Wichtiger Schritt für „Rio“
MEHRING. Die Stadtwerke Trier (SWT) haben den positiven Raumordnungsentscheid für das geplante Pumpspeicherkraftwerk „Rio“ (PSKW) von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) erhalten.
Gemeinsam mit Uwe Hüser, Staatssekretär im Mainzer Wirtschaftsministerium, übergab SGD Nord-Präsident Dr. Ulrich Kleemann den Entscheid am Donnerstag offiziell an die SWT auf dem Hummelsberg bei Mehring, dem geplanten Standort des PSKWs. Damit sei der erste Schritt im Genehmigungsprozess für eines der größten Infrastrukturprojekte in Rheinland-Pfalz getan, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
„Die Energiewende in Rheinland-Pfalz ist ein Generationenprojekt, das gelingt, wenn Bürger, Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen“, so Hüser. „Ganz entscheidend für das Gelingen ist, dass wir Lösungen schaffen, wie der regenerativ erzeugte Strom gespeichert wird und so auch in Zeiten nutzbar bleibt, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Der geplante Pumpspeicher ist so eine Lösung.“ Bei dem Raumordnungsentscheid handelt es sich um das gesetzlich vorgeschriebene Vorgutachten, das die raumbedeutsamen Auswirkungen des Projekts unter überregionalen Gesichtspunkten überprüft hat. „Es beinhaltet insbesondere Auswirkungen auf die Siedlungsstruktur, Land- und Forstwirtschaft, Erholungs- und Fremdenverkehr, Umwelt- und Naturschutz sowie Freiraumstruktur (Wiesentäler, Landschaftsschutzgebiete usw.). Die Erkenntnisse des Verfahrens, wie zum Beispiel das naturschutzfachliche Ausgleichskonzept müssen beim nun folgenden Planfeststellungsverfahren berücksichtigt und detailliert werden“, erklärte Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der SGD-Nord. Das Raumordnungsverfahren sei damit offiziell abgeschlossen und die Vorbereitungen für das Planfeststellungsverfahren könne nun beginnen. Das Planfeststellungsverfahren prüft die Genehmigungsfähigkeit der Anlage. Die Stadtwerke Trier rechnen damit, dass dieses Genehmigungsverfahren voraussichtlich bis Ende 2015 dauert. Erst wenn dieses Verfahren positiv abgeschlossen werden kann, könnte der Bau der Anlage starten.
„Als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Trier freut es mich sehr, dass wir mit dem Raumordnungsentscheid den nächsten wichtigen Schritt für das PSKW-RIO absolvieren konnten. Jetzt gilt es gemeinsam die nächsten Aufgaben anzunehmen und auch das Planfeststellungsverfahren erfolgreich zu durchlaufen. Denn ein PSKW in unserer Region soll einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Energielandschaft auf Basis erneuerbarer Energien leisten und würde mittel- und langfristig für regionale Wertschöpfung sorgen“, erklärte Oberbürgermeister Klaus Jensen.
Für die weitere Projektentwicklung suchen die SWT derzeit Projektpartner. „Grundsätzlich sind alle Unternehmen willkommen, die den regionalen Energiegedanken mittragen“, so Dr. Olaf Hornfeck, Vorsitzender des SWT-Vorstandes. Interessenten gebe es bereits, darunter seien Investitionsfonds und auch Genossenschaften. Mit einem künftigen Partner – der Wörrstädter juwi-Gruppe – verbindet die SWT bereits eine mehrjährige Zusammenarbeit bei Windprojekten. „Darauf können wir aufbauen“, sagte juwi-Gründer und Vorstand Matthias Willenbacher in seinem Grußwort. „Für mich steht fest, dass die Energiewende mit den heute bereits vorhandenen Technologien sicher und schnell umgesetzt werden kann“, so der juwi-Chef.
Erste geologische Untersuchungen abgeschlossen
Parallel zu der administrativen Entwicklung ist auch nach Darstellung der SWT die Arbeit vor Ort vorangeschritten. „Inzwischen wurde die erste Phase des geologischen Erkundungsprogramms abgeschlossen. Bisher ist aus geologischer Sicht kein technisches Ausschlusskriterium festgestellt worden“, erklärt SWT-Bereichs- und somit Projektleiter Rudolf Schöller. „Die Ergebnisse werden im Detail mit der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Bergbau und Geologie mit Sitz in Mainz, abgestimmt, bevor Ende 2013, Anfang 2014 in einer zweiten Phase weitere Bohrungen für die geologische Erkundung des Standorts beginnen“, so Schöller weiter.
Der geplante Standort des Pumpspeicherkraftwerks liegt in der Verbandsgemeinde Schweich. Das PSKW RIO soll aus zwei Becken bestehen, die beide künstlich geschaffen werden müssen. Das Oberbecken wird als künstliches Speicherbecken im Bereich des Hummelsberges bei Mehring errichtet und weist nach jetzigem Planungsstand eine Fläche von ca. 70 Hektar (ha) inklusive Dammanlage (Ringdamm) auf. Mit Hilfe einer Talsperre wird das Kautenbachtal bei Ensch zum künstlichen Unterbecken und weist eine Fläche von ca. 45 ha bei einer Dammhöhe von ca. 60 Meter auf. Beide Becken umfassen ein Speichervolumen von ca. 6 Mio. Kubikmeter Wasser bei einem Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterbecken von 200 m. Die Leistung des PSKW RIO soll ca. 300 Megawatt betragen.
Wenn in verbrauchsschwachen Zeiten viel Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, kann es zu einem Überangebot an Strom kommen. Dieses Überangebot wird genutzt, um Wasser mit einer Pumpe vom tiefer gelegenen Unterbecken ins höher gelegene Oberbecken zu pumpen. Wenn in verbrauchsstarken Zeiten ein Unterangebot an Strom besteht, wird das Wasser aus dem Oberbecken abgelassen und damit eine Turbine zur Stromerzeugung betrieben.
Ziel des PSKW RIO sei vorrangig die Ausregelung des in der Region Trier benötigten Stroms mit dem Hintergrund des verstärkten Ausbaus der erneuerbaren Energien, hier insbesondere die Energieträger Windkraft und Photovoltaik, erläutern die Stadtwerke. Besondere Herausforderung an die Planung und Umsetzung des PSKW RIO sei die zur Ausregelung der erneuerbaren Energien benötigte Flexibilität und Regelfähigkeit der Anlage. Über das vergleichsweise hohe Speichervolumen von 6 Mio. Kubikmetern solle ein Beitrag zur Ausregelung des Strombedarfs der Region Trier auf Basis erneuerbarer Energien geleistet werden.
von 16vor
