Abstiegskampf statt Playoffs

Die TBB Trier hat am 32. Spieltag der Basketball-Bundesliga in der heimischen Arena das Duell gegen die Tigers Tübingen in der Verlängerung verloren. Dem Team von Henrik Rödl gelang am Sonntagnachmittag vor 4535 Zuschauern nicht der erhoffte Befreiungsschlag im letzten Heimspiel der Saison. Nach der 82:87-Niederlage – am Ende der regulären Spielzeit stand es 72:72 – muss die TBB nun um den Klassenerhalt bangen. Ein Grund dafür war die schlechte Trefferquote von der Freiwurflinie. „Wir hatten heute nicht die Nervenstärke von der Linie. Mein Team trifft eigentlich besser“, analysierte TBB-Cheftrainer Rödl den unnötigen Punktverlust gegen den Tabellennachbarn aus Tübingen.

TRIER. 2013 ist nicht das Jahr der TBB. Ende 2012 gehörten die Trierer Bundesliga-Basketballer noch zu den sicheren Kandidaten für die Playoffs. Neun Siege aus 16 Partien bedeuteten Platz sieben und vier Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Playoff-Rang. Bis zum Spiel gegen Tübingen gewann die TBB von 14 Spielen nur noch fünf. Deshalb richteten sich die Blicke vor dem letzten Heimspiel in dieser Saison auch in Richtung Tabellenkeller. Mindestens noch einen Sieg benötigt Trier, um den Klassenerhalt im Basketballoberhaus zu sichern. Angesichts des Restprogramms, welches den Trierern die schwierigen Auswärtsaufgaben in Frankfurt, Berlin und Quakenbrück beschert, wäre eine Wiederholung des Triumphs vom Beginn dieser Runde wünschenswert: Zum Saisonauftakt reiste die Mannschaft von Henrik Rödl am 3. Oktober zu den Tigers Tübingen und gewann das Auswärtsspiel mit 77:66.

Eine gute Nachricht gab es für den Trierer Trainer und sein Team bereits vor dem Anwurf: Routinier Jermaine Bucknor war nach seiner Trainingsverletzung wieder mit von der Partie, unter der Woche musste der Kanadier noch beim Auswärtsspiel in Weißenfels pausieren.

Von der Bank aus sah der 29-jährige Small Forward, wie zu Beginn die Tigers ihr Glück aus der Distanz versuchten. Allerdings trafen sie nicht immer, doch die Gäste hatten mit Kenneth Frease und Cameron Wells die Hoheit unter den Brettern und sammelten sieben Offensiv- und sieben Defensivrebounds, hamsterten in den ersten zehn Minuten 21 Punkte. Dank einiger guter Dreierversuche seitens der TBB betrug der Rückstand für die Gastgeber lediglich zwei Punkte (19).

Mitte des zweiten Viertels konnte Tübingen seine Führung etwas ausbauen, lag mit sieben Punkten vorne. Rödl nahm eine Auszeit, wollte so deren Spielfluss unterbrechen. Doch die Denkpause hatte nicht den gewünschten Erfolg: Tyrone Nash legte mit einem Dreipunktversuch nach und erhöhte den Vorsprung der Gäste auf zehn Punkte (24:34). Kurz darauf versuchte die TBB mit einer aggressiven Mann-gegen-Mann-Defense die Tigers energischer unter Druck zu setzen. Es gelang. Als Center Vitalis Chikoko Sekunden vor der Halbzeitsirene Wells‘ Korbleger blockte, war der Rückstand auf fünf Punkte zusammengeschmolzen. Zur Pausenansprache stand in roten Ziffern 36:41 auf der Anzeigentafel unter dem Arena-Dach.

Wie sehr Trier den Sieg wollte, konnte jeder bei Chikoko im dritten Viertel beobachten: Zuerst spielte er beim Einwurf unter dem gegnerischen Korb einen Fehlpass, eilte dann zurück, und machte seinen Fehler wett, indem er Reggie Reddings Korbversuch abräumte. Doch das Team von Perovic zeigte sich nur mäßig beeindruckt, zog bis auf elf Punkte weg. Mitte des dritten Viertels war es dann wieder Chikoko, der sich gegen die drohende Niederlage stemmte, einen Dreier versenkte und für sein Team in die Bresche sprang. Anschließend klaute Barry Stewart den Ball, versenkte per Korbleger und schon war die TBB zurück in der Partie, lag nur noch sechs Punkte zurück. Beendet wurde das Viertel mit dem Zwischenstand von 53:57. Damit war größtmögliche Spannung vor dem letzten Viertel garantiert. „Wir haben drei Viertel ein gutes Spiel gezeigt“, sagte Tübingens Trainer Igor Perovic während der Pressekonferenz und bescheinigte der TBB eine gute Defensivarbeit.

Joshiko Saibous fünfter und sechster Punkt eröffneten das letzte Viertel dieser TBB-Heimsaison. Der Aufbauspieler brachte sein Team auf zwei Punkte heran, Chikoko legte nach, glich zum 57:57 aus. Als Nate Linhart dann zum Korb zog, ging die TBB erstmals in diesem Spiel in Führung (59:57). Die Spannung hielt niemanden der 4535 Zuschauer in der Arena auf dem Sitz. Bucknors erster Dreier an diesem Sonntag bedeutete zwei Minuten vor dem Ende das 68:65. Es folgte der Auftritt von Andi Seiferth, er baute die Führung per Korbleger aus. Zwölf Sekunden vor Spielende hatte Jarrett Howell den wichtigen Sieg in der Hand: Aber der etatmäßige Passgeber bewies ein zu steifes Handgelenk, vergab seine beiden Freiwürfe – im Gegenzug markierte Duggins den Endstand von 72:72. War es bis hierhin schon eine sehr spannende Partie, begann in der fünf Minuten währenden Verlängerung ein rasantes Nervenspiel.

Immer wieder wechselte die Führung. Doch rund eine Minute vor dem Ende zogen die Gäste fünf Punkte davon. Zwar konnte Barry Stewart nochmals per Dreier kontern, doch die Niederlage war besiegelt, als zehn Sekunden vor dem Ende Bastian Doreth an die Freiwurflinie trat und beim Stande von 82:86 beide Freiwürfe vergab. „Trier hätte es heute auch verdient gehabt zu gewinnen. Es war ein großer Kampf“, sagte Tübingens Cheftrainer.

„Wir müssen jetzt die Köpfe freibekommen und uns auf das Spiel in Frankfurt konzentrieren“, gab Rödl die Marschrichtung für die kommende Woche vor. Nach dem Sieg der Ludwigsburger gegen Braunschweig ist der Abstiegskampf nochmals richtig spannend geworden, und Trier steckt mittendrin. „Wir haben auswärts zuletzt nicht gut ausgesehen. Das müssen wir jetzt ändern“, sagte der Trainer. Am kommenden Samstag wäre ein guter Zeitpunkt, den nächsten Auswärtssieg beim Tabellennachbarn aus Frankfurt einzufahren. Die TBB hat in dieser Saison allerdings erst vier Mal auf fremden Plätzen gewinnen können – zuletzt Ende Februar beim abgeschlagenen Tabellenletzten aus Gießen.

TBB: Linhart (12), Howell (2), Seiferth (11), Stewart (14), Harper (7), Chikoko (14), Saibou (6), Doreth (4), Mönninghoff (0), Bucknor (12)

Tigers Tübingen: Wells (6), Lischka (19), Redding (17), Frease (9), Duggins (19), Nash (8), Young (9), Oehle (0), Spoden (0)

Viertel: 19:21, 17:20, 17:16, 19:15, I. Verlängerung: 10:15

Zuschauer: 4535

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