Ackermann macht Bätzing zu seinem Stellvertreter

Dass Georg Holkenbrink über kurz oder lang seinen Posten würde räumen müssen, war für Beobachter längst ausgemacht. Wiederholt war der Generalvikar in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten, unter anderem wegen einer groß angelegten Strukturreform und eines strikten Sparkurses, dem sich das Bistum für die kommenden Jahre verschrieben hat. Zudem steht der 50-Jährige, und mehr noch sein Bischof massiv unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass das Bistum mehrere pädophile Priester weiterbeschäftigt. Dennoch hatten die wenigsten damit gerechnet, dass Stephan Ackermann so kurz vor der Wallfahrt eine derart wichtige Personalie bekannt geben würde. Mit Georg Bätzing macht der Bischof nun einen Mann zu seinem Stellvertreter, der schon einmal sein Vorgesetzter war, und dem viele noch eine große Zukunft in der Kirche voraussagen.

TRIER. Der Mann scheint die Ruhe in Person. Um kurz nach 11 spaziert Georg Bätzing entspannt durch die Straße An der Meerkatz; wie immer grüßt er freundlich und verbindlich. Der 50-Jährige lässt sich nichts anmerken von der Mitteilung, die sein Bischof keine Stunde später machen wird – und in der Bätzing eine wesentliche Rolle spielt: Der Leiter der heute in zwei Wochen beginnenden Heilig-Rock-Wallfahrt wird neuer Generalvikar des Bistums, und damit die Nummer Zwei in der Hierarchie der Diözese. In seiner neuen Funktion übernimmt Bätzing nicht nur die Leitung der Kirchenverwaltung, er steigt auch zum Stellvertreter des Bischofs auf.

Schon mehrfach wurde Bätzing für höhere Weihen gehandelt, und es gilt als einigermaßen wahrscheinlich, dass seine Karriere innerhalb des Klerus auch mit dem nun absehbaren Aufstieg noch lange nicht abgeschlossen sein wird. Doch zunächst muss der Dogmatiker das bevorstehende Großereignis meistern, als Leiter der kommenden Heilig-Rock-Wallfahrt trägt er eine große Verantwortung. In die Position des Wallfahrtsleiters hatte Bätzing noch der damalige Trierer Bischof und heutige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx berufen. Marx war es auch, der Georg Holkenbrink vor sieben Jahren zu seinem Generalvikar machte. Als Ackermann 2009 an die Spitze des Bistums rückte, beließ er den heute 50-Jährigen in seinem Amt.

Als Generalvikar machte Holkenbrink mitunter keine gute Figur. Etwa in der Diskussion um den Kostensenkungsprozess des Bistums, als Kritiker ihm vorwarfen, den Dialog verweigert zu haben. Doch richtig unter Druck gerieten er und der Bischof vor zwei Wochen. Da hatte das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel in großer Aufmachung über mehrere Priester aus dem Bistum Trier berichtet, die bis heute in der Seelsorge zum Einsatz kommen, obwohl sie sich nachweislich sexueller Übergriffe auf Minderjährige schuldig gemacht haben. Am Donnerstag legte Spiegel Online nach, und auch wenn sich die Berichterstattung vor allem auf Ackermann als Missbrauchsbeauftragtem der Bischofskonferenz konzentriert, steht doch auch Holkenbrink als Generalvikar im Kreuzfeuer. Als der Bischof am Freitagmorgen kurzfristig zu einer Pressekonferenz in sein Palais einlud, war klar: Holkenbrink geht.

Ackermann ahnte, dass rasch ein Zusammenhang zwischen der geballten Ladung an Negativpresse und vor allem den Vorwürfen gegen das Bistum und seiner Personalentscheidung hergestellt würde. Doch diesen Zusammenhang gebe es nicht, versicherte der Bischof wiederholt und führte quasi als Beleg hierfür ins Feld, dass Holkenbrink auch in seiner neuen Funktion für Voruntersuchungen bei Verdachtsfällen auf sexuellen Missbrauch verantwortlich bleiben werde. Der noch bis November amtierende Generalvikar wird neuer Offizial und damit Leiter des kirchlichen Gerichts. Sein Vorgänger, der 70-jährige Klaus Peters, wird Ende Oktober in Ruhestand gehen. Und weil Holkenbrink, der in Rom Kirchenrecht studierte, „sicher der Kompetenteste für die Aufgabe des Offizials“ sei, habe er sich eben für ihn entschieden, so der Bischof. Ebenso nahe habe die Berufung Bätzings für dessen Nachfolge gelegen.

Im Bistum versichert man, dass die Berichterstattung der letzten Tage kein Grund für den nun angekündigten Wechsel sei. „Das stand schon vor Wochen fest“, sagt ein Insider. Trotzdem bleibt die Frage, weshalb Ackermann die Personalrochade in seinem Umfeld schon jetzt bekanntgab, wo die Veränderungen doch erst in sieben Monaten vollzogen werden? Das hänge mit dem Ruhestandsersuchen von Klaus Peters zusammen, erklärte der Bischof, und damit, dass die Frage nach Bätzings Zukunft ohnehin bald aufgekommen wäre.

Georg Bätzing war am Freitagmittag im Bischofshofs wieder bestens aufgelegt und strahlte in die Runde. Der Kirchenmann, der an der Sieg aufwuchs und 1987 in Trier zum Priester geweiht wurde, gilt als liberal und offen. Intern wird er wegen seiner freundlichen Art geschätzt, „das ist der beste Priester, den wir haben“, ist aus dem Generalvikariat zu hören. Ackermann und Bätzing kennen sich seit langem. Als Regens war er eine Zeit lang sogar der Vorgesetzte des heutigen Bischofs. Nun ist er dessen Stellvertreter, und für manche ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Bätzing die nächste Stufe erklimmt und Weihbischof wird. Doch zunächst muss er sich ab November in seiner neuen Aufgabe bewähren und zuvor noch die Wallfahrt zu einem Erfolg führen.

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