Nathalie küsst (David Foenkinos)
Wer diese besondere, poetisch anmutende Art französischer Schriftsteller, zarte Romanzen zu beschreiben, liebt, der sollte bei diesem Buch unbedingt zugreifen. „Nathalie küsst“ ist bereits der achte Roman des 37-jährigen Schriftstellers und Drehbuchautors David Foenkinos. Der Titel bringt es auf den Punkt: Nathalie küsst tatsächlich jemanden und beweist, dass kleine Kurzschlusshandlungen große Steine ins Rollen bringen können…
Zu Beginn ist alles großartig: Nathalie lebt in einer traumhaften Beziehung mit François und liebt ihren doch eigentlich drögen Job als Aktenwälzerin in einer schwedischen Firma. Dann kehrt François eins Tages nicht mehr vom Joggen zurück. Er wurde angefahren und stirbt wenig später. Zunächst droht die junge Frau in Trauer zu versinken, bis sie sich endlich wieder zur Arbeit aufrafft. Doch dort stellt ihr der aufdringliche Charles umso hartnäckiger nach, der bereits vor dem Tod ihres Mannes ein Auge auf Nathalie geworfen hatte. Während er alle Regeln der Verführungskunst anwendet und versucht, dem Schicksal seinen Willen aufzuzwingen, weckt der unscheinbare Markus Nathalies Interesse…
Oder nein: Eigentlich interessiert er sie zunächst nicht die Bohne. Sie hat keine Ahnung, was da über sie gekommen ist, als sie ihn eines Tages ganz spontan küsst. Und wirklich bedeutsam findet sie den Vorfall irgendwie auch nicht. Doch Markus sieht das natürlich anders…
Die Geschichte ist nicht ganz neu und definitiv vorhersehbar. Doch der Stil, in dem Foenkinos seinen knackig kurzen Roman verfasst hat, ist auf jeden Fall einzigartig. Sprachlich ist das Ganze ein kleines Juwel, das mit ungewöhnlichen Betrachtungen aufwartet, die ganze Magie der Liebe transportiert und sich nebenbei noch über Klischees amüsiert. So beispielsweise nach dem ersten gelungenen Date mit Markus, an dessen Ende sich beide seltsam leer fühlen: „Bei Shakespeare werden auch nur die lichten Momenten der Figuren erwähnt. Doch träfen Romeo und Julia am Morgen nach einem schönen Abend im Gang aufeinander, hätten sie sich bestimmt nichts zu sagen.“
Am Ende bleibt noch zu erwähnen, dass der Roman in Frankreich bereits überragenden Erfolg hatte und verfilmt wird, mit der einzigen Schauspielerin, die man sich in der Rolle der Nathalie vorstellen kann: Audrey Tautou.
Sabrina Schmitz (Auszubildende)
David Foenkinos, David: Nathalie küsst. München, C. H. Beck. 2011. € 16,95.
