Luxair in Turbulenzen
LUXEMBURG. Die LuxairGroup hat für das Geschäftsjahr 2012 ein alarmierendes Ergebnis vorgelegt. Das Unternehmen spricht unverhohlen von einem „schlechten Jahr“ und erwartet eine weitere Verschärfung der Lage.
Die Luftfahrtindustrie sei zunehmend von der traditionellen regionalen Luftfahrt in Europa abhängig und reagiere daher äußerst sensibel auf konjunkturelle Schwankungen, heißt es in einer Mitteilung der Gruppe. So sank das Betriebsergebnis von Luxair Luxembourg Airlines 2012 erneut. Die Touristiksparte LuxairTours habe sich in einem hart umkämpften Geschäft „relativ gut behaupten“ können, derweil bei LuxairCARGO ein weiterer Volumenrückgang im Frachtgeschäft zu verzeichnen war. Das schwierige Geschäftsjahr 2012 bescherte der LuxairGroup einen Verlust von 10,5 Millionen Euro.
Durch die Verluste von Luxair Luxembourg Airlines, die rückläufige Rentabilität von LuxairTours und das Defizit bei LuxairCARGO stieg 2012 der operative Verlust auf über 18 Millionen Euro gegenüber nur 2 Millionen im Jahr 2011. Der Konzernumsatz stieg von 428,6 Millionen (2011) auf 446,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Unter dem Strich belief sich der Bilanzverlust für das Geschäftsjahr 2012 auf 10,5 Millionen, während 2011 noch ein Gewinn von 3,6 Millionen verbucht worden war.
Wie dramatisch die Situation für die Airline inzwischen ist, zeigt ein Blick auf die veränderten Rahmenbedingungen. Seit es der LuxAirport als Betreiberin des Flughafens gelang, neue Airlines wie etwa Lufthansa oder den britischen Low-Cost-Carrier Easyjet an Land zu ziehen, liefert sich Luxair auf einigen Routen einen verschärften Wettbewerb, etwa nach München oder London. Zudem sei das Finanzergebnis von Luxair durch den Anstieg des Ölpreises um 10 Prozent gegenüber 2011 stark belastet worden. Der kontinuierlichen Entwicklung folgend stieg das Passagieraufkommen aber um 7 Prozent und konnte sich damit ungeachtet der Verringerung der Kapazität, die auf die Streichung von Flügen zurückzuführen war, stabilisieren. Allerdings entfielen 2012 bereits 38 Prozent der verkauften Tickets auf die Kategorie „Primo“-Tickets, die zum Einstandspreis angeboten werden. Der Erfolg dieses Produkts führt im Gegenzug zu einem stark rückläufigen Verkauf bei den Business- und Ecoflex-Tarifen – Flugtickets, die aufgrund des höheren Preises mehr Flexibilität bieten. Der Anteil dieser Tickets ist von 37 Prozent im Jahr 2007 auf 16 Prozent im Jahr 2012 geschrumpft und habe zu einem dramatischen Rückgang der Einnahmen geführt. „Dieser Einnahmerückgang hat zusammen mit ständig steigenden Produktionskosten zu einem Bilanzverlust von fast 20 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2012 geführt. 2011 belief sich der Verlust noch auf etwa 16 Millionen.
Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, investiere man weiter in neue Flugzeuge. So wurden 2012 drei Maschinen vom Typ Bombardier Q400 durch vier Flugzeuge vom Typ Q400 Next Generation ersetzt. Ferner wurde im Dezember 2012 eine neue Boeing 737-800 für LuxairTours geliefert. Diese neuen Maschinen zeichneten sich nicht nur durch erhöhten Komfort und mehr Umweltfreundlichkeit aus, sondern seien auch sparsamer. 2012 hat Luxair Luxembourg Airlines 804.198 Passagiere befördert. Dies entspricht einer Auslastung von 60,7 Prozent und damit unter dem Strich einer Verbesserung gegenüber 2011 (58,2 Prozent).Auch für LuxairTours war 2012 ein schwieriges Jahr. Die politische Unsicherheit in Nordafrika und die anhaltende Staatsschuldenkrise in Griechenland sowie in Spanien und Portugal hätten „eine enorme Flexibilität der LuxairTours-Mitarbeiter auf allen Ebenen“ erfordert, „um sich das Vertrauen der Urlauber zu erhalten“. Dennoch stand am Ende ein Anstieg der Zahl beförderter Passagiere um 15 Prozent: Auf den von LuxairTours 2012 vermarkteten 4.724 Flügen wurden 570.612 Passagiere befördert. 13 Prozent der Passagiere kamen aus Deutschland, 31 Prozent aus Luxemburg und sogar 35 Prozent aus Frankreich.
Angesichts der bedenklichen Zahlen will man nun gegensteuern. Der Verwaltungsrat hatte den Leitungsausschuss bereits im März 2013 beauftragt, alle erforderlichen Maßnahmen umzusetzen, damit die Airline-Geschäftssparte bis 2015 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. „Diese Maßnahmen dürften ab 2015 eine stetige Ergebnisverbesserung um 25 Millionen Euro bewirken, erwartet das Unternehmen. Im Mittelpunkt stünden dabei sowohl die Steigerung der Einnahmen als auch Einsparungen. „Dieses Projekt betrifft alle Geschäftsbereiche der LuxairGroup und basiert auf der strategischen Analyse des Airline-Geschäfts, mit der die Aktionäre die Beratungsgesellschaft Roland Berger beauftragt hat und die zwischen Oktober 2012 und März 2013 durchgeführt wurde“, heißt es in einer Mitteilung.
Allzu optimistisch fällt der Blick aufs laufende Jahr nicht aus: „Während der Dachverband der Fluggesellschaften IATA für 2013 eine leichte Verbesserung des Betriebsergebnisses europäischer Fluggesellschaften prognostiziere, dürfte sich die Wettbewerbssituation für Luxair Luxembourg Airlines durch den Vormarsch neuer Akteure auf den Linien Barcelona und Mailand weiter verschärfen.“
von Marcus Stölb