„Da darf nichts passieren“

Rund eineinhalb Stunden informierten Vertreter von Stadt und Stadtwerken am Freitag in einer Pressekonferenz über den Stand der Planungen in Sachen Ausbau der „Bitburger“. Insgesamt zehn Wochen wird eine der wichtigsten Einfallstraßen Triers im Sommer voll gesperrt sein. Der Verkehr soll dann weiträumig über die Autobahnen A 64 und A 602 umgeleitet werden. Betroffen sind rund 24.000 Fahrzeuge täglich. Die Vollsperrung des Nadelöhrs wird Anwohner, Pendler und Fachhochschüler auf eine harte Geduldsprobe stellen. Der Fahrplan sei knapp bemessen, einen zeitlichen Puffer habe man nicht eingeplant, erklärte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) und ergänzte: „Da darf nichts passieren“. Wie groß der Termindruck ist, zeigt die Tatsache, dass die Arbeiten an sechs Tagen der Woche rund um die Uhr laufen sollen.

TRIER-WEST/PALLIEN. Von „Hauptschlagader“ sprach die Dezernentin, von einer „ganz großen Operation“ berichtete Simone Kaes-Torchiani am Freitagvormittag. Fehlte nur noch die Metapher vom „Bypass“, über den der Verkehr von Anfang Juni bis Mitte August umgeleitet werden soll – dann, wenn eines von Triers meist frequentierten Nadelöhren dicht sein wird. Die Baudezernentin berichtete am Freitag, was 16vor am Donnerstag vorab gemeldet hatte: insgesamt zehn Wochen wird die B 51 im Sommer voll gesperrt sein. An der Vollsperrung führt kein Weg vorbei, denn anders lässt sich nicht stemmen, was binnen weniger Monate an Arbeiten umgesetzt werden soll.

Die verschiedenen Baumaßnahmen spielen sich auf einem rund 750 Meter langen Abschnitt der „Bitburger“, zwischen der Kaiser-Wilhelm-Brücke und der Fachhochschule ab. Hier staut sich der Verkehr in den Stoßzeiten, und hier liegt auch die stark sanierungsbedürftige Napoleonsbrücke, die gegen Ende des letzten Krieges gesprengt und 1948 wieder errichtet wurde. Die Brücke sowie mehrere Stützwände müssen saniert werden. Außerdem ist geplant, die Fahrbahndecke der „Bitburger“ auf einer Fläche von etwa 9500 Quadratmetern zu erneuern. Einen Schwerpunkt der insgesamt mehr als zwei Millionen Euro teuren Baumaßnahmen bildet die Anlage einer dritten Fahrspur. Um hierfür Platz zu schaffen, muss auf rund 70 Metern Länge ein Teil des Sandsteinfelsens unterhalb der FH gesprengt und weggefräßt werden.

Wobei man sich das bitte nicht wie in einem Actionfilm vorstellen dürfe, merkte Tiefbauamtsleiter Wolfgang van Bellen am Freitag an. Kollege Eric Wolff erläuterte, dass im Abstand von jeweils 40 Zentimetern von oben in den Felsen Löcher gebohrt würden, die dann zum Wegsprengen des vorderen Felsabschnitts dienten. Viele kleine Sprengungen statt dem einen großen Knall. Doch dass die Bauarbeiten mit einigem Lärm verbunden sein werden, lässt sich nicht verhindern, und auch in der Nacht wird das Ganze nicht geräuschlos vonstatten gehen, weshalb die Baudezernentin bei den Anwohnern schon jetzt um Verständnis für die Belästigungen wirbt. Man unternehme alles, um die Beeinträchtigungen so gering wie nur irgendmöglich zu halten, versicherte sie, aber Ziel sei es auch, die Maßnahmen möglichst schnell abzuschließen.

So ist geplant, dass während der voraussichtlich am 4. Juni beginnenden Vollsperrung Tag und Nacht gearbeitet wird, und das von montags bis einschließlich samstags. Während der Helligkeit sollen die Arbeiten an Fahrbahn, Stützwänden, Brücke und Felsen laufen; von 20 bis 6 Uhr sind dann die Stadtwerke im Einsatz, die alle vorhandenen Versorgungsleitungen für Gas, Wasser und Strom erneuern werden. Unweit der Napoleonsbrücke liegt ein Pumpspeicher, der das Trinkwasser aus der Stadtzone in die Trinkwasserbehälter Weißhaus und Mohrenkopf befördert. Geplant ist unter anderem, einen rund 200 Meter langen Kanal zwischen Kaiser-Wilhelm-Brücke und Pumpwerk zu erneuern. Hierbei soll allerdings ein Roboterverfahren eingesetzt werden, weshalb man ohne Tiefbau auskomme, erläuterte Edwin Christen von den Stadtwerken.

Fahrplan für Vollsperrung steht

Während der Vollsperrung der B 51 wird der Verkehr weiträumig umgeleitet. Nur für Fußgänger wie Fachhochschule dann direkt erreichbar sein. Wer von Trier aus nach Luxemburg fahren möchte, wird über die Autobahn A 602 und die Ehranger Brücke (B52) auf die A 64 umgeleitet. Die meisten dürften diesen Umweg wohl kaum in Kauf nehmen, weshalb vor allem im schon jetzt vom Durchgangsverkehr arg geplagten Stadtteil Zewen sowie dem Vorort Igel die Belastung deutlich zunehmen dürfte. Auch ist davon auszugehen, dass Pendler mit Ortskenntnissen die Schleichwege über Herresthal oder Markusberg nehmen, auch wenn die Trassen dort in einem sehr bescheidenen Zustand sind. Man hoffe, dass die ausgeschilderte Umleitung angenommen werden, so Kaes-Torchiani, und für den Fall, dass die Autobahn infolge eines Unfalls gesperrt werden müsse, habe man ebenfalls Vorsorge getroffen. So will die Stadt eine Beschilderung aufstellen, die allerdings solange verdeckt sein wird, bis der Ernstfall eintritt – dass nämlich eine Umleitung für die Umleitung eingerichtet werden muss. Was die Nutzung von Schleichwegen anbelangt, so seien die Möglichkeiten der Stadt begrenzt: „Wir setzen auf die Vernunft der Bürger“, erklärte Kaes-Torchiani und ergänzte: „Wir können die Leute, die sich andere Wege suchen, nicht abfangen“.

Die Vollsperrung zu spüren bekommen auf jeden Fall die Gastronomie auf dem Kockelsberg und im Weißhaus. Zwar wird die Zufahrt aus Richtung Bitburg und A 64 möglich sein, doch von der Stadt sind die Restaurants nur über einen kilometerlangen Umweg erreichbar. Wolfgang van Bellen betonte zwar, dass eine abschließende Lösung noch nicht gefunden sei, doch machten er und die Baudezernentin deutlich, dass eine Erschließung des Weißhauswalds durch das „falsche Biewertal“ ausscheide. Man habe das umfassend geprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Option aus Gründen der Verkehrssicherung ausscheide. Notwendig wären laut Kaes-Torchiani umfangreiche Baumaßnahmen auf der Schottertrasse.

Im Rathaus hofft man nun, dass alles nach Plan läuft. „Da darf nichts passieren“, verwies die Baudezernentin auf das enge Zeitkorsett, das gleich zwei Großereignissen geschuldet ist: der Mitte Mai endenden Heilig-Rock-Wallfahrt und der im August stattfindenden ADAC-Rallye. Einen zeitlichen Puffer habe man in den Fahrplan für die Vollsperrung nicht eingebaut.

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