Gutachter will aus der Deckung kommen

In der Auseinandersetzung über die geplante Sanierung der Loebstraße fährt Anlieger Wolfgang Natus erneut schweres Geschütz gegen die Stadt auf: Im Gespräch mit 16vor warf der Unternehmer den Planern des Baudezernats bewusste „Täuschung“ vor. Natus zeigte sich gleichwohl optimistisch, mit dem Rathaus zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen. Im August wollen sich Vertreter von Baudezernat, Ratsfraktionen und Anliegern in der Handwerkskammer treffen, dann soll auch der bislang unbekannte Gutachter, dessen Zahlenwerk die CDU-Fraktion vor der letzten Ratssitzung kurzfristig umstimmte, mit von der Partie sein. Vonseiten des Baudezernats will man sich zu dem Papier vorerst nicht mehr äußern.

TRIER. „Wir möchten keinen Streit“, betont Wolfgang Natus. Dafür ist es längst zu spät, denn nicht erst seit der letzten Ratssitzung scheinen die Fronten zwischen der Spitze des Baudezernats und den Anliegern der Loebstraße verhärtet. Und weil Natus, der Unternehmer aus dem Norden der Stadt, bekanntermaßen ein streitbarer Mensch ist, sparte er auch weiterhin nicht mit deutlichen Worten in Richtung Verwaltung.

In der vergangenen Ratssitzung hatte eine Mehrheit des Rats aus CDU, FWG und FDP dem von der Verwaltung vorgelegten Bebauungsplan eine Absage erteilt. Die Mehrheit kontra Stadtspitze kam erst am Vortag zustande, nachdem ein Fax von Natus den CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Ulrich Dempfle erreicht und diesen offenkundig arg verunsichert hatte. Da konnten auch die Appelle von OB und Baudezernentin nichts mehr ausrichten – der Stadtrat verweigerte dem Bebauungsplan seine Zustimmung, womit sich die Realisierung des seit etlichen Jahren diskutierten Ausbaus der Verbindungsstraße zwischen Trier-Nord und Ruwer weiter verzögern wird (wir berichteten).

Zu Recht, wie Natus findet, denn ein von den Anliegern beauftragter Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass die von den Anliegern vorgeschlagene Ausbauvariante den Steuerzahler rund 900.000 Euro günstiger käme als die von der Stadt favorisierte Planung. Und weil man vonseiten der Verwaltung zuvor argumentiert habe, dass die Anlieger-Version 800.000 Euro teurer käme, fühlen sich Natus und seine Mitstreiter einigermaßen vergaukelt. „Das ist ein Unterschied von 1,7 Millionen Euro“, rechnet der Unternehmer vor, „wir bezeichnen das sogar als Täuschung“. Natus‘ Vorwurf: Das Baudezernat habe die städtische Variante nicht mit der der Anlieger verglichen, sondern mit einer anderen Planung der Verwaltung.

Erst wenige Tage vor der Ratssitzung hätten die Anlieger dann Einblick in die Berechnungen erhalten; „wir standen unter einem erheblichen Zeitdruck“. Es sei schwierig gewesen, derart kurzfristig einen Gutachter aufzutreiben, der die Zahlen der Stadt überprüfen konnte. Als man dann einen gefunden habe, habe dieser darum gebeten, erst einmal nicht genannt zu werden, erklärt der Wortführer der Anlieger den sonderbaren Vorgang. Doch Natus verspricht auch, dass der unbekannte Experte aus der Deckung kommen wird: Im August, wenn sich Vertreter von Verwaltung, Ratsfraktionen und Anliegern bei der Handwerkskammer treffen werden, werde der Gutachter „Farbe bekennen“ und bei dem Treffen auch anwesend sein, versichert er.

Vonseiten des Rathauses wurde auf Anfrage bestätigt, dass man sich im August erneut zusammensetzen wird. Einen direkten Kontakt zwischen Natus und der Baudezernentin hat es zwischenzeitlich nicht gegeben und wird es auch vorerst nicht geben; das Verhältnis zwischen den Beiden ist ohnehin schon seit Jahren zerrüttet: Natus hatte unmittelbar vor ihrer Wahl in einem Brandbrief Stimmung gegen Kaes-Torchiani gemacht. Immerhin ist aber das an sie adressierte Schreiben, das der Unternehmer zunächst an den CDU-Fraktionschef faxte, zwischenzeitlich auch im Rathaus eingegangen. Den Namen des Gutachters kenne man noch immer nicht, verlautete auf Nachfrage aus dem Baudezernat.  Was Natus‘ Zahlen anbelangt, hält man sich bedeckt: „Die endgültige Wertung kann erst nach vorgenanntem Gespräch (im August; Anm. d. Red.) vorgenommen werden“, teilte die Verwaltung gegenüber 16vor mit.

Ob sich tatsächlich noch ein Kompromiss finden lässt, scheint indes fraglich – auch wenn Natus ein übers andere Mal betont, dass er eine einvernehmliche Lösung anstrebe. Basis dieser Lösung wäre indes die Variante der Anlieger, und die Verwaltung müsste wohl eine 180-Grad-Drehung vornehmen, wollte sie sich nun auf die Vorstellungen von Natus und seinen Nachbarn einlassen. Schließlich wurde die Planung der Verwaltung in unterschiedlichsten Gremien beraten und auch von externen Büros in Augenschein genommen. Natus machte derweil deutlich, dass ein Rechtsstreit nach wie vor eine Option für ihn ist: „Das soll aber keine Drohung sein.“

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