Hand aufs Herz (Anthony McCarten)
Nach „Superhero“ und „Englischer Harem“ ist nun der dritte Roman „Hand aufs Herz“ von Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland, bei Diogenes im Taschenbuchformat erschienen. Anthony McCarten hat sich mittlerweile durch seinen skurrilen Humor und seine ausgefallenen Ideen einen Namen gemacht und auch beim Lesen des aktuellen Romans lässt das erste Schmunzeln nicht lange auf sich warten. Es ist einzigartig, wie der Autor es schafft, ernste ja sogar bedrohliche Lebenssituationen komisch wirken zu lassen.
Zu Beginn des Romans steht ein Wettbewerb, ausgerichtet von einem vor der Pleite stehenden Autohaus, das sich von dieser Aktion neue Aufmerksamkeit erhofft. Zu gewinnen gibt es natürlich ein Auto. Gewinnen wird es derjenige, der am längsten seine Hand auf dem Gefährt halten kann.
Über 40 Personen melden sich an, darunter auch Tom Shrift und Jess Podorowski.
Tom ist arbeitsuchend, nachdem er es mit einigen selbstgegründeten Firmen zu nichts gebracht hat. Er steht im ständigen Streit mit seinem Nachbarn und seine sorgenvolle Mutter geht ihm furchtbar auf die Nerven. Ein neues Auto für den Start in ein neues, besseres Leben kommt ihm gerade recht.
Die Verkehrsaufsichtskraft Jess hat es satt, täglich von Leuten, denen sie einen Strafzettel verpasst, beschimpft zu werden. Außerdem hat sie eine kranke Tochter, die in einem Pflegeheim untergebracht werden soll. Mit einem neuen Auto wäre Jess in der Lage ihre Tochter zur Schule zu fahren und könnte somit besser für sie sorgen. Darüberhinaus sind ein ehemaliger Soldat, ein Rentner und ein Autodieb mit dabei, sowie ein gelangweilter Millionärssohn und ein kleiner Drogendealer.
Jeder Teilnehmer hält sich wie besessen am Auto fest, alle zwei Stunden gibt es fünf Minuten Pause. Nach und nach steigen die ersten Konkurrenten aus, der Wettkampf zieht sich über Tage hin. Je weiter er fortschreitet, desto weniger geht es ums Gewinnen. Das neue Auto rückt in den Hintergrund und die verschiedenen Persönlichkeiten der Mitstreiter werden von McCarten durchleuchtet. Ist es am Anfang noch ein hartes Gegeneinander, entwickelt sich nun sogar eine zarte Liebesgeschichte, mit der niemand rechnen konnte. Und immer spürt der Leser diesen typisch tragikomischen Unterton, der das Lesen zu einem Erlebnis macht. Man fiebert automatisch mit, sucht sich seinen Favoriten und merkt am Ende, dass Gewinnen und materieller Wert nicht immer das Wichtigste sind.
Großen Spaß hat das Lesen gemacht, auch wenn der Hauptgewinn am Ende ganz anders aussieht als zuerst erwartet.
Andrea Lankes
McCarten, Anthony: Hand aufs Herz. Zürich, Diogenes. 2011. € 10,90. 3257240589.
Weitere Informationen stehen auf der Homepage der Mayerschen, wo das Buch auch bestellt werden kann.
