Und wieder Februar (Lisa Moore)

Am 14. Februar 1982 versank die kanadische Bohrinsel Ocean Ranger vor der Küste Neufundlands nach einem heftigen Sturm im Meer. 84 Menschen kamen damals ums Leben. Diese wahre Begebenheit bildet das Fundament für Lisa Moores Roman „Und wieder Februar“, der nun im Hanser Verlag erschienen ist und mit dem die Neufundländerin 2010 Finalistin für den Man Booker Prize war.

Cal ist Angestellter auf der Bohrinsel. Seine Frau und Hauptfigur des Romans Helen weiß sofort, dass ihr Mann unter den Opfern ist, obwohl seine Leiche noch nicht gefunden wurde und viele Angehörige noch die Hoffnung schöpfen ihre Lieben wiederzusehen.

Helen versucht mit beiden Beinen im Leben zu stehen und nicht nur an der Vergangenheit zu hängen, schließlich hat sie drei Kinder großzuziehen. Sie verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Nähen von Hochzeitskleidern, eine recht absurde Sache für eine Witwe. Auch übt sie sich im Onlinedating und reist viel. Dies vermittelt dem Leser zunächst das Gefühl eines unheimlich starken Charakters, doch Helen führt im Prinzip zwei Leben: Sie gibt sich tapfer im Hier und Jetzt, und lebt andererseits in der Vergangenheit. In Gedanken redet sie immer mit Cal und versucht sich vorzustellen wie es wäre, wenn ihr Mann noch lebte.

So durchlebt man mit Helen die Höhen und Tiefen ihres Alltags. Oft treten schmerzhafte Gefühle auf, die sie nicht zu bändigen glaubt und dann erscheint wieder das kleine Glück, welches sie ermutigt weiter zu machen.

Der Roman verläuft in zwei Handlungssträngen. Auf der einen Seite Helen und auf der anderen ihr ältester Sohn. Dieser erfährt zu Anfang des Romans, dass er Vater wird. Aus Angst genau so verletzbar zu werden wie seine Mutter, möchte er das Kind nicht annehmen um sich nicht binden zu müssen. Doch er versucht sich wie Helen mit der Situation auszusöhnen und einen Neuanfang zu wagen.

Lisa Moore verwendet in ihrem Roman keine Anführungszeichen bei wörtlicher Rede. Dadurch fällt es oft schwer zu erkennen ob die Dinge ausgesprochen werden oder ob es nur Gedanken sind. Für mich hat dieser Aspekt die Figuren noch ein Stück lebendiger gemacht. Man kann seine Fantasie nutzen und in der Geschichte wirken lassen.

Man darf bei „Und wieder Februar“ keine Schnulze und Gefühlsduselei erwarten, sondern vielmehr eine zwar gefühlvolle aber auch nüchterne Betrachtung einer Familie, die zusammenhält in allen Lebenslagen. Ein trauriger und zugleich erheiternder und hoffnungsvoller Schicksalsroman!

Andrea Lankes

Moore Lisa: Und wieder Februar. München, Hanser Verlag. 2011. € 19,90.

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