Kostenlos tanken in Trierer Parkhaus
Im City-Parkhaus am Zuckerberg haben die Stadtwerke die erste Trierer Elektro-Ladesäule in Betrieb aufgenommen. Außerdem nutzen Stadt und Stadtwerke jetzt Elektroautos. Schon bald soll eine weitere Ladesäule am Rathaus folgen. Doch auch wenn die Bundesregierung das ambitionierte Ziel ausgegeben hat, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen rollen sollen, dürfte der Durchbruch dieser Antriebstechnologie noch etwas auf sich warten lassen. Denn die Fahrzeuge sind relativ teuer und ihre Reichweite noch eher überschaubar. Das Beispiel der Eheleute Kirschten aus Luxemburg zeigt jedoch, wie sich Elektroautos schon heute sinnvoll nutzen lassen.
TRIER. Guy Kirschten kann sich noch gut erinnern: Als in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre die Ölkrise um sich griff, reagierten einige europäische Regierungen mit Sonntagsfahrverboten. Auch im Großherzogtum setzte man im Spätherbst 1973 auf autofreie Sonntage, um zumindest einen kleinen Teil des Spritbedarfs zu vermeiden. Diese lang zurückliegende Erfahrung sei mit ein Grund dafür gewesen, dass er und seine Frau sich jetzt ein Elektroauto anschafften, berichtete Kirschten am Mittwoch. Im November letzten Jahres bestellte er sich und seiner Frau einen Citröen C-Zero, seit April sind die beiden mit dem Fahrzeug unterwegs. Nun bekam Ilse Kirschten von Stadtwerke-Vorstand Dr. Olaf Hornfeck einen Blumenstrauß überreicht – sie und ihr Mann waren die ersten Kunden von Triers neuer Ladesäule.
Die befindet sich im City-Parkhaus der SWT, dass damit in den nächsten zwei bis drei Jahren mit einem besonderen Angebot aufwarten kann: Kostenlos tanken in der Großgarage. Die Kosten für die Rechnungsstellung wären höher als das, was man für eine Tankfüllung Strom bezahlen müsste, erläutert Hornfeck. Deshalb sei das Tanken vorerst gratis, „auch aus Marketinggründen“, wie er offen einräumt. Doch einigermaßen zeitaufwändig ist es auch: Zwischen fünf und sechs Stunden müssen die Besitzer schon einplanen, wollen sie ihren Wagen komplett auftanken, berichtet Albrecht Classen, Prokurist bei der SWT Parken GmbH. Die Kirschtens werden das Angebot dennoch nutzen. Die Fahrt von ihrem Zuhause in Niederanven unweit des Luxemburger Flughafens ins rund 40 Kilometer entfernt gelegene Trier legen sie locker zurück, und auch für eine Rückfahrt würde es noch reichen. Zwischen 120 und 150 Kilometer Reichweite liegen im Bereich des Möglichen. „Der geht jeden Abend an die Steckdose“, berichtet der Besitzer über seinen Citröen, die Anschaffung habe er nicht bereut. Auch, dass das Fahrzeug geräuschlos fährt, sagt ihm zu.
Luxemburger fahren mit gutem Beispiel voran
Erst rund 30 Elektroautos sind laut OB Klaus Jensen in Trier registriert, hinzu kommen noch einige Fahrzeuge mit Hybridantrieb. Doch die Stadt wolle vorbereitet sein, wenn die Nachfrage wachse, und sie wolle mit die Weichen dafür stellen, dass die Elektromobilität voran kommt. So soll demnächst auch am Rathaus eine Ladesäule installiert werden. Stadt und Stadtwerke haben zudem jeweils einen Peugeot Ion geleast. Das städtische Fahrzeug steht den Mitarbeitern des Amts für Gebäudewirtschaft zur Verfügung, doch auch der OB will es hin und wieder für kürzere Dienstfahrten nutzen. Jensen sprach am Mittwoch von einem „schönen Zeichen“ für die weitere Entwicklung der Elektromobilität, welches die neue Ladesäule setze. Zugleich unterstrich er, dass derartige Angebote ökologisch nur vertretbar seien, wenn der gezapfte Strom aus regenerativen Quellen stamme. Das betonten auch Hornfeck und Classen: „Wie für den Betrieb unserer Parkhäuser und Tiefgaragen beziehen wir auch für die Ladesäule Strom aus 100 Prozent Wasserkraft, denn sonst würde der Umweltnutzen der alternativen Antriebskraft verloren gehen“.
Da sich bisher noch kein Stecker-System als Standard durchgesetzt habe, verfüge die Ladesäule über zwei verschiedene Stecksysteme, erläuterte Classen: einen herkömmlichen Schuko-Stecker, wie man ihn aus dem Haushalt kennt, und einen Stecker der Firma Mennekes. Sodann überreichte er Simone Kaes-Torchiani eine Tankkarte. Die Baudezernentin freute sich über das Geschenk, damit sei wieder ein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung geleistet, scherzte sie. Da wusste Kaes-Torchiani noch nicht, dass erst einmal Gratistanken angesagt ist. An einer Tankkarte führt für Nutzer der Ladesäule dennoch kein Weg vorbei: Vor dem ersten Tankvorgang muss sich jeder Neukunde im Kundenzentrum der SWT-Parken GmbH, das praktischerweise im Parkhaus residiert, einmalig anmelden. „Jeder Kunde bekommt von uns eine kurze Einweisung und eine Tankkarte, mit der er die Ladesäule entriegeln kann“, so Classen, der verspricht: „Die Handhabung ist auch ganz einfach und bedienerfreundlich.“
Das Thema Elektromobilität wird auch im Rahmen eines Aktionstags der Stadt zur Europäischen Woche der Mobilität, der am 25. September, einem verkaufsoffenen Sonntag stattfindet, eine wesentliche Rolle spielen. Dann sollen auch Tesfahrten angeboten werden.
von Marcus Stölb