Weitere Stolpersteine in Trier

TRIER/PELLINGEN/WITTLICH. Am 22. Februar wird der Kölner Künstler Gunter Demnig auf Einladung des Kulturvereins Kürenz weitere Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des NS-Gewaltherrschaft in Trier verlegen. Auch in Pellingen und Wittlich werden Stolpersteine verlegt.

Durch die Recherchen des Trierer Historikers PD Dr. Thomas Schnitzler konnten 19 neue Opferschicksale namhaft gemacht werden. Die Verlegungen beginnen in Trier um 12 Uhr und enden gegen 13.40 Uhr. An folgenden Stellen (Uhrzeit) werden Stolpersteine gesetzt:

– Saarstraße 47 (12 Uhr): Zwei Steine für Maximilian Wolff und Frieda Wolff.

– Saarstraße 31/33 (12.15 Uhr): Zwei Steine für Frieda Schloss geb. Katz und Heinrich Schloss, Mutter und Bruder der dort bereits gewürdigten Schriftstellerin Gertrud Schloss.

– Jesuitenstraße 13 (12.30 Uhr): Elf Steine für jüdische Abiturienten des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums mit Würdigung.

– Engelstraße (Alter Eingang Elisabeth-Krankenhaus): Drei Steine für Opfer der Zwangssterilisationen mit Würdigung.

– Peter Friedhofen-Straße 7: Ein Stein für Matthias Koch, Euthanasieopfer mit Würdigung.

Zwei so genannte „Kopfsteine“ markieren die historischen Standorte des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums beziehungsweise den ehemaligen Zugang zum Evangelischen Elisabeth-Krankenhaus.

Unter den gewürdigten ehemaligen jüdischen FWG-Schülern befanden sich sieben Ärzte sowie drei Juristen und der bekannte Komponist Wolfang „Zeev“ Steinberg. Durch die Recherchen konnte eine in Frankreich lebende Tochter eines der jüdischen Ärzte kontaktiert werden. Sie befürworte diese Gedenkaktion nicht nur ausdrücklich, sondern unterstützte sie auch mit Fotos und ihren autobiographischen Erinnerungen, heißt es in einer Mitteilung des Kürenzer Kulturvereins. Die 92-jährige Lore Leroy erzählte in mehreren Telefonaten auch von ihrer Verwandtschaft mit dem Möbelhändler Maximilian Wolff, ihrem Onkel, und seiner Frau Frieda, die in der Saarstraße 47 wohnten.

Abermals engagierten sich Schulklassen für die Würdigungen: Von der Nelson-Mandela-Realschule plus beteiligt sich eine von Thorsten Geist betreute Klasse. Diese wird die in der Saarstraße 31/33 zu setzenden Stolpersteine für Frieda und Heinrich Schloss erläutern und dabei die Geschichte der Enteignung ihres Hauses anhand von Stadtarchivakten aufzeigen. Am ehemaligen Standort des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums wird eine Klasse des FWG unter Leitung von Frau Braun in einem darstellenden Spiel das Thema Vertreibung inszenieren. Zum ersten Mal werden dort vier Personen der bisher in Trier noch nicht namentlich bekannten und gewürdigten Opfergruppe verfolgter, jüdischer Ärzte in das öffentliche Gedächtnis gerufen.

Außerdem wird die Biographie des in der brasilianischen Emigration überlebenden Juraprofessors Dr. Rudolf Max Isay besonders vorgestellt. Durch die Vermittlung des Familienforschers Gerhard Mollweide werden Angehörige, unter anderem eine Urenkelin aus Brasilien, die heute in Köln wohnt, nach Trier kommen. Ihren eigenen Angaben zu Folge wurde Andrea Belke geb. Brayn-Heinemann in einer „Militärdiktatur geboren“.  Der Verein der Ehemaligen des FWG übernimmt eine Patenschaft für drei Steine. Die anderen Steine werden durch eine private Spende finanziert.

In der Engelstraße werden erstmals drei Opfer der Zwangssterilisation auf Stolpersteinen benannt. Der Kopfstein mit der Bezeichnung des Elisabeth-Krankenhauses als Durchführungsort der Zwangssterilisationen wurde von PD Dr. Svea Herrmann (Politikwissenschaftlerin aus Hannover) übernommen. Sie wird anlässlich der Verlegung aus ihren Forschungen über diese bis heute benachteiligte Opfergruppe sprechen. Zudem haben sich einige Nachbarn, die Paten der verlegten Steine, angesagt.

Auch zu der Gedenksteinsetzung für Matthias Koch haben sich die Paten aus seinem Heimatort Gerolstein angekündigt. „Vor Ort wird dann ein weiterer Stein an die vergessenen 500 Krankenmordopfer der Psychiatrieabteilung des Brüderkrankenhauses erinnern. Die Patientenakte belegt den energischen, aber letztendlich vergeblichen Einspruch des Vaters gegen die Anordnung der Zwangssterilisierung aufgrund der Erbkrankheitsdiagnose von Dr. Faas, dem damaligen Leiter der Psychiatrieabteilung“, heißt es in der Mitteilung des Kulturvereins.

Ebenfalls am 22. September wird Gunter Demnig die ersten Stolpersteine aufgrund der Vermittlung des Kulturvereins Kürenz in Pellingen (11 Uhr) und in Wittlich (15 Uhr) verlegen.

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