Wettbewerb um 900 Meter Moselufer
Kommt das Projekt „Stadt am Fluss“ bald in die Gänge? Die Verwaltung plant einen städtebaulichen Wettbewerb für die Neugestaltung der Brückenköpfe der Römerbrücke, in den auch ein Uferabschnitt auf beiden Seiten der Mosel einbezogen werden soll. Doch für die Realisierung eines Siegerentwurfs fehlt der Stadt bekanntlich das Geld. Vielleicht sollte sich Trier um die Ausrichtung der Bundesgartenschau 2023 bewerben. Welche Möglichkeiten eine BUGA eröffnet, lässt sich derzeit in Koblenz bestaunen. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) zeigt sich gegenüber 16vor nicht abgeneigt von einer Bewerbung: „Da geht jedem Stadtplaner das Herz auf“.
TRIER. Für 2019 hat Heilbronn den Zuschlag erhalten, und auch die BUGA 2021 ist so gut wie vergeben – nach Lage der Dinge wird das Großereignis dann in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt stattfinden. Die nächste Chance böte sich erst wieder 2023, doch müsste sich Trier auch für diesen Termin sputen. Denn dem Vernehmen nach stehen mit Köln und Dortmund gleich zwei große Kandidaten für die BUGA 2023 in den Startlöchern; was nicht heißt, dass eine großartige Bewerbung Triers in jedem Falle chancenlos wäre.
Noch deutet nichts darauf hin, dass sich am Augustinerhof einen Bewegung für eine Kandidatur formieren könnte. Dass die selbst ernannte „Moselmetropole“ ihren Hut in den Ring werfen wird, ist deshalb eher unwahrscheinlich, auch wenn Simone Kaes-Torchiani (CDU) – angesprochen auf diese Option – alles andere als abweisend klingt: Jeder Stadtplaner wisse, welche Chancen sich durch ein solches Großereignis eröffneten, sagt die Baudezernentin, schließlich flössen erfahrungsgemäß üppige Zuschüsse aus Bund und Land in die Ausrichterstädte. Doch Kaes-Torchiani weiß auch: Der Weg bis zu einer solchen Großveranstaltung wäre „sehr steinig“, und schon die Ausarbeitung der Bewerbungsunterlagen würde große Teile ihres Mitarbeiterstamms über Monate binden.
Die Landesgartenschau auf dem Petrisberg hat gezeigt, welchen Schub ein Ereignis dieser Größenordnung auf die Stadtentwicklung auslösen kann. Hätte es die LGS 2004 nicht gegeben, das einstige Militärgelände hätte sich wohl kaum so schnell in ein attraktives Höhenquartier entwickeln lassen. Mit einer BUGA würde man in einer höheren Liga spielen, auch was die Zuschüsse vonseiten des Landes anbelangt. Das lässt sich in Koblenz begutachten, wo eine der größten Festungsanlagen Europas – die Ehrenbreitstein – für rund 42 Millionen Euro auf Vordermann gebracht und ein längerer Abschnitt des Rheinufers in eine Naherholungsfläche aufgewertet wurde. Damit ist die Stadt deutlich näher an den Fluss gerückt, die Aufenthaltsqualität am Rhein hat sich spürbar erhöht.
Auch Trier will sich bekanntlich von einem Ort mit Fluss zu seiner „Stadt am Fluss“ wandeln. Vor fast vier Jahren wurde das gleichnamige Projekt mit einer Auftaktkonferenz in der Europäischen Kunstakademie gestartet, im Frühjahr 2009 präsentierte die Stadt dann die Ergebnisse einer Rahmenstudie, die fünf mögliche „Leuchtturmprojekte“ aufzeigte. Unter den Vorschlägen fand sich auch eine neue Schiffsanlegestelle am Krahnenufer, einem der schönsten Uferabschnitte. Nur einen Monat nach der Vorstellung der Rahmenstudie bewarb sich das Rathaus um Mittel aus einem Sonderprogramm für die UNESCO-Welterbestätten. Unter anderem beantragte die Stadt einen Zuschuss für einen städtebaulichen Wettbewerb, der Ideen liefern soll, wie sich die Römerbrücke in ein besseres Licht rücken ließe. Trier bekam die Förderzusage, im Rahmen des Investitionsprogramms Nationale UNESCO-Welterbestätten werden Bund und Land der Stadt 270.000 Euro zur Verfügung stellen. Aus dem städtischen Budget müssen 30.000 Euro Eigenanteil beigesteuert werden.
„Das ist ein Riesenpuzzle“
Ob denn das Rahmenkonzept des Büros BGHplan zum Thema „Stadt am Fluss“ bei dem geplanten Wettbwerb berücksichtigt werde? „Selbstverständlich“ sei dieses „eine Grundlage des Wettbewerbs“, versichert Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani im Gespräch mit 16vor. „Der Vorschlag eines Schiffanlegers am Krahnenufer wird im Rahmen der Vorbereitung des Wettbewerbs auf seine Umsetzbarkeit hin mitgeprüft“, teilte sie weiter mit. Das Ergebnis stehe noch aus. Probleme dürfte weniger das Ufer als solches bereiten, sondern die Zufahrtmöglichkeiten von der Uferstraße. Denn ein Schiffsanleger müsste für Busse erreichbar sein. „Sofern die technischen Voraussetzungen gegeben sind, kann ein Schiffsanleger auch Teil der Wettbewerbsaufgabe werden“, kündigt die Christdemokratin an.
Anders als bislang kommuniziert, soll sich der Römerbrücken-Wettbewerb nicht allein auf die Brückenköpfe beschränken, sondern wird auch die östlichen und westlichen Uferbereiche von der Höhe Gilbertstraße (Flusskilometer 193,4) bis zum alten Moselkran (km 192,5) umfassen, konkretisiert man im Baudezernat. Die Vorgaben würden im Rahmen eines vorgeschalteten Beteiligungsverfahrens geklärt. „Hierzu ist unter anderen ein Fach- und ein Bürgerworkshop vorgesehen. Derzeit werden hierzu die Grundlagen aufbereitet“, so Kaes-Torchiani. Es gehe hierbei weniger um Gastronomie als um Naherholung und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität am Ufer.
Woher das Geld für eine Realisierung des Siegerentwurfs kommen soll, weiß in Rat und Verwaltung allerdings bislang niemand. Wie auch für die Neugestaltung des Porta-Nigra-Umfelds noch keine Finanzierung in Sicht ist. Kaes-Torchiani mahnt in Sachen „Stadt am Fluss“ zu Geduld. Das Vorhaben sei „ein Riesen-Puzzle“, bei dem eins nach dem anderen zusammengefügt werden müsse.
von Marcus Stölb