„Die Stadt geht von einer positiven Wirkung aus“
Null-Lösung oder spürbare Entspannung der Situation? Im vergangenen Herbst wurde die Konstantinstraße in Höhe Hosenstraße baulich verengt und mit mehreren Verkehrsschildern versehen. Die Maßnahme sollte den Durchgangsverkehr in Richtung Kornmarkt und Gangolfstraße reduzieren, der vor allem Fußgänger und Gäste der Außengastronomie mitunter nervt. Inmitten der ersten Freiluft-Saison zieht die Verwaltung eine erste Zwischenbilanz, die allerdings vage ausfällt. Derweil beklagt der Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld ordnungswidriges Parken in einigen Teilen der City. Vor allem der Domfreihof sei betroffen, aber auch Neu- und Liebfrauenstraße. Die Stadt müsse hier verstärkt kontrollieren.
TRIER. Montagmittag in der Johann-Philipp-Straße, der Verbindung zwischen Konstantin- und Gangolfstraße sowie Kornmarkt: Mühsam bahnt sich ein Kleinwagen den Weg in Richtung Platz, vorbei an geparkten Kastenwagen und Lkw und auch zahlreichen Fußgängern und Radfahrern. Immerhin hat es den Anschein, als könnten die in diesem Moment abgestellten und verkehrenden Fahrzeuge ein Anliegen vorweisen, welches ihnen die Zufahrt in diesen Bereich erlaubt. Doch nur kurze Zeit später folgen in kurzem Abstand gleich drei Pkw, die nach Wendemanövern in der Gangolfstraße wieder in Richtung Basilika umkehren werden.
Weil der zäh fließende Verkehr zwischen Weberbach und Kornmarkt vor allem für Fußgänger, aber auch für Gastronomen und deren Gäste ein Ärgernis ist, wurden in der Vergangenheit schon verschiedene Maßnahmen diskutiert, wie man dem Problem Herr werden könnte. Im Gespräch waren zunächst bewegliche Poller, welche die Zufahrt zum Kornmarkt beschränken sollten. Doch diese von den Christdemokraten und deren verkehrspolitischem Sprecher Thomas Albrecht wiederholt ins Spiel gebrachte Variante wurde im Rathaus bislang als nicht finanzierbar und zu aufwändig verworfen. Im Februar letzten Jahres stellten dann SPD, Grüne und FDP die Forderung nach einer „weitreichenden Lösung“: Gleich hinter der Einfahrt zur Tiefgarage in der Konstantinstraße sollte Schluss sein für den „nicht berechtigten Verkehr“, verlangten die damaligen Bündnispartner.
Heraus kam am Ende eine kleine Lösung: Die Konstantinstraße wurde in Höhe der Hosenstraße baulich verengt und mit Schildern wie „Durchfahrt verboten“ und „Keine öffentlichen Parkplätze“ versehen. Im Herbst wurde diese Maßnahme schließlich realisiert, doch erst mit der Freiluftsaison auf dem Kornmarkt sollte sich zeigen, ob Platz und angrenzende Straßen seither von spürbar weniger Verkehr frequentiert werden. Ob also die Lösung den gewünschten Erfolg brachte? „Die Stadt geht von einer positiven Wirkung aus“, erklärte ein Sprecher der Verwaltung auf Anfrage. Zugleich schränkte er ein: „Genaue Daten können leider nicht genannt werden, da es keine Zählungen gibt“. Wenn es denn einen Erfolg gegeben haben sollte, so ließe sich dieser also nicht beziffern.
Am Augustinerhof sieht man unabhängig davon ohnehin „momentan keine andere praktikable Lösung“. Schließlich müsse die Durchfahrt „aus Gründen der Erreichbarkeit der Anlieger Gangolfstraße und rückwärtiger Bereich ehemaliges Casino offen bleiben“, gibt man im Baudezernat zu bedenken. Daher werde es auch künftig zu den Fahrten zwischen den Terrassen am Kornmarkt kommen. „Weiterhin bildet die Gangolfstraße eine Zufahrtsmöglichkeit für den Lieferverkehr in die Innenstadt“, heißt es. Da die Parkplätze hinter dem ehemaligen Casino anders als zuvor vermietet werden, habe sich der Parksuchverkehr gegenüber dem früheren Zustand jedoch verringert, so der Verwaltungssprecher. Laut Rathaus hat die Polizei den fließenden Verkehr kontrolliert – „auch die Berechtigung der Anlieger“. Der ruhende Verkehr werde regelmäßig vom Verkehrsüberwachungsdienst des Straßenverkehrsamtes kontrolliert.
Ortsvorsteher kritisiert Falschparker
Nach Ansicht des Ortsvorstehers von Trier-Mitte/Gartenfeld hat die Belästigung der Fußgänger und Besucher der Straßencafes durch PKW zwischenzeitlich abgenommen. „Dies ist jedoch meines Erachtens nicht vorrangig auf die Verengung zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, dass hinter dem Casino bei den nichtöffentlichen Stellplätzen Maßnahmen umgesetzt wurden, die den störenden Parksuchverkehr eindämmen“, sagt Dominik Heinrich. Zudem seien sowohl in der Gangolfstraße als auch in der unteren Konstantinstraße PKW-Stellplätze in Fahrradabstellplätze umgewidmet worden. „Der Anreiz, dort nach Stellplätzen zu suchen, hat sich hierdurch gemindert“, so Heinrich.
Als Ortsvorsteher erhalte er unterdessen viele Beschwerden über ordnungswidriges Parken und Verkehrsverhalten in der Jesuiten-, Liebfrauen- und Neustraße, dem Stockplatz und insbesondere auf dem Domfreihof. „Das zeigt, dass diese Probleme nicht allein die Konstantinstraße beziehungsweise den Kornmarkt betreffen, sondern nahezu alle Randbereiche der Fußgängerzone“. Wiederholt habe der Ortsbeirat die Stadtverwaltung aufgefordert, diese Missstände zu beheben, wozu auch die Missachtung von Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie das unberechtigte Befahren von Anliegerstraßen zählten. Heinricht verlangt eine kommunale Geschwindigkeitskontrolle und eine stärkere Überwachung des ruhenden Verkehrs. Es sei „absolut nicht nachvollziehbar, dass insbesondere das ordnungswidrige Parken in der Fußgängerzone und auf dem Domfreihof nicht stärker kontrolliert und rigoroser geahndet wird“. Das Straßenverkehrsamt müsse die Spielräume, die im Bußgeldkatalog aufgeführt seien, stärker nutzenm, verlangt der Ortsvorsteher. Bei Behinderungen auf Fußwegen könnten dann bis zu 35 Euro fällig werden. „Ich kenne Autofahrer, die bewusst ordnungswidrig parken und die sagen: ‚Es wird sehr selten kontrolliert und wenn ich ein Knöllchen bekomme, kostet das nur 5 Euro. Das ist billiger, als regelmäßig einen Parkschein zu lösen'“.
Für SPD-Fraktionschef Sven Teuber hat die bauliche Verengung der Konstantinstraße die Situation „ein bisschen verbessert“. Doch Teuber meint auch: „Es müssen Poller her“. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani hatte im März letzten Jahres mit Sven Teuber um ein Eis gewettet, dass die Maßnahme nichts bringen werde. Nun hat sie nach Ansicht des Sozialdemokraten und der Verwaltung zumindest einen kleinen Effekt erzielt. Dem Vernehmen nach wollen beide nach der Sommerpause gemeinsam ein Eis essen gehen.
von Marcus Stölb