Vermarktet wird später

Eigentlich hatte der Stadtrat noch vor der letzten Kommunalwahl über einen Standort für die neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr entscheiden sollen. So wollte es der damals zuständige Bürgermeister Georg Bernarding. Der ist bekanntlich nicht mehr im Amt, und so zeichnet sich auch zweieinhalb Jahre nach diesem Termin noch keine Entscheidung ab. Feuerwehrdezernent Thomas Egger will sich zunächst auf die Nebenwache in Ehrang konzentrieren. Als wahrscheinlichster Standort für die neue Hauptwache gilt nach wie vor das alte Polizeipräsidium in der Südallee. Doch weder das Rathaus noch der zuständige Landesbetrieb können sagen, wie lange der graue Waschbetonbau, der seit sechs Jahren leer steht, den Trierern noch erhalten bleibt.

TRIER. Neun Stockwerke zählt das höchste Verwaltungsgebäude im Stadtgebiet, mehrere hundert Polizei- und Verwaltungsbeamte verrichteten hier einst ihren Dienst. Doch als nach einer umfassenden Sanierung des Waschbeton-Würfels plötzlich zahlreiche Beamte über unterschiedlichste Symptome klagten und manche gar erkrankten, war der Leerstand programmiert. Weil sich die Ursache für das massenhafte Leiden unter den Beamten nie klären ließ, zog das Mainzer Innenministerium im Dezember 2005 die Reißleine: Die Polizei musste raus aus ihrem Präsidium in der Südallee, nur wenige durften oder mussten zurückbleiben. Aktuell werden nur noch die kriminaltechnischen Labors im fünften Obergeschoss, die Kantine im siebten Stock, der angrenzende Pavillon im Erdgeschoss, sowie eine Kfz-Werkstatt im Untergeschoss und die Tiefgarage genutzt. Die restlichen Geschosse sind verwaist, der größte Teil der rund 9.600 Quadratmeter großen Nutzfläche liegt brach.

„Unser Ziel ist ganz klar der Verkauf“, erklärte im Mai 2007 der Sprecher des zuständigen Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung. Seither hat sich nichts mehr getan. Zwar dürfte das Gebäude schwer verkäuflich sein, und beim Land erklärte man frühzeitig, die Immobilie auch nicht um jeden Preis loswerden zu wollen. Doch für das Grundstück gleich gegenüber den Kaiserthermen müsste sich eigentlich ein Investor finden lassen. Spekuliert wurde denn auch schon über einen Hotelneubau. Wenn alle Stricke reißen, käme auch die Stadt als Interessent infrage. Das Areal gilt als der beste von drei Standorten, welche das Rathaus auf der Suche nach einem Standort für die neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr untersuchen ließ. Im Rennen waren auch die „Spitzmühle“ gleich neben dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, und das Gelände des Zweckverbands A.R.T.  zwischen Gerberviertel und Südbahnhof. Doch während eine Bebauung der Spitzmühle den Bewohnern der Südstadt eine wichtige Frischluftschneise nehmen würde, spricht gegen das A.R.T.-Gelände die vergleichsweise schlechte verkehrliche Anbindung.

Auszug nicht vor 2014

Die wäre in der Südallee deutlich besser, doch wann die Entscheidung für einen Standort fällt, lässt man im Rathaus offen: „Absolute Priorität vor der Hauptfeuerwehrwache hatte in den vergangenen Monaten das neue Brand- und Katastrophenschutzzentrum (BKSZ) am Trierer Hafen. Die Planungen für die Hauptfeuerwehrwache mussten aus Kapazitätsgründen mehr oder weniger ruhen“, erklärte Ralf Frühauf, Sprecher der Stadt, auf Nachfrage. Für das BKSZ werde aktuell eine Entscheidungsvorlage für den Stadtrat vorbereitet. „Sobald das BKSZ in der Umsetzungsphase ist, wird die Hauptfeuerwehrwache ‚angegangen'“. Im Klartext: Es kann noch dauern.

Auch in Mainz scheint man sich nun noch Zeit lassen zu wollen. „Von Seiten des Landesbetriebs LBB wurden mehrere Verkaufsgespräche geführt und es gibt Interessenten für das Gebäude“, erklärte der Sprecher, doch sei mit diesen vereinbart worden, „die Verkaufsverhandlungen zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen“. Denn solange noch Bereiche des Gebäudes von der Polizei genutzt würden, sei an eine Nachnutzung nicht zu denken, weshalb man die weitere Vermarktung zurückgestellt habe. Vor 2014 werden die verblieben Polizisten nicht weichen, denn erst dann sei damit zu rechnen, dass der zweite Bauabschnitt des neuen Polizeipräsidiums unweit des Hauptbahnhofs abgeschlossen sei, heißt es aus Mainz. Laut LBB werden bis dahin in der Südallee keinerlei Unterhaltsinvestitionen mehr vorgenommen. Mit der Stadt Trier führte die Verantwortlichen des Landesbetriebs zwischenzeitlich auch Gespräche über eine „mögliche Folgenutzung nach Auszug der Polizei“ Da sich zwischenzeitlich aber kein neuer Sachstand ergeben habe, seien diese Gespräch auf unbestimmte Zeit vertagt worden.

Weitere Informationen zum Thema: K.O.-Kriterium „Sick-Building-Syndom“ , Kein Käufer in Sicht und Problem-Immobilie in bester Lage

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