets bekommt es im bayerischen Duell zuhause mit dem FC Bayern München zu tun; in der dritten K.o.-Begegnung stehen sich im Niedersachsen-Derby die Artland Dragons und die EWE Baskets Oldenburg gegenüber. Terminiert sind die Spiele des BBL-Pokals für den Zeitraum 5. bis 7. Februar.
Das nächste Liga-Spiel für die TBB ist am Sonntag, 27. Januar. Um 17 Uhr trifft das Rödl-Team in der Arena auf die Baskets aus Würzburg.
TBB: Linhart (21), Howell (3), Stewart (14), Seiferth (8), Harper (6), Saibou , Doreth, Mönninghoff (3), Chikoko (8), Bucknor (16),
Neckar Riesen: Turek (15), Staiger (11), Elliott (7), Bernard (17), Jackson (11), Bekteshi (2), Taylor (6), Weber, Weaver (4)
Viertelstände: 25:21; 19:18; 13:18; 22:16
von Jörg Rossler