Karthaus unterm Hammer
KONZ/KÖLN. Hunderte Trierer passieren ihn täglich auf ihrer Zugfahrt von und nach Saarbrücken, Luxemburg oder an die Obermosel – nun kommt der völlig marode Konzer Bahnhof Karthaus unter den Hammer. Das Mindestgebot liegt bei 15.000 Euro.
Bretterverschläge statt Fensterglas, Bauzäune halten Fußgänger auf Abstand. „Zu verkaufen“ informiert ein Transparent an der Fassade. „Zu versteigern“ müsste es nun heißen, am 7. Dezember bei einer Auktion im Kölner Hilton-Hotel „Cologne“. „Das Objekt befindet sich augenscheinlich in einem sanierungsbedürftigen Zustand“, heißt es im Katalog für die Auktion. Wohl wahr.
Schon seit Jahren passieren die Bahnreisenden einen Ladenhüter, denn bis heute ist es dem Eigentümer nicht gelungen, einen Investor zu finden. Eine luxemburgische Gesellschaft, hinter der die in Großbritannien registrierte Patron Capital steht, hatte das denkmalgeschützte, ein- bis dreigeschossige Bahnhofsgebäude erworben. In mehreren Pakten wurden Hunderte deutscher Bahnhöfe aufgekauft, am Ende befanden sich mehr als 1.000 solcher Immobilien im Besitz von Patron Capital, deren deutsche Tochter Main Asset Management in Frankfurt für die Verwaltung und Vermarktung der Objekte zuständig ist. Offenbar hofften die Londoner auf hohe Renditen, doch bei vielen, möglicherweise den meisten der Bahnhöfe ging die Rechnung nicht auf.
Auch in Konz-Karthaus, acht Kilometer südwestlich von Trier gelegen, haben sich die Finanzinvestoren ganz offenkundig verkalkuliert. Das gesamte Areal verfällt zusehends. Es geht um immerhin 1.260 Quadratmeter auf drei zusammenhängenden Flurstücken, die Nutzfläche des denkmalgeschützten Gebäudes beträgt 737 Quadratmeter. Gut möglich, dass sich in Köln ein neuer Eigentümer für den Bahnhof Karthaus finden wird, doch wird dieser erst einmal viel Geld investieren müssen, um das Ensemble auf Vordermann zu bringen. Und ein Konzept, wie sich die Immobilie künftig nutzen ließe, wäre auch nicht schlecht.
von Marcus Stölb