Stadtrat stellt Weichen für Petrisberg-Ost
Im Osten des Petrisbergs sollen in den kommenden beiden Jahren bis zu 200 neue Studentenwohnungen entstehen. Außerdem gibt es Pläne für einen Frischemarkt, der die vorhandene Nahversorgung des noch jungen Quartiers komplettieren soll. Während EGP-Chef Jan H. Eitel und eine Mehrheit des Stadtrats von großen Chancen für die weitere Entwicklung des Viertels sprechen, warnen Grüne und FWG vor möglichen Auswirkungen der geplanten Baumaßnahmen auf die Verkehrsbelastung, die vor allem den Menschen im Avelertal weiter zusetzen könnte. Zudem gefährde die Nahversorgung das bestehende Angebot, etwa im Einkaufszentrum „Im Treff“. Kritik gibt es auch am architektonischen Entwurf für das geplante Studentenwohnheim. Baudezernentin Kaes-Torchiani verteidigt das Vorhaben, das einen städtebaulichen Akzent im Entree-Bereich des Petrisbergs setzen soll.
TRIER. Manche nennen ihn den „Reichenhügel“, weshalb es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass es ausgerechnet ein Discounter war, der als erstes auf dem Petrisberg Fuß fasste. Mehr als fünf Jahre ist das nun her, und fragt man Jan H. Eitel, dann war es nicht ganz einfach, die Verantwortlichen des Unternehmens für eine Ansiedlung zu gewinnen. Anfangs hätten alle abgewartet, erinnert sich der Chef der EGP GmbH, schließlich sei die potenzielle Kundschaft erst peu à peu gekommen, sozusagen mit jedem neuen Haus, das auf dem ehemaligen Konversionsgelände errichtet wurde. Wie ein Solitär, der nicht recht in die Landschaft passt, wirkt der Lidl bis heute. Bald schon könnte er auf der gegenüber liegenden Straßenseite Gesellschaft und Konkurrenz bekommen – in Form eines neuen Frischemarkts mit voraussichtlich 1.200 Quadratmetern Verkaufsfläche.
„In Arbeitsteilung mit dem Stadtteilzentrum in Tarforst“ werde dieser Frischemarkt „die Versorgung der ansässigen Wohnbevölkerung garantieren“, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung, mit der am Dienstagabend die Aufstellung des Bebauungsplans BU 16 „Petrisberg Ost“ in die Wege geleitet wurde. Auch eine Änderung des Flächennutzungsplans ist vonnöten. Beides soll parallel laufen, damit die knapp vier Hektar große Fläche möglichst rasch entwickelt werden kann. Für den Ausbau der Nahversorgung an der Robert-Schuman-Allee spreche „die integrierte Lage, der Bevölkerungszuwachs auf dem Petrisberg, die steigende Attraktivität des Universitätscampus II und die Realisierung zusätzlichen Wohnraums in der ehemaligen französischen Siedlung ‚Burgunderstraße'“, führt die Stadt einen ganzen Reigen von Gründen für das geplante Bauvorhaben an. Eitel sagt: „Es war immer klar, dass der Petrisberg keine Retortenstadt werden soll“, deshalb sei auch eine komplette Nahversorgung wichtig.
Im Stadtrat stießen die Pläne indes nicht auf ungeteilte Zustimmung, auch wenn sich am Ende eine deutliche Mehrheit für das Vorhaben aussprach. Vonseiten der FWG wurde ins Feld geführt, dass der neue Markt mehr Verkehr verursachen könnte, und von diesem hätten insbesondere die lärmgeplagten Anwohner im Avelertal bekanntlich schon heute mehr als genug, gab Peter Spang zu bedenken. Auch Uschi Britz beklagte die mangelnde Verkehrsanbindung, die zu einer weiteren Belastung in Kürenz führen könne. Die Grüne warnte zudem davor, dass ein neuer Frischemarkt dem bestehenden Angebot im Einkaufszentrum „Im Treff“ den Garaus machen könnte. Den betreibt aktuell das Unternehmen Wasgau, das am Dienstag auf Anfrage gegenüber 16vor erklärte, dass eine Aufgabe des jetzigen Standorts in unmittelbarer Nähe zum Campus aktuell nicht zur Debatte stehe. Doch zugleich erklärte eine Wasgau-Sprecherin, dass man „natürlich an weiteren schönen und attraktiven Standorten“ interessiert sei, also grundsätzlich auch an einer Ansiedlung auf dem Petrisberg. Dass die Standortgarantie für den „Treff“ noch lange Bestand hätte, wenn denn Wasgau den Zuschlag für die Lage am Campus II erhalten sollte, darf zumindest bezweifelt werden. Doch noch ist nicht entschieden, wer sich an der Robert-Schuman-Allee ansiedeln darf. Laut Eitel gibt es mehrere Interessenten, mit denen man im Gespräch sei.
Eitel glaubt nicht, dass ein zusätzlicher Anbieter auf dem Petrisberg zu einer größeren Verkehrsbelastung führen wird. Im Gegenteil: Heute müssten viele Bewohner nach Tarforst, in den „Treff“ oder sogar in die Innenstadt fahren, um sich mit Waren einzudecken. Wenn es ein komplettes Angebot in fußläufiger Entfernung gebe, werde der Verkehr eher abnehmen, erwartet der EGP-Chef. Dieser Auffassung waren am Dienstagabend auch Redner mehrerer Fraktionen, die zugleich die Pläne für ein Studentenwohnheim verteidigten. Das soll ebenfalls an der Robert-Schuman-Allee entstehen, bis zu 200 Einheiten haben, und zudem das neue Einfallstor des Viertels bilden. Die exponierte Lage war auch ein Grund, weshalb Stadt und EGP vom potenziellen Investor einen Entwurf verlangten, der sich gestalterisch abhebt von dem durchweg dreigeschossigen Studentenwohnheim „The Flag“ gleich nebenan. Zwar wird auch das neue Studentenwohnheim weitgehend dreigeschossig sein, doch durch versetzte Fenster, die der Fassade das kasernenartige nehmen sollen, und einen sechsgeschossigen Gebäudeabschnitt zum Kreisel an der Kohlenstraße hin, soll das Gebäude einen städtebaulichen Akzent setzen.
Uschi Britz sprach gestern von einem „Hochhaus“, der Planung könne sie nichts abgewinnen. Und Peter Spang warf die Frage auf, ob der Bau eines Studentenwohnheims das Nonplusultra ist. Elisabeth Tressel (CDU) rief dem FWG-Mann daraufhin in Erinnerung, dass sich der Stadtrat vor ein paar Jahren für mehr studentischen Wohnraum ausgesprochen habe. Dass dieser nun in Campusnähe geschaffen werde, sei obendrein ein Beitrag für weniger Verkehrsbelastung, argumentierte die Unionsfrau. Schließlich würden die künftigen Bewohner die Hochschule zu Fuß oder mit dem Fahrrad mühelos erreichen.
von Marcus Stölb