Kammer kontra Mindestlohn

TRIER. Nachdem sich die Gewerkschaften ver.di und NGG in der Region Trier für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ausgesprochen haben, kontert die IHK: es gebe viele Argumente dagegen.

„Gerade die Wirtschaft der Region Trier würde unter Mindestlöhnen leiden, denn diese treffen vor allem kleinere Unternehmen, die unsere Struktur stark prägen“, erklärte IHK-Chefvolkswirt Matthias Schmitt. Die Industrie- und Handelskammer Trier verweist auf Untersuchungen, wonach rund 16 Prozent aller westdeutschen Arbeitnehmer unter eine flächendeckende Mindestlohnregelung in Höhe von 8,50 Euro fallen würden. „Rechnet man das grob auf die Region Trier um, wären schätzungsweise 25.000 abhängig Beschäftigte von dieser Regelung betroffen“, so Schmitt.

Aus Sicht der IHK Trier würden Mindestlöhne „die Einstiegschancen gering qualifizierter junger Arbeitnehmer in den regulären Arbeitsmarkt erschweren, die zunächst oft im Niedriglohnbereich Fuß“ fassten. Weiter heißt es in einer Mitteilung: „Werden den Unternehmen Mindestlöhne aufgezwungen, haben diese entweder weniger Geld für Investitionen zur Verfügung, mit denen sie sich für die Zukunft rüsten, oder sie müssen die Preise erhöhen – was wiederum die Konsumenten belastet.“ Wenn Preiserhöhungen aber nicht am Markt durchgesetzt werden könnten, seien die Betriebe unter Umständen gezwungen, Arbeitskräfte mit niedriger Produktivität oder geringer Qualifikation zu entlassen. „Es entsteht ein stärkerer Rationalisierungsdruck“, meint Schmitt.

Zudem zeige eine von der IHK durchgeführte Umfrage zum regionalen Fachkräftebedarf, dass in den kommenden Jahren in allen Qualifikationssegmenten – außer bei den an- und ungelernten Arbeitnehmern – eine steigende Arbeitskräftenachfrage zu verzeichnen sein werde. „Gerade mit Blick auf geringer qualifizierte Mitarbeiter ist es der falsche Weg, Neueinstellungen durch höhere Löhne unattraktiver für Unternehmer zu machen. Langfristig könnten höhere Garantielöhne für einfache Tätigkeiten sogar den Anreiz zur Weiterqualifikation hemmen und den Betroffenen damit Aufstiegsmöglichkeiten verbauen“, argumentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer.

Zum selben Thema: Gewerkschaften fordern 8,50 Euro

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