Ewig Dein (Daniel Glattauer)
Im Trierer Theater feierte die Inszenierung von „Gut gegen Nordwind“ bereits große Erfolge. Der österreichische Bestsellerautor Daniel Glattauer ist den meisten wohl vor allem aufgrund seines modernen E-Mail-Liebesromans und dessen Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ bekannt. Mit „Ewig Dein“ bleibt er seinen Vorgängerromanen treu und schildert erneut die Geschichte zweier Liebender, deren Beziehung alles andere als unproblematisch verläuft.
Judith, Mitte dreißig und Single, ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben als Inhaberin eines kleinen, aber feinen Lampengeschäfts, das sie von ihrer Mutter übernommen und wieder auf Erfolgskurs gebracht hat. Sie geht jeden Tag, mehr oder weniger gerne, zur Arbeit, trifft sich am Wochenende mit ihren Freunden und bemüht sich, ihre freche, aber herzliche Auszubildende Bianca in Schach zu halten. Eines Tages trifft sie im Supermarkt auf Hannes, der ihr von der ersten Begegnung an Komplimente macht. Schon am nächsten Tag schaut er bei ihr vorbei, um sie auf einen Kaffee einzuladen, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Mutti und die Freunde sind restlos begeistert von dem hilfsbereiten, intelligenten Architekten und Strahlemann, der Judith mit einer Bedingungslosigkeit liebt, die sie ganz allmählich zu überfordern droht.
Ein Trip nach Venedig wird schließlich zum Wendepunkt in ihrer Beziehung: Judith hält Hannes feste Umklammerung einfach nicht mehr aus und zieht einen Schlussstrich. Der Leser ahnt an dieser Stelle bereits, dass sich Hannes nicht so ohne Weiteres aus ihrem Leben vertreiben lassen wird…
In „Ewig Dein“ steht vor allem das Thema „Stalking“ im Mittelpunkt. Dabei gelingt es Glattauer, einer vermeintlich schon oft gehörten Geschichte einen neuen Dreh zu geben und sie spannend bis zum Schluss zu erzählen. Eindringlich schildert er den Kampf zweier Geister, in dem am Ende nur einer als Sieger hervorgehen kann. Raffinesse und Manipulation sind die Mittel, derer sich der krankhaft liebende Hannes bedient. Beeindruckend sind vor allem die Passagen über Judiths Innenleben, aus deren Perspektive der Leser alles miterlebt. Ihr Verstand droht zunehmend im Chaos aus Angst, Wahnvorstellungen und Medikamenten zu versinken.
Dennoch bleibt der Ton der Geschichte zunächst heiter, später von feinen ironischen Spitzen durchzogen, die für ein angenehmes, kurzweiliges Lesevergnügen sorgen und dem ernsten Thema etwas von seiner Schärfe nehmen. Alles in allem ist „Ewig Dein“ genau das Richtige für die Fans von psychologisch interessanten zwischenmenschlichen Beziehungen, die dabei Wert auf Unterhaltung legen.
Sabrina Schmitz
Glattauer, Daniel: Ewig Dein. Wien, Zsolnay-Verlag. 2012. € 17,90.
