Keine Immobilienblase in Trier
TRIER. Der Trierer Wohnungsmarkt ist nach Einschätzung des Amts für Stadtentwicklung und Statistik im Rathaus nicht von einer Immobilienblase im Sinne spekulativ stark steigender Preise ohne fundierte ökonomische Grundlagen bedroht.
Zwar bestehe eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnungen, es seien aber keinerlei Überhitzungstendenzen des Marktes zu beobachten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auf Bundesebene das Frühjahrsgutachten im Auftrag des Branchenverbands Zentraler Immobilienausschuss (ZIA).
Die Trierer Situation unterscheidet sich nach Einschätzung der Experten im Rathaus grundlegend von südeuropäischen Staaten. In Spanien und Portugal waren vor dem Ausbruch der Eurokrise 2008 Immobilien als Spekulationsobjekte auf Basis hoher Bankkredite ohne entsprechende Absicherung durch Eigenkapital entstanden. Als der Finanz- und der Wirtschaftssektor in eine Schieflage gerieten, kamen die Investoren zunächst in Finanzierungsnöte und rutschten in die Verschuldung. Zahlreiche Gebäude konnten nicht fertiggestellt werden. „Diese Entwicklung ist jedoch nicht wirklich auf die Situation in Deutschland übertragbar“, heißt es in der Studie. „Während etwa in Portugal und Spanien tatsächlich ohne entsprechende Nachfrage spekulativ Immobilien errichtet wurden, ist Deutschland nach wie vor vor allem ein Mieterland. Die Entscheidung zum Wohneigentum wird in der Regel spät, dann aber mit der Perspektive einer lebenslangen Bindung, getroffen.“ Im Unterschied zu den südlichen Ländern würden in Deutschland oft 20 bis 22 Prozent Eigenkapital in die Finanzierung eingebracht.
Bundesweit fehlen derzeit rund 600.000 Wohnungen. Wenn über einen längeren Zeitraum kontinuierlich weniger als der benötigte Bedarf bereitgestellt werde, so die Studie, könne daraus nur eine Knappheit, verbunden mit steigenden Wohnungs- und Mietpreisen, resultieren. „Genau das war in Trier in den letzten Jahren zu beobachten. Angesichts dieser Entwicklung und vor dem Hintergrund der geringen Neubauquoten, etwa im Vergleich zu den Landkreisen, ist für Trier keine im Entstehen begriffene Immobilienblase zu sehen“, so die Studie.
In dem Bericht zur Wohnungsbauentwicklung von 1991 war der jährliche Neubaubedarf in Trier bis 2005 auf 600 Einheiten pro Jahr geschätzt worden. Faktisch wurden diese Zahlen nie ganz erreicht. 2012 wurde im Fachbeitrag „Neue Siedlungsflächen“ im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes ein jährlicher Neubaubedarf von rund 550 Wohnungen errechnet. In den letzten Jahren lagen die tatsächlich realisierten Projekte aber immer niedriger. In den Jahren zwischen 2002 und 2012 wurden jeweils nur 362 Wohnungen fertiggestellt.
Zudem ist in diesen Bedarfsberechnungen die Entwicklung Luxemburgs noch nicht berücksichtigt. Viele Bewohner des Nachbarlands können sich die sehr hohen Immobilienpreise dort nicht leisten und gehen daher in der Region Trier auf die Suche. Die Nachfrage erhöht sich weiter durch den Trend zur Rückkehr in die Städte bei älteren Menschen wegen der besseren Versorgung und kürzeren Wege.
Die Engpässe hängen aber auch damit zusammen, dass nach dem Wegfall der Eigenheimförderung und dem Rückzug des Bundes aus der Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus weniger Wohnungen entstanden als durch den Zuzug nach Deutschland und die anhaltende Tendenz zu kleineren Haushalten benötigt wurden. Der fehlende Wohnraum und daraus resultierende steigende Mieten machen sich vor allem in Metropolen, wie Berlin, Hamburg und München, bemerkbar, aber auch in kleineren Großstädten wie Trier.
Die Stadt hat trotz ihrer Lage in einem ländlich geprägten Umfeld kontinuierlich Zuwanderungsgewinne zu verzeichnen. „In den kommenden Jahren wird es darum gehen, neue Angebote zu schaffen, die für bestimmte Zielgruppen und Einkommensverhältnisse wie Studierende, Altersruhesitzwanderer oder Zuzügler aus Luxemburg attraktiv sind. Hierbei muss neben privaten Investitionen auch dem öffentlich geförderten, sozialen Wohnungsbau neuer Prägung wieder eine stärkere Bedeutung zukommen“, heißt es in der Analyse.
Die Studie „Immobilienblase in der Stadt Trier!? – Eine Einordnung“ des Amts für Stadtentwicklung und Statistik ist auf dem Internetportal www.trier.de verfügbar: In der Suchmaske auf der Einstiegsseite den Begriff „Immobilienblase“ eingeben und dann die Publikation Nr. 5/2014 in der Reihe „Stadt-Fokus“ öffnen.
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