Vizeersatzreservenachrücker
TRIER-MITTE. Dass Ortsbeiratsmitglieder ihr Mandat niederlegen, kommt vor und bereitet – dank gewählter Nachrücker – auch eigentlich keine Probleme. Zum Problem wird es, wenn keiner der Nachrücker nachrücken will. So erging es nun der CDU in Trier-Mitte.
Udo Köhler, immerhin Vize-Chef der Trierer CDU und Mitglied im Vorstand der christdemokratischen Ratsfraktion, legte sein Mandat nieder. Als Stadtrat genießt er in „seinem“ Ortsbeirat weiter Rederecht, darf fortan aber nicht mehr mit abstimmen. Angesichts seiner zahlreichen Ämter und Engagements wolle er sich künftig auf sein Stadtratsmandat konzentrieren, erklärte Köhler zur Begründung für seinen Rückzug.
Nach dem Wahlergebnis vom 7. Juni 2009 wäre als erste „Ersatzperson“ nun Carlos Graf in den Rat nachgerückt. Doch der lehnte das Mandat ab. Also musste der Oberbürgermeister als Wahlleiter bei Gregor Haßdenteufel anfragen – doch auch der lehnte das Mandat ab. Nun war Julia Eggenkämper an der Reihe, wie Köhler eine der Vize des Trierer CDU-Vorsitzenden Bernhard Kaster. In ihrem Parteiamt trat die junge Juristin bislang kaum in Erscheinung, über ein politisches Mandat verfügt sie nicht. Doch auch die Dritte im Nachrücker-Reigen winkte ab – sie nehme das Ortsbeiratsmandat nicht an, ließ sie Klaus Jensen wissen. Dem Vernehmen nach waren berufliche Gründe für ihre Absage ausschlaggebend.
Immerhin Walter Schrage gab dem OB und seiner Partei keinen Korb. Als vierter auf der Liste hinter Köhler ist er so etwas wie der Vizeersatzreservenachrücker der Zentrums-CDU. In dem 73-jährigen Mundartveteranen fand Jensen endlich Ersatz für Köhler und machte die Personalie „gem. §§ 53 und 45 Kommunalwahlgesetz i.V.m. § 66 Abs. 3 Kommunalwahlordnung öffentlich bekannt“. Dass sich Schrage um das Mandat gerissen hätte, lässt sich indes schwerlich behaupten. „Ich wollte zuerst nicht“, räumte er auf Anfrage gegenüber 16vor ein. Schließlich habe er mit 70 Jahren endgültig mit der Kommunalpolitik aufhören wollen und sich deshalb bei der letzten Wahl bewusst auf einen der hinteren Listenplätze aufstellen lassen. Nun hätten ihn die Parteifreunde gebeten, noch zwei Jahre zu machen. Im Ortsbeirat ist Schrage ein alter Bekannter, dem Gremium gehörte er schon mal zwei Jahrzehnte an.
von Marcus Stölb