Triers Energiegenossen planen für die Wende

Als vor knapp elf Monaten im japanischen Fukushima der Gau eintrat und die Bundesregierung binnen weniger Wochen einen atompolitischen Kurswechsel vollzog, hatte das Wort „Energiewende“ Hochkonjunktur. Inzwischen dominieren andere Themen die Berliner Agenda, doch in vielen Kommunen formieren sich Bürger, um die Entwicklung hin zu regenerativen Energien zu forcieren. So auch in Trier, wo sich im vergangenen Herbst eine Energiegenossenschaft gründete. Am Donnerstagabend informierte die TRENEG über ihre Pläne, laut Vorstand Zeljko Brkic gibt es bereits Zusagen über mehrere Hunderttausend Euro. Wer indes vor allem nach einer Rendite strebt, taugt nicht als Genosse. Burghard Flieger von der Genossenschaft Energie in Bürgerhand eG. machte deutlich, wie stark das bürgerschaftliche Engagement in Sachen Energieerzeugung inzwischen ist.

TRIER. Die Idee ist nicht neu, genau genommen ist sie schon recht alt. Bereits während der Weimarer Republik schlossen sich im damaligen Deutschen Reich Menschen zusammen, um Energie zu gewinnen und die eigene Versorgung zu sichern. Rund 6.000 solcher Energiegenossenschaften habe es seinerzeit gegeben, berichtete Dr. Burghard Flieger am Donnerstagabend im „Warsberger Hof“, die weitaus meisten seien in ländlichen Gebieten entstanden. Landwirte waren häufig die Initiatoren dieser Zusammenschlüsse, von denen einige die Jahrzehnte überdauerten, doch nur wenige bis heute existieren; beispielsweise die Teutoburger Energie Netzwerk eG sowie die Elektrizitätsgenossenschaft Ohlstadt eG. Die meisten verschwanden mit den Jahren von der Bildfläche, der Konzentrationsprozess im Energiesektor forderte seinen Tribut.

Nun scheinen die Rahmenbedingungen wieder günstiger, und laut Flieger erlebt der Genossenschaftsgedanke hierzulande seit einigen Jahren eine regelrechte Renaissance. Er selbst war schon an der Gründung mehrerer Energiegenossenschaften beteiligt, darunter der Freiburger Energie in Bürgerhand eG. „Wenn viele Menschen gleichberechtigt und haftungsbeschränkt zusammenarbeiten wollen, dann ist die Genossenschaft die richtige Form“, erklärte Flieger bei der Veranstaltung der TRENEG. Der Experte unterstrich auch den Doppelcharakter der Genossenschaft: diese sei gleichermaßen eine Sozial- wie eine Wirtschaftsorganisation. Zwar werde wirtschaftlich gedacht und gearbeitet, aber im Vordergrund stehe ein gemeinsames gesellschaftliches Ziel, etwa der Bau einer Photovoltaikanlage, die sich einzelne Bürger überhaupt nicht leisten könnten.  Flieger spricht von einer Art „Selbsthilfeeinrichtung“.

Gerade im Energiesektor gründen sich bundesweit immer mehr Genossenschaften, allein im vergangenen Jahr wurden 111 solcher Gründungen verzeichnet. Ein weiterer Vorteil für die Genossen: Weil das Prinzip „jeder hat eine Stimme“ gilt und die Genossenschaften regional verankert sind, ist ein hohes Identifikationspotenzial ebenso gegeben, wie eine direkte Beteiligung und demokratische Teilhabe. Außerdem böten Genossenschaften die Möglichkeit, den Rekommunalisierungsprozess im Energiesektor voranzutreiben, so Flieger.

Doch hehre Absichten und Überzeugungen sind das eine, Gewinnerwartungen das andere. 500 Euro kostet ein Anteil an der TRENEG, die sich noch im Gründungsprozess befindet, der aber in wenigen Wochen abgeschlossen sein soll. Wer sich beteiligt, willigt in eine dreijährige Kündigungsfrist ein. Das heißt, wer seine Anteile abstoßen will, muss Geduld mitbringen und darf nicht erwarten, seine Beteiligung umgehend wieder zu Geld machen zu können. „Wer vor allem auf eine Rendite aus ist, für den ist eine Genossenschaft nichts“, stellte Dietmar von Blittersdorff, Pädagogischer Leiter der Weiterbildung „Projektentwickler für Energiegenossenschaften“, denn auch klar. Die TRENEG stellt allerdings eine „saubere Rendite“ von 4 Prozent in Aussicht, was bei den aktuell üblichen Zinsen für Festgeld durchaus attraktiv wäre. Bittersdorffs Kollege Flieger führte derweil noch einen anderen Faktor ins Feld: Die Beteiligung sei „sicher und sichtbar“, der Genosse könnten schließlich sehen und auch anfassen, wofür sein Geld eingesetzt wird.

Bei den Genossen der TRENEG scheint allerdings noch nicht festzustehen, welche Vorhaben sie als erstes angehen möchten. Auf die Frage, welche konkreten Projekte die neue Trierer Genossenschaft plane, blieb Vorstand Brkic relativ vage. Vorstellbar seien aber größere Photovoltaikanlagen auf Dächern, oder auch die Beteiligung an einer Windkraftanlage in Trierweiler; für letztere liege schon ein Angebot vor, berichtete Brkic, der zugleich daran erinnerte, dass sich die Suche nach geeigneten Dachflächen für Solaranlagen in der Vergangenheit einigermaßen schwierig gestaltete. Für die bislang vier Bürgerkraftwerke, die in Regie der ehemaligen Energieagentur des Vereins Lokale Agenda 21 in Trier errichtet wurden, mussten mehr als 30 Dächer geprüft werden, von denen fast alle aus unterschiedlichen Gründen ausschieden.

Laut Brkic liegen bereits Absichtserklärungen für Genossenschaftsanteile in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro vor. Darunter seien Privatpersonen, die zum Teil fünfstellige Beträge einbringen wollten. Zu den Gründungsmitgliedern der TRENEG zählen aber auch die Stadtwerke Trier und die Volksbank Trier eG. Brkic ist zuversichtlich, dass das Unterfangen ein Erfolg wird: „Wir haben gesehen: Das Interesse ist vorhanden“.

Weitere Informationen finden Sie auf folgender Homepage.

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