„Das wirkt geschäftsschädigend“

Sie gilt als eine der schönsten Einkaufsmeilen der Stadt – die Neustraße. Während sich in anderen Straßenzügen meist die Ableger bundesweit operierender Filialisten ballen, trifft man hier vor allem auf inhabergeführte Geschäfte. Getrübt wird der Charme der Gegend indes von ruhendem und fließendem Verkehr, der auch vor dem mittleren Abschnitt der Straße nicht Halt macht. Seit Jahren gibt es deshalb Forderungen, die Neustraße zumindest bis in Höhe der Viehmarktstraße als Fußgängerzone auszuweisen. Nun hat der Verein Interessengemeinschaft Neustraße einen neuerlichen Vorstoß gestartet und alle Fraktionen sowie die Stadt angeschrieben. „Diese Situation wirkt sich geschäftsschädigend auf die gesamte Neustraße aus“, heißt es in dem Schreiben, es müsse nun „unverzüglich“ gehandelt werden, machen mehr als zwei Dutzend Unternehmer Druck. Auf Antrag der SPD kommt das Thema wieder auf die kommunalpolitische Agenda.

TRIER. Im Frühjahr 2006 verfassten rund 20 Geschäftsleute einen Brief, den sie an den damaligen OB Helmut Schröder und die seinerzeitige Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch (beide CDU) sandten. „Die Situation ist für die Antragssteller mittlerweile gravierend geschäftsschädigend“, hieß es in dem Schreiben vom 4. April 2006, und dass Fußgänger von Autofahrern „täglich genötigt“ würden. Die Unterzeichner verlangten, dass die „Restparkplätze“ ab dem Ende der Fußgängerzone bis auf Höhe der Viehmarktstraße entfernt werden.

Fast sechs Jahre später sind die besagten Parkplätze noch immer vorhanden, und auch am Durchgangsverkehr in der Neustraße hat sich nichts geändert – zumindest nichts zum Besseren. So wird denn die Freude am Flanieren weiterhin getrübt durch eine aberwitzige Situation, die sich gerade in den wärmeren Monaten des Jahres drastisch zeigt. Dann haben die Cafés und Restaurants Tische und Stühle vor die Türen gestellt. An Gästen mangelt es selten, doch auch an Fahrzeugen, die sich einen Weg vorbei an Außenterrassen und Passanten bahnen, herrscht kein Mangel. Was einem den Kaffeegenuss im Freien schon mal ernsthaft verleiden kann.

Ausweitung der Fußgängerzone?

Nachdem ihr erstes Schreiben folgenlos blieb, wagt die Interessengemeinschaft Neustraße nun einen neuerlichen Vorstoß, und auch dieses Mal sparen die Initiatoren nicht mit deutlichen Worten. Kürzlich schrieben sie an die Baudezernentin und die Fraktionen im Rat. Es sei nun „höchste Dringlichkeit“ geboten, steht in dem 16vor vorliegenden Schreiben. Der neu aufgestellte Vorstand der IG sowie die 26 Unterzeichner der Petition verlangen „unverzüglich“ eine Parkverbotszone für den mittleren Abschnitt der Neustraße zwischen Pfützen- und Viehmarktstraße. Hier gibt es nach wie vor die vier öffentlich bewirtschafteten Parkplätze. Diese sollten nun endlich ersatzlos entfernt werden, zumal sie regelmäßig „diverse Falschparker“ vor und hinter der Parkreihe nach sich zögen. Die IG weist auf ein weiteres Problem hin: Bei den dort angesiedelten Ladengeschäften trete der Kunde direkt auf die „Fahrbahn“. Nicht nur Kinder seien deshalb „extrem gefährdet“. Überhaupt seien „Fast-Unfälle“ täglich festzustellen, berichtet die IG, die in punkto aktueller Verkehrsregelung resümiert: „Diese Situation wirkt sich geschäftsschädigend auf die gesamte Neustraße aus“. Neben dem Entfernen der vier Stellplätze fordere man ein verstärktes Abschleppen von Falschparkern sowie die dauerhafte Installation von Geschwindigkeitsmessgeräten.

Die SPD hat nun beantragt, in der nächsten Sitzung des Bauausschusses, die am 12. Januar ansteht, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. „Die Verwaltung möge die Situation des ruhenden und des fließenden Verkehrs in der Neustraße mit den Gewerbetreibenden, vertreten durch die IG-Neustraße, analysieren, um gegebenenfalls zu einer Neukonzeption zu gelangen“, verlangen die Sozialdemokraten. Die Ergebnisse dieser Analyse sollen bis April vorliegen, dann müsse entschieden werden, so die SPD. Die Neustraße habe sich zu einer „attraktiven Einkaufsstraße mit einer hohen Aufenthaltsqualität“ entwickelt, doch sei  zu beobachten, „dass diese Qualität immer mehr durch die jetzige Parksituation und den fließenden Verkehr gemindert wird und sich täglich Situationen ergeben, bei der insbesondere die Sicherheit der Fußgänger nicht mehr gewährleistet ist“, heißt es zur Begründung des Antrags. Bis April solle die Verwaltung die Ergebnisses ihrer Analyse vorlegen, dann müsse entschieden werden, verlangt SPD-Fraktionschef Sven Teuber und der verkehrspolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Rainer Lehnart.

Vor etlichen Jahren wurde bereits eine Ausweitung der Fußgängerzone bis zur Kaiserstraße diskutiert. Dass es zu einer solch umfassenden Lösung kommen könnte, gilt indes als sehr unwahrscheinlich. Der Protest einiger Anlieger dürfte zu massiv sein. Hinzu kommt der Verkehr, der von Eltern verursacht wird, die ihre Kinder bis vor das Angela-Merici-Gymnasium fahren. Zudem wäre die Erreichbarkeit der Germanenstraße nicht mehr gewährleistet, die aufgrund von Einbahnstraßenregelungen derzeit nur über die Neustraße angefahren werden kann.

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