Atlas eines ängstlichen Mannes (Christoph Ransmayr)

„Atlas eines ängstlichen Mannes“ ist ein großer erzählter Weltatlas, eine in siebzig Episoden durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften führende Erzählung. Der Autor Christoph Ransmayr studierte Philosophie in Wien, wo er nach Jahren in Irland und auf Reisen inzwischen wieder lebt. Wien ist eben nicht Österreich, so wenig wie Paris Frankreich ist. So ist Ransmayr nicht Precht, nicht Zafon – er ist ein wirklicher Literat, erfolgreich außerhalb der oft seichten Sellerlisten. Leser des “Buchtipps der Woche” können das Werk gewinnen. Die Mayersche Interbook und 16vor verlosen jede Woche zwei Exemplare des vorgestellten Buches. Dazu muss die Frage am Ende des Artikels richtig beantwortet werden.

Seine Bücher – preisgekrönt und in 30 Sprachen übersetzt; er – ein großer Sprachkünstler, ein begnadeter Erzähler, ein Vordenker und Kosmopolit, ein Reisender zu allen Stätten und Menschen auf dem ganzen Erdball. Das Lesen von Ransmayrs Texten ist eine philosophische Abenteuerreise zu den beschriebenen Orten und Geschichten, aber auch zu sich selbst.

Gerne empfehle ich auch an dieser Stelle gleichnamiges Hörbuch (bei Argon erschienen). Dort hat der Hörer das Vergnügen, Ransmayr selbst sprechen zu hören, mit seiner sonoren, melodischen Stimme und dem bezaubernden leichten Wiener Dialekt.

Der „Atlas eines ängstlichen Mannes“ handelt in keiner Wiese von einem ängstlichen Mann, wie ich befürchtete. Im Gegenteil, er kennt weder Angst noch Zögerlichkeit, seine Ängstlichkeit ist innere Einkehr, ist die Lust am stillen Schauen, das Hineinfühlen in Landschaften und Menschen. Und auch Dankbarkeit, für die vielen Dinge zwischen Himmel und Erde, derer er nicht müde wird zu bestaunen.

In siebzig Geschichten durch alle Kontinente der Erde, durch Landschaften der Seele, atemberaubende Naturlandschaften, durch Höhen und Tiefen menschlicher Existenz, von Chile bis nach China, von Nepal bis Brasilien, von Mauritius, Russland und Österreich berichtet Ransmayr. Wir sehen und erlesen die Welt durch seine wachen Augen – und wissen einmal mehr, dass vieles, was wir von unserer Welt glauben, nur aus Erzählungen stammt, nicht aus eigenem Erfahren und Begreifen… Das sollten wir uns immer erinnern, wenn wir uns wieder einmal daran geben, zu bewerten, zu vergleichen – welch sinnloses Unterfangen.

„Love in vain“ in den Mangrovensümpfen von Sumatra, die „Regeln des Paradieses“ in der Südsee, all das kann der Leser bei Ransmayr kennenlernen. Sein Buch geht durch Raum und Zeit. Die „Arbeit der Engel“, die sich Tag um Tag um mehr Licht bemühen, sie findet statt in der damaligen Tschechoslowakei – ob auch die Trebicer Juden beim Abtransport in Viehwagons von Engeln beschützt wurden?

Das Verstehen kommt wie immer am Ende: Den Menschen, den Sterblichen ist es aufgegeben, die Arbeit der Engel zu tun: „Dich zu behüten, wohin du auch gehst“.

Ein schöner (Vor-) Satz auch für die Weihnachtszeit, mit dem ich diese Buchempfehlung schließe. Schenken Sie dieses Buch – sich selbst oder Anderen. „Ich sah…“ so beginnen seine Sätze – ich sah während des Lesens hinter viele, scheinbar vertraute Dinge.

Barbara Hammes

Ransmayr, Christoph: Atlas eines ängstlichen Mannes. Frankfurt, S. Fischer. 2012. € 24.99

Gewinnfrage: Welches Studienfach belegte Ransmayr?

Die Antwort senden Sie bitte bis Montag (10. Dezember) an gewinnspiel[at]16vor.de. Die Gewinner werden in der nächsten Woche schriftlich benachrichtigt. Die Bücher müssen in der Mayerschen Interbook abgeholt werden.

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