SPD trauert um Karl Haehser

TRIER. Bei öffentlichen Anlässen trug er meist Fliege, unter Brandt und Schmidt amtierte er als Staatssekretär – im Alter von 84 Jahren ist Karl Haehser gestorben. Malu Dreyer und Kurt Beck würdigten Haehser als „große Persönlichkeit“.

Nur ein Jahr nach dem Krieg tritt Haehser den Sozialdemokraten bei, in und mit seiner Partei wird er rasch Karriere machen. 1950 kommt er von Koblenz nach Trier und übernimmt die Geschäftsführung der örtlichen SPD. Nur fünf Jahre später wird Haehser in den Mainzer Landtag gewählt, dem er zehn Jahre angehören soll. In den 60er Jahre amtiert er zudem als Mitglied des Trierer Stadtrats. Das tut er auch noch, als er 1965 in den Bundestag gewählt wird. Was damals nur wenige ahnen: Schon ein Jahr später, nach dem Rücktritt Ludwig Erhards als Bundeskanzler, finden sich die Sozialdemokraten erstmals in einer Bundesregierung wieder – als Juniorpartner der ersten Großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger.

In der zweiten Regierung Brandt-Scheel beruft ihn der damalige Bundesfinanzminister Helmut Schmidt (SPD) zu seinem Parlamentarischen Staatssekretär. Kaum hat Haehser seine Arbeit im Ministerium aufgenommen, wird noch im selben Monat der DDR-Spion Günter Guillaume verhaftet. Wenige Wochen später tritt Willy Brandt als Kanzler zurück, Schmidt wechselt an die Regierungsspitze. Staatssekretär wird Haehser indes auch unter Schmidts Nachfolgern im Bundesfinanzministerium bleiben, bis die Sozialdemokraten fast auf den Tag genau vor 30 Jahren das Feld für die Regierung Kohl räumen müssen. 1986 gibt Haehser den Trierer SPD-Bezirksvorsitz ab – nach beinahe zwei Jahrzehnten. Seither war er ihr Ehrenvorsitzender. Seine Bonner Freundschaften, unter anderem zum späteren SPD-Vorsitzenden und schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm, pflege Haehser weiter; auch zu Helmut Schmidt unterhielt der Trierer weiterhin Kontakt.

Der SPD blieb er immer verbunden; bis zu seiner schweren Erkrankung traf man ihn auf nahezu allen Parteitagen der Trierer Sozialdemokraten an – immer in Begleitung seiner Frau Anita, die wie er gleich nach dem Krieg der Partei beigetreten ist. Gegenüber 16vor bezeichnete Triers SPD-Chefin Malu Dreyer Haehser als „große Persönlichkeit“, der die Sozialdemokratie der Moselstadt über Jahrzehnte geprägt habe. Der Verstorbene sei für sie und ihre Partei immer ein „wichtiger Ratgeber und Unterstützer“ gewesen, erklärte die designierte rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin weiter.

Ministerpräsident Kurt Beck erklärte am Montag: „Mit Karl Haehser verlieren wir einen klugen und über die Parteigrenzen hinweg beliebten Politiker. Wir verlieren eine prägende politische Persönlichkeit, ein kritischer Beobachter, aber vor allem einen lieben Menschen. Karl Haehser war ein feinsinniger Mensch, der mit großem Engagement und Sachverstand die Interessen des Landes Rheinland-Pfalz und die der Region Trier auf bundespolitischer Ebene vertreten hat“. Verdienste habe sich Haehser unter anderem auch bei der Mitarbeit zur Entwicklung einen Zukunftsbildes für die Großregion Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz-Wallonie erworben. Beck weiter: „Mir persönlich war Karl Haehser immer ein guter Ratgeber und Freund – auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik. Es schmerzt einen so willensstarken und optimistischen Menschen zu verlieren.“

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