Asylon (Thomas Elbel)
Auch immer mehr deutsche Schriftsteller entdecken die postapokalyptische Dystopie für sich. Jetzt, wo die Tage kürzer werden, ist die Stimmung perfekt für einen richtig düsteren Endzeitroman. Debütautor Thomas Elbel hat mit „Asylon“ einen gelungenen Mix aus tödlichem Blutvergießen, zynischen Antihelden und atemberaubender Spannung geschaffen, der bestes Lesefutter für jeden hartgesottenen Science Fiction-Fan bietet.
Torn lebt seit Jahren in Asylon, einer ziemlich heruntergekommenen Stadt, die von verschiedenen brutalen Clans beherrscht wird. Sie gilt als letzter Zufluchtsort der Menschheit, seit eine Klimakatastrophe alles andere zerstörte. Als „Leveller“, der durch gezieltes Töten für das fragile Gleichgewicht der Machtverhältnisse in der Stadt sorgt, steht er eigentlich auf der Sonnenseite des Lebens. Bis seine hochschwangere Frau verschwindet, gemeinsam mit dem angeblich tot geborenen Kind.
Zeitgleich beschäftigt ihn der Fall einer jungen Stripperin, die ihr eigenes Kind zurückgelassen hat, um freiwillig den Übertritt in die lebensgefährliche Außenwelt zu wagen – und dabei im Minenfeld rund um Asylon ums Leben gekommen ist. Die rigorose Samira kümmert sich von nun an um die kleine Poosah und versucht, dem Tod ihrer Freundin auf den Grund zu gehen. Dabei stößt sie auf den geheimnisvollen Ordo Lucis und den mittlerweile vogelfreien Torn, der unversehens in die Intrigen der Clans und Ordnungsmächte Asylons geraten ist. Nach und nach enthüllt sich den beiden ein unglaubliches Lügenkonstrukt, das ihre Welt ins Wanken bringt…
Dieses Buch ist mit gutem Popcornkino zu vergleichen: Elbel gelingt es, eine kalte, menschenverachtende Atmosphäre zu schaffen und viel Blut, Opfer und Schusswaffen in die Geschichte einzubringen. Bis zum Schluss enthüllt er gekonnt Stück für Stück das Rätsel um Asylon und hält die Spannung auf konstant hohem Niveau. Da stört es nicht sonderlich, dass die Logik an manchen Stellen Schiffbruch erleidet und der eine oder andere Charakter überzogen böse dargestellt wird. Immerhin existiert auch für die Abgebrühtheit der „Asyloner“ eine am Ende überzeugende Erklärung. Elbel erfreut den Genrefan zudem mit einem erfrischend direkten und schnörkellosen Schreibstil. Unterhaltung garantiert!
Sabrina Schmitz (Auszubildende)
Elbel Thomas: Asylon. München, Piper. 2011. € 9,95.
